Kapitel 12

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Früh am Morgen war ich auf dem Weg zum Teeladen. Dog-Bird hatte mir von irgendwo eine Halterung für mein Schwert geholt. Nun hing sie an meiner Hüfte an dem edlen Kleid und gab mir ein gutes Gefühl. Als wäre ich endlich wieder ich selbst. So störten mich auch die vielen, seltsamen Blicke der anderen Mädchen nicht. Vielleicht lag es aber auch nur an meinem verdreckten Kleid oder doch der polierten Klinge die bei jedem Schritt am Stoff schliff. Ich hatte jedoch keine Lust nun ein neues Kleid zu klauen, wen interessierte es schon wie der Stoff aussah. Mich jedenfalls nicht. Ich umklammerte die Halterung meines Schwertes als ich auf den Teeladen zulief. Wie erwartet saß er auf den Stufen der Veranda und schien vertieft in seine Schuhe zu sein. Ich riss das Schwert aus seiner Halterung und legte die Klinge unter sein Kinn. Grinsend brachte ich ihn dazu, zu mir aufzuschauen. Ich schwing das Schwert in meiner Hand und entfernte mich einige Schritte von ihm. Schmunzelnd richtete er sich auf.

"Ich habe gesehen wie du den Jungen, der deinen Freund verprügelt hat, geschlagen hast. Aber ich dachte nicht das du wirklich mit einem Schwert kommst."

Lachend blieb ich stehen und hielt das Schwert fest umklammert während ich mich in der silbernen Klinge spiegelte.

"Du kennst mich nicht."
"Stimmt."

Ruckartig kam er auf mich zu, legte seinen Arm um meine Taille und riss mich eng an seine Brust. Überrascht schaute ich zu ihm auf und spürte wie meine Knie weich wurden als mich seine intensiven Blicke trafen.

"Doch das werde ich ändern."

Ich dukte mich unter ihm hindruch und legte die Spitze des Schwertes in seinem Nacken an.

"Das wollen wir doch einmal sehen."

Er kicherte und fuhr ruckartig herum. Seine Klinge prallte gegen meine. Ich wusste nicht das man so schnell ein Schwert ziehen konnte. Doch scheinbar konnten es die True Bones. Der Kampf begann. Ich wich seiner Klinge aus und rutschte über den Boden bevor ich ihn mit dem Knauf zwischen den Schulterblättern traf. Er sackte in sich zusammen kurz bevor er aufsprang und seine Klinge nach mir schwing. Doch ich blockte sie mit meiner ab. Ich hörte wie die Klingen aufeinander prallten während er mich vor sich hertrieb. So lange bis ich mit dem Rücken gegen die Hauswand des Teeladens stieß. Er legte seine Klinge an meinen Hals an und schaute mich grinsend an. Für einen Moment musterte ich seine schimmernden Augen. Für einen Moment malte ich mir aus was wäre, sollte ich hier bleiben. Was würde geschehen sollte ich hier bleiben. Was würde geschehen sollte ich ihm meinen Namen nennen.

"Ich glaube..."

Er musterte schmunzelnd die Konturen meines Gesichts.

"Ich habe gewonnen."
"Ich lernte das Kämpfen von meinem besten Freund."

Sooho lauschte sorgsam meinen Worten.

"Er lehrte mir eine der wichtigsten Regeln, die mich häufig mein Leben kosten könnten."

Ich umklammerte fester den Knauf meiner Klinge und legte meinen Kopf schief.

"Stelle sicher das dein Gegner tot ist, er könnte zurück schlagen."

Mit diesen Worten wandte ich mich unter seinem Arm hindurch und rammte ihm den Knauf meines Schwertes in die Seite. Ächzend ließ er sich gegen die Hauswand fallen und musterte mich dabei wie ich das Schwert in meiner Hand schwing. Er sah mich grinsend an, kam auf mich zu und schwing seine Klinge schneller, als ich folgen konnte, als könnte er die Luft durchtrennen. So lange bis sie den Stoff meines Rockes traf, erstaunt blieb ich stehen und schaute hinab auf mein verschmutzes Kleid. Der Stoff wurde geziert von einem breiten Schnitt der nur von einer neu geschliffenen Klinge stamme konnte. Sooho musterte mich überrascht. Die dreckigen Flecken schienen ihm egal zu sein. Er schaute nur auf den Schnitt im einst edlen und vollen Stoff, der die Hälfte meines Beines freilegte.

"Ich schulde dir ein neues Kleid."
"Das wird nicht nötig sein."

Ich rannte auf ihn zu, bis unsere Klingen aufeinander prallten und unsere Gesichter nur wenige Milimeter voneinander entfernt waren. Von nichts weiter getrennt als unseren Klingen spürte ich seinen Atem auf meinen Lippen. Er war mir zu nahe, viel zu nahe. Doch das Schimmern in seinen Augen und das Schmunzeln auf den Lippen ließ mich erstarren.

"Spätestens heute Abend werde ich nicht mehr hier sein."

Er schaute mich überrascht an. Doch ich fuhr ruckartig herum und rammte ihm den Knauf erneut zwischen die Schultern. Stöhnend stürzte er zu Boden und ich musste mich an den Anblick gewöhnen. Ein edler True Bone lag im Dreck. Der Staub verteilte sich auf seiner Robe als er sich auf den Rücken legte. Sein Blick wanderte zu seinem Schwert das einige Meter entfernt im Dreck lag. Ich hatte gewonnen, das stand fest. Schmunzelnd ging ich auf ihn zu und setzte mich neben ihm im Schneidersitz auf den Boden. Er war sichtlich überrascht darüber. Scheinbar würden sich die anderen Frauen die er kannte lieber einen Finger abschneiden als ihr teures Kleid in den Staub zu setzten. Doch ich sah ihn nur lachend an.

"Ich habe gewonnen."

Er rollte sich auf die Seite und schaute zu mir auf.

"Verrate mir wer du bist."

Lachend richtete ich mich auf und wuschelte durch meine, eigentlich viel zu langen Haare um den Staub auszuschütteln. Schmunzelnd lief ich den Weg entlang während ich meine Klinge wieder in ihre Halterung fahren ließ.

"Ich habe gewonnen."

Sooho packte meinen Arm und drehte mich ruckartig zu sich um. Ich hatte nicht gehört das er aufgestanden war, er bewegte sich leise und unbemerkt. Doch nun war sein Blick anders, vollkommen anders als sonst.

"Du kennst meinen Preis."

Er schüttelte seinen Kopf.

"Gib mir eine Chance, nur eine einzige Chance."

Lachend entriss ich mich ihm.

"Wie oft hast du den Satz schon benutzt?"

Für einige Sekunden hielt er inne.

"Zu oft."

Zum ersten Mal seit ich ihn kannte hatte ich das Gefühl als würde er die vollkommene Wahrheit sagen. Zum ersten Mal seit er mich auffing hörte ich etwas wie Reue in seiner Stimme. Dabei wusste ich nicht das diese goldenen True Bones etwas wie Reue empfinden konnten. Ich wusste nicht das sie Gefühl hatten. Denn Gefühle gab es ohne Geld, ohne Gold und Reichtum, etwas das die True Bones nicht kannten. Ihr Leben bestand aus Reichtum, Unmengen an Reichtum und Ansehen. Doch Sooho wirkte anders. Als würde er sich Gefühle nicht mit Reichtum erkaufen. Auch wenn er anfangs so wirkte.

"Gib mir nur eine Chance."

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Ich vergebe keine Chancen, nur Möglichkeiten einen anderen Weg einzuschlagen."

Er sah mich flehend an als ich meinen Blick an den Teeladen wandte.

"Der Tee ist hier am Abend bestimmt besonders gut."

Ich drehte mich um und lief den Weg entlang bevor ich über meine Schulter zurück blickte. Ich traf seinen glücklichen Blick bevor ich grinsend in der Seitengasse verschwand. Erneut hatte ich es nicht geschafft mich dem True Bone zu entziehen, er hatte eine Anziehungskraft der ich nicht anhalten konnte. Doch er verhindert meine Mission. Er vernebelt meine Gedanken und lenkt mich von dem einzigen Grund ab wegen dem ich überhaupt hier war. Der einzige Grund der mich noch hier hielt. Dabei wusste ich das er und ich nichts weiter als ein Spiel waren. Ein schnelles Spiel das enden würde sobald ich seine Schwester erneut gefunden hatte. Schneller als ich hier war würde ich wieder fort sein und nie erfahren was hätte sein können wenn ich mich weiter auf das Spiel einließ. Ich würde nie das Ende erreichen, wer gewinnen würde. Ich oder er. Das Nichts oder das True Bone.

King || Soo Ho Rang FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt