Kapitel 22

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Ich torkelte wie benommen durch die Menschenmasse auf den Straßen. Die Straßen, die für die Parade der Königin vorbereitet wurden. Ich biss meine Zähne zusammen und lief über eine Seitenstraße um dem Trubel zu entgehen. Ein Ziel hatte ich nicht. Einen Plan auch nicht. Ich wusste nichts, außer das mein Hass auf die Königin stieg mit jedem weiteren Atemzug. Sie war für den Tod meiner besten Freunde verantwortlich. Sie ließ den Soldaten los der uns angriff. Dann schoss eine Idee durch meinen Kopf, eine Idee die so verrückt war, das sie womöglich meinen Kopf kosten würde und genau das würde die größte Belohnung für mich sein. Ich würde die Königin töten. Heute, auf der Parade. Ich würde ihr das selbe Leid zufügen das sie meinen Freunden zufügte. Ich würde ihr Blut zwischen meinen Fingern zerfließen lassen und jeden ihrer letzten Atemzüge genießen. Ich verfiel in einen neuen, so vollkommen absurden Plan als ich meine Freunde vor mir stehen sah. Sie lehnten sich an eine Hauswand und zwinkerten mir belustigt zu.

"Wo wart ihr so lange?"

Pures Glück strömte durch meine Adern als ich hastig auf sie zurannte.

"Wir haben dich gesucht."

Dog-Birds Stimme hallte wie durch einen Schleier zu mir durch.

"Ihr habt mich gefunden."

Lachend breitete ich meine Arme aus, doch als ich sie berühren wollte lösten sie sich in einem feinen Nebel auf. Ich spürte den Schmerz der mich druchdrang als ich auf die Stelle starrte an der sie vor wenigen Sekunden noch gestanden hatten. Doch viel zu schnell bemerkte ich die Illusion auf die ich hereingefallen war. Meine Füße wurden schwer und Tränen liefen meine Wangen hinab als ich mich auf den Boden sinken ließ. Der Gedanke daran das ich sie nie wiedersehen würde brannte ein Loch in mein Herz. Ich hielt mir beide Hände vor den Mund als mich die Tränen zu ersticken drohten. Doch plötzlich spürte ich wie jemand meinen Arm packte und mich ruckartig auf meine Füße riss. Ich schaute erschrocken auf und blickte in Soohos trübe Augen. Wortlos riss er mich in seinen warmen Arm. Für einige Sekunden hielt ich inne bevor ich mich gegen ihn lehnte. Eine Umarmung, ein schützender Arm, jemanden den ich so dringend brauchte. Nun da ich niemanden mehr hatte. Ich spürte sein schnell schlagendes Herz, seinen Atem auf meinem Kopf und seine Arme die mich hielten. Ich verfiel in einen tiefen Heulkrampf der meinen gesamten Körper lähmte.

"Sie sind tot."

Er lehnte sein Kinn auf meinen Kopf und drückte mich eng an sich.

"Sie sind tot und ich konnte nichts tun um das zu verhindern."

Er legte seine Hände um meine Wangen als er sein Gesicht vor meines brachte. Mit seinem Daumen wischte er mir die Tränen von der Wange.

"Du hättest nichts machen können."
"Ich habe Zeit verschwendet. Zeit in der wir sie hätten finden können. Zeit in der alles hätte richtig laufen können."

Ich senkte meinen Blick und spürte wie meine Tränen über seinen Handrücken liefen.

"Mach das ich aufwache, aufwache aus diese Albtraum."

Er sah mich verzweifelt an.

"Bitte."
"Ich kann nicht..."

Ich schaute zu ihm auf und spürte wie sich unsere Blicke trafen. Er war so liebevoll, hinter dieser Fasade eines Frauenheldes. Er hatte einen weichen Kern, tief in sich. Einen Kern den ich gerne weiter kennengelernt hätte. Doch nun würde meine Anwesenheit an seiner Seite, nur sein Todesurteil sein. Ich konnte nicht zulassen das noch jemand starb, wegen mir.

"Du musst mir etwas versprechen."
"Natürlich."
"Versprich mir das du mich gehen lässt."

Sein Kiefer zuckte und er schüttelte seinen Kopf.

"Gib mir eine einzige Möglichkeit um einen anderen Weg einzuschlagen."

Schmunzelnd legte ich meinen Kopf schief.

"Nur eine einzige Möglichkeit. Wenn du dann immer noch gehen willst lasse ich dich gehen. Aber ich werde nie aufhören dich zu suchen."
"Okay."

Er schmunzelte bevor er mein Gesicht fester in seine Hände nahm und ruckartig seine Lippen auf meine drückte. Mein Körper erstarrte und ich spürte wie sich mein Herz mehrfach überschlug. Es begann erneut zu schlagen und das Blut rauschte durch meine Adern. Meine trostlose Welt wurde von allen Farben geflutetet die mir in den Sinn kamen. Die Sterne regneten auf mich herab und tauchten mich in ihrern Schein während mich Sooho näher an sich zog, jedoch immer darauf bedacht meine Wunde nicht zu verletzten. Ich legte meine Hand auf seine Brust und spürte das sein Herz so schnell raste wie meines. Doch ich löste mich zögerlich von ihm.

"Du solltest gehen."

Er nickte langsam bevor er erneut seine Lippen auf meine drückte. Flüchtig und leidenschaftlich. Er löste sich von mir und lief rückwärts den Weg entlang während er mich nicht aus den Augen ließ.

"Ich gebe dir einen Vorsprung."
"Weshalb? Wofür?"
"Ich lasse dich gehen, aber ich werde dich suchen."

Ich legte meinen Kopf schief.

"Du wirst mich nicht mehr finden."
"Was hast du vor?"

Seine Stimme klang besorgt.

"Etwas das mein Tod bedeuten wird."

Er kam auf mich zu und riss mich ruckartig an seine Lippen. Als würde es uns am Leben erhalten. Mich am Leben erhalten. Als wären es meine Lippen die er zum Atmen brauchte. Doch viel zu schnell löste er sich von mir und nahm mein Gesicht in seine Hände. Er musterte mich, jeden Zentimeter, als prägte er sich jedes Detail ein.

"Würdest du jemanden gehen lassen, der dir die Farben der Welt gezeigt hat?"

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Das würde ich nicht."
"Wieso verlangst du es von mir?"

Ich legte meine Hand an seine Wange und schaute in seine dunklen Augen.

"Würdest du jemanden in den Tod laufen lassen, der dir gezeigt hat wie wunderschön das Leben sein kann?"
"Nein, das würde ich nicht."
"Wieso verlangst du es von mir?"

Seine Mundwinkel sanken als ich mich einige Schritte von ihm entfernte. Doch seine fehlenden Berührungen lösten einen kalten Schauer auf meiner Haut aus und ich spürte das etwas fehlte. Etwas nach dem ich mich so lange gesehnt hatte und ja, vielleicht war das, genau das, Liebe. Vielleicht war das, das Gefühl der Liebe die ich nie gesucht und doch gefunden hatte. Etwas das ich nie kennenlernen durfte, bis ich Sooho traf. Er gab mir die Farben zurück die ich verloren hatte. Doch nun, da ich dabei war mich in den Tod zu stürzen, spürte ich wie jede einzelne Farbe langsam verblasste. Sie wurden schwächer und die Gefühle stärker. Als würden sie mich davon abhalten wollen, das zu tun, was ich tun musste.

King || Soo Ho Rang FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt