Mak-Moon lehnte gegen einem Baum und hielt sich die schmerzende Seite. Er sah schwach aus, verletzt und müde. Sein rechtes Auge war tief blau und zugeschwollen, während das getrocknete Blut an seinem Mundwinkel hing. Sein gesamter Körper wurde geziert von offenen Wunden die sich entzünden würden, sollte ich nichts unternehmen.
"Ich muss etwas besorgen..."
Dog-Bird nickte, doch als ich mich aufrichtete packte Mak-Moon mein Handgelenk.
"Sie werden dich finden. Dieser Junge wird dich finden."
"Ich habe euch gefunden."Er schaute mich flehend an als ich meine Hand um seine legte.
"Ich gab dir ein Versprechen."
Mak-Moon verstärkte die Berührung.
"Und ich dir."
"Ich komme zurück."
"Ich würde dich überall finden."Ich schmunzelte und drückte meine Lippen auf sein Stirnband.
"Das weiß ich."
Mit diesen Worten löste ich mich von ihm und eilte durch die dichten Bäume. Etwas das mir ein wenig Halt gab. Die Bäume wirkten hier kein bisschen anders als draußen. Es waren dieselben, die gleichen Blätter, die gleichen Äste. Auch das Gras, die Steine und die Erde auf der ich lief wirkte so gleich und vertraut. Ich eilte durch den Wald, so lange bis ich den Schein der Stadt wieder wahrnahm. Ich schlängelte mich durch den Baumrand und trat auf den staubigen Weg. Mein neues Ziel war es also eine Apotheke zu finden, zu so später Stunde. In einer Stadt die ich nicht kannte. Unmöglich und doch machbar. Ich lief die Wege entlang und bemerkte das sie nicht sortiert waren. Es gab keine bestimmte Reihenfolge oder Gasse. Es gab keine Lebensmittelgasse oder Kleidergasse. In jedem Weg standen unterschiedliche Stände. Bedeutete für mich jeden einzelnen Stand abzusuchen. Was leicht war, da die meisten geschlossen hatten. Doch irgendwann, fand ich einen Stand ganz am Ende der Straße. Ein Stand geführt von einer kleinen alten Dame. Sie war die erste die mich nicht ansah wie ein anderes Wesen. Sie lächelte, was ihre rosa geschminkten, wunderschönen dunklen Augen noch strahlender wirken ließ.
"Wie kann ich dir helfen, junge Dame?"
"Ich brauche eine Salbe gegen Wunden und ein Medikament."Sie nickte.
"Eine Prügelei, hm?"
"Ja..."Schweigend kramte sie sich durch ihre Schubladen. Ich mochte sie. Scheinbar gab es doch normale Menschen hinter diesen Mauern, jemanden der nicht nach meinem Aussehen ging. Sie packte eine Salbe und eine kleine Flasche in einen braunen Leinenbeutel.
"Drei silber Münzen."
Ich schaute sie mit großen Augen an. Daran hatte ich nicht gedacht. Wie sollte ich bezahlen, ohne Geld. Alles was ich hatte war Dog-Birds Münze und... Meine Fingerspitzen lagen auf meiner goldenen Kette. Das einzig Wertvolle das jemals wirklich mir gehören würde. Ich atmete tief durch als ich den Verschluss langsam öffnete.
"Ich habe keine Münzen, aber meine Kette, vielleicht ist sie etwas wert."
Ich legte mein Heiligtum in die Hand dieser Frau und schaute ihr dabei zu wie sie jeden Zentimeter abwertend musterte. Doch schließlich nickte sie.
"Na gut."
Mit diesen Worten legte sie den Beutel auf den Tisch vor mir und verstaute meine Kette in einer Glasschüssel im Regal hinter ihr. Für einige Sekunden spürte ich mein Herz schmerzen. Ich schaute auf den Anhänger der sich im Mondlicht spiegelte bevor ich meine Zähne zusammen biss und sie freundlich ansah.
"Dankeschön."
Sie nickte als ich mich schwerenherzens umdrehte und den Weg entlang lief. Hinter mir lag alles was mir von meinem früheren Leben geblieben war. Doch Mak-Moons Gesundheit, sein Leben, war wichtiger. Ich lief durch die Nacht und klammerte den Leinenbeutel an mich, als würde er mir den letzten Halt geben bevor ich mich in dieser endlos wirkenden Stadt verlor. Der Wind wehte durch meine Haare und jagte einen Schauer über meine Haut. Die Laternen an den edlen Häusern leuchteten mir den Weg zurück zu dem dunklen Wald, in dem wir uns Zuhause fühlten. Ein kleines, normales Fleckchen an diesem so schrecklich wunderschönen Ort.
"Hey."
Ich erstarrte und spürte wie sich meine Füße an den Boden klebten. Eine Stimme die sich in mein Gedächtnis gebrannt hatte drang zu mir durch. Nur langsam drehte ich mich um während ich den Beutel fester an mich drückte. Der Junge der mich noch vor einigen Stunden aufgefangen hatte, kam mit großen Schritten auf mich zu. Als er vor mir stand konnte ich nichts weiter tun als meinen Blick senken. Er machte mich nervös und vielleicht war es nur die Angst das er alles auffliegen lassen könnte. Er löste eine meiner Hände von dem Beutel und legte etwas in meine Handfläche. Sanft schloss er meine Finger darum.
"Ich glaube das gehört dir."
Er trat einen Schritt zurück als ich in meine Hand schaute. Meine Kette leuchtete mir entgegen.
"Das kann ich nicht annehmen."
Ich ging auf ihn zu und legte sie ihm wieder in die Hand.
"Ich kann dich nicht bezahlen."
Er zog seinen rechten Mundwinkel zu einem Schmunzeln an. Ein schönes Schmunzeln. Ein Schmunzeln das in dieser Stadt bestimmt von großer Bedeutung war.
"Ich möchte keine Bezahlung."
Er kam auf mich zu, packte meine Schulter und drehte mich so um das ich mit dem Rücken zu ihm stand. Vorsichtig legte er mir die Kette an und kam mir so nahe, das ich seinen Atem auf meinem Ohr spürte.
"Ich möchte das du sie trägst."
Seine Stimme jagte einen Schauer über meinen Rücken als er den Verschluss schloss. Ich drehte mich ruckartig zu ihm um und sah ihn ungläubig an. Ich musterte ihn, als wollte ich herausfinden was er vorhatte. Seine dunklen Augen spiegelten sich im Schein der Laternen und ließen sie noch tiefer wirken. Tiefer als es das Meer je hätte sein können.
"Mein Name ist Soo Ho Rang."
Seine Stimme hallte durch die Nacht während ich mich einen Schritt von ihm entfernte und mich leicht verbeugte.
"Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen."
Er lächelte als ich mich umdrehte und weiter den Weg entlang lief. Doch er folgte mir nicht, das hörte ich. Seine Schritte schwiegen.
"Wie ist dein Name?"
Ich hielt inne und schaute auf den Boden direkt vor mir. Als stünde dort die Antwort auf meine vergessene und unausgesprochene Antwort. Doch ich atmete tief durch kurz bevor ich mich schmunzelnd zu ihm umdrehte.
"Vielen Danke für meine Kette."
Mit diesen Worten verschwand ich hinter einer Hausmauer und eilte in eine Seitengasse zwischen zwei großen Häusern. Ich lehnte mich gegen die Wand bis ich schnelle Schritte hörte. Vorsichtig spähte ich hinter der Ecke hervor und sah Sooho der um die Ecke rannte und sich suchend umschaute. Er fuhr sich durch die Haare und ließ die Locken noch zerzauster aussehen die sich wirr über sein Stirnband legten. Schmunzelnd drehte ich mich um und eilte die Seitengasse entlang. Ich sprang zurück auf den normalen Weg und verschwand zwischen den dichten Bäumen. Ich hob mein Kleid an und schlängelte mich durch die Bäume. Ein wirkliches Wunder das ich mich mit diesen Massen an Stoff so frei durch die Äste bewegen konnte. Aber ich hatte ein Ziel. Ich wusste genau wo sich meine Freunde befanden, auch ohne ein Kennzeichen. Das lernte ich nach all den Jahren in der Natur. Es war eine unserer ersten Unterrichtsstunden. Dog-Bird und ich. Ich schmunzelte über meine eigenen Gedanken und kletterte über einen umgestürzten Baumstamm. Es wurde dunkler, je tiefer ich fortschritt. Zwar wusste ich das wir eine Laterne hatten und doch war das Risiko zu groß sie anzuschalten. Nach all den Jahren in der Natur konnten wir uns im Dunkeln gut zurecht finden. Als hätten wir einen Nachtblick entwickelt. Wir hatten gelernt uns anzupassen, das kam uns nun zum Vorteil. Ich wusste das wir unsere Mission schaffen würden, komme was wolle. Das waren wir uns selbst schuldig.
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King || Soo Ho Rang Fanfiction
FanfictionMein Leben bestand aus meinen beiden besten Freunden und der Fähigkeit einer Kriegerin. An mein früheres Leben konnte ich mich nicht erinnern. Mein Leben ziehte sich durch die Armut. Doch eine einzige Mission legte sich wie ein Flügel über mein Lebe...