Nachdem wir noch einige Zeit auf dem Aussichtsturm geblieben waren und er mir die verschiedensten, wunderschönen Orte dieser Aussicht zeigte, machten wir uns nun auf den Weg zum Club. Ich hakte mich bei ihm unter als wir die breiten Wege entlang liefen.
"Du musst mit mir tanzen."
"Ich muss garnichts."Sooho kicherte.
"Stimmt. Aber es würde mich freuen."
Ich schaute überrascht zu ihm auf und wurde mit einem strahlenden Lächeln belohnt, das nur von ihm so atemberaubend sein konnte. Kopfschüttelnd schaute ich wieder auf den Weg vor mir als wir an einer Gruppe Mädchen vorbei kamen. Im richtigen Moment sah ich auf und erwischte Sooho dabei wie er einer von ihnen zuzwinkerte. Sie hatte wunderschönes, glattes, langes, schwarzes Haar. Sie war perfekt geschminkt und ihre Lippen blutrot. Das atemberaubende, edle Kleid lag perfekt an ihr und umrahmte jede ihrer Kurven als wäre sie ein Porträt das eingerahmt werden musste. Sooho grinste sie verführerisch an als ich ruckartig stehen blieb. Als wären meine Füße aus Blei und würden langsam im Boden versinken. Ich wusste nicht warum, doch mein Herz schmerzte, so wie es noch nie geschmerzt hatte. Vielleicht weil ich für wenige Stunden die Hoffnung gehabt hatte, dieser Ort würde vielleicht doch etwas Gutes in sich verbergen. Doch ich hatte mich nicht getäuscht. Die True Bones, diese Menschen, dieser Ort und der Reichtum. Sie waren alle gleich. Alle. Ich löste mich von Sooho und sah ihn ausdruckslos an. Etwas in mir versuchte die Tränen zurück zu halten die sich in meinen Augen bildeten.
"Ich habe mich nicht in dir getäuscht, auch wenn ich es für einen kurzen Moment gedacht hatte."
"Was-"
"Du bist ein Frauenheld."Sein Gesicht verlor jegliche Farbe und er schien den Fehler zu bemerken den er gemacht hatte.
"Und ich bin das hässliche, seltsame Mädchen. Die lustige Herausforderung."
Er schüttelte seinen Kopf.
"Ich bin eine von vielen."
"Nein."Ich drehte mich wortlos um und eilte davon.
"Nein!"
Ich rannte den Weg entlang und doch hörte ich wie er mir folgte. Seine schweren Schritte hallten vom Boden wieder wie schwere Donnerschläge, doch alles was ich sah war meine Mission und das Ziel hier so schnell zu verschwinden wie nur irgendwie möglich.
"Warte! Bitte!"
Ich ignorierte jedes Wort, wollte nichts hören. Wollte nicht daran erinnert werden das ich mich getäuscht hatte. Vielleicht hatte ein kleiner Teil von mir gehofft, er würde die Wahrheit sagen. Vielleicht hatte ein kleiner Teil von mir gehofft doch normal sein zu können. Vielleicht wollte ich doch nur jemanden der mich in Mitten all dieser goldenen Schönheiten als wertvoller empfand. Sooho packte meine Hand und riss mich ruckartig herum. Doch noch bevor er etwas sagen konnte rauschte ein Soldat auf einem großen, dunklen Pferd an uns vorbei. Ich zuckte erschrocken zusammen und sah ihm hinterher wie er hinter den Häusern verschwand. Der Wind wehte mir die Haare ins Gesicht als ich meinen Blick an Sooho wandte der mich schon die gesamte Zeit über anstarrte. Ihn schien der Soldat nicht aufgefallen zu sein oder vielleicht hatte er gelernt sie aufzublenden. Doch dann sah ich wie ein dünnes Blatt Papier zu Boden schwebte. Scheinbar hatte es der Soldat verloren und es wurde vom Wind aufgeweht. Ich entriss mich von Sooho und ging darauf zu.
Gesucht
Die Worte schossen durch meinen Kopf als ich mich an das Phantombild wandte. Doch mein Herz sackte zusammen und meine Welt hörte für einen kurzen Moment auf sich zu bewegen. Ich stolperte einige Schritte zurück bis ich gegen die Hauswand stieß und Tränen meine Wangen hinab liefen. Auf dem Bild erkannte ich Mak-Moon. Er war es. Eindeutig. Er wurde gesucht und ich spürte wie das Blut in meinen Adern zu kochen begann. Nicht vor Wut, nein, vor Angst. Durch mich hindurch schoss die pure Panik.
"Er muss das Gesicht des Königs gesehen haben."
Mit zitterndem Körper sah ich zu Sooho auf.
"Was passiert mit ihnen?"
"Sie werden umgebracht."Ich riss meine Augen auf und spürte wie mir der Boden unter den Füßen fortgerissen wurde. Doch ich krallte mich an die Hauswand und hielt mich aufrecht.
"Wieso interessiert es dich? Das ist nur irgendein Flüchtiger, der es irgendwie über die Mauern geschafft hat."
"Nein!"Ruckartig schlug ich Sooho auf die Brust und stieß ihn kräftig von mir. Erschrocken sah er mich an, als er nicht erwartet hatte das ich so viel Kraft in mir trug. Doch am meisten verunsicherte ihn die Sache weshalb ich mich so um diesen Jungen auf dem Bild sorgte, doch genau das würde er nie von mir erfahren.
"Was-"
Ich schüttelte meinen Kopf und rannte an ihm vorbei, rannte den Weg entlang. Ich musste die Beiden finden. Sofort. Es durfte nicht zuspät sein. Es durfte nicht sein. Wir mussten die Mission abbrechen und verschwinden. Zumindest musste Dog-Bird mit Mak-Moon zurück nachhause, zurück über die Mauern. Ich würde hier bleiben und sie suchen. Mit schnellen Schritten eilte ich den Weg entlang und schlängelte mich durch die Menschenmassen. Die Menschen die keine Ahnung hatten was gerade in meiner kleinen Welt vor sich ging. Die Welt die zu zerbrechen drohte.
"Hey!"
Ich blieb stehen und schaute langsam über meine Schulter zurück. Sooho stand verdutzt vor der Hauswand. Er schien so schrecklich verwirrt, so schrecklich panisch. Doch ich sah nur noch ein einziges Ziel vor meinen Augen.
"Ich habe gewonnen, denke an meinen Preis."
Mit diesen Worten rannte ich durch eine Seitenstraße direkt auf den Wald zu. Ich wusste nicht weshalb, doch ein scharfer Schmerz schoss durch meine Brust. Ein Schmerz der mich in die Knie zwang. Etwas in mir wollte zurück zu Sooho. Ich wollte das er mir half, ich wollte das er mich und uns aus dieser Lage holte. Doch der andere Teil erinnerte sich an den Moment zurück als er dem Mädchen zuzwinkerte. Ich war keine von vielen. Ich war ein niemand. Ich kam am Waldrand an und schlängelte mich durch die Bäume. Es dauerte nicht lange bis ich an unserem Lager angekommen war. Doch meine schlimmste Vermutung wurde wahr. Es war leer. Dabei hatten mir die beiden versprochen hier zu bleiben, zumindest so lange bis ich wieder kam und wir gemeinsam weiter nach seiner Schwester suchten. Ein ungutes Gefühl überkam mich als ich erneut losrannte. Die Äste bohrten sich in mein Kleid und zerissen den einst edlen Stoff. Ich eilte so lange durch den Wald bis ich an einem breiten Weg ankam. Die Baumkronen ließen es hier dunkler wirken als es eigentlich zur Uhrzeit passte. Das ungute Gefühl wuchs. Ich eilte den Weg entlang und krallte mich in das Plakat das ich noch immer in meinen Händen hielt. Doch plötzlich hörte ich ein lautes Poltern. Ein Geräusch das ich schon einmal gehört hatte. Nur wenige Sekunden später rauschte der Soldat auf seinem Pferd an mir vorbei. Ich war auf der richtigen Spur. Doch er scheinbar auch. Ich hob mein Kleid an und rannte noch schneller während mir der Wind ins Gesicht wehte. Ich eilte den staubigen Weg entlang bis ich zwei bekannte Gesichter sah. Mak-Moon stützte Dog-Bird. Scheinbar hatte dieser erneut einen Schwächeanfall. Ich schrie ihre Namen und rannte auf sie zu. Mak-Moon schaute auf und traf meinen panischen Blick. Als ich an ihm vorbei schaute sah ich in der Ferne den Soldaten der sein Pferd umdrehte und erneut auf uns zusteuerte. Er zog sein gewaltig, glänzendes Schwert aus seiner Halterung und hob es in den Himmel. Der Mond spiegelte sich auf der perfekten silbernen Oberfläche und ließ sie undurchdringbar wirken. Als könnte nichts und niemand sie stoppen. Alles stand still. Ich begann laut zu schreien als er immer weiter auf uns zukam. Jeder Schritt mit dem er meinen besten Freunden näher kam durchdrang mein Herz. Als würde jeder weitere Schritt einen meiner Atemzüge für sich stehlen, so lange bis meine Lungen brannten. Doch Mak-Moon ließ Dog-Bird nicht fallen. Er hielt ihn fest umklammert und zog ihn mit sich. Er hielt ihn fest umschlungen, bis zum Schluss.
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King || Soo Ho Rang Fanfiction
FanfictionMein Leben bestand aus meinen beiden besten Freunden und der Fähigkeit einer Kriegerin. An mein früheres Leben konnte ich mich nicht erinnern. Mein Leben ziehte sich durch die Armut. Doch eine einzige Mission legte sich wie ein Flügel über mein Lebe...