Kapitel 60

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Meine Sicht wurde klarer, die Formen verschwanden und die Welt nahm ihre normalen Farben an. Doch vor meinen Augen lag das pure Chaos. Aro kniete mit ihrem Medizinkasten neben mir während ich in Dog-Birds Armen lag. Yeo Wool umklammerte meine Beine während Hansung hinter ihm lag und sich schmerzend den Bauch hielt. Sooho richtete sich wenige Meter neben uns langsam auf und sah mich besorgt an. Banryu half Ji Dwi auf der verwundet auf dem Boden lag. Schnittwunden zierten sein Gesicht und sein rechter Ärmel wurde von dunklem Blut getränkt. Auch auf meinem Bauch zierten sich Blutflecken. Mein Kopf dröhnte als ich zu Sooho blickte. Er rieb sich das Schienbein während er sich langsam aufrichtete. Es schien ihm gut zu gehen, er lebte, sein Herz schlug und er atmete. Erleichterung durchzog meinen Körper als ich zu Dog-Bird aufschaute.

"Was ist passiert?"
"Das solltest du mir lieber sagen. Wieso gehst du mit einem Schwert auf Ji Dwi los?"

Ruckartig setzte ich mich auf und sah zu Ji Dwi der sich den schmerzenden Arm hielt. Ich sprang auf und spürte wie mich ein kurzer, scharfer Schmerz durchzog.

"Nein, das-"

Ich schaute hinab auf meine Hände und stolperte einige Schritte zurück.

"Ich kann nicht."
"Du hast ihm die Schuld dafür gegeben, das dein Leben ruiniert ist. Du hast ihm unterstellt er wäre der König, dein Verlobter."

Mit panischem Blick sah ich zu Ji Dwi, doch dieser senkte nur seinen Blick. Meine Freunde sahen mich an wie einen Fremden, wie eines der Monster das uns angegriffen hatte. Sie sahen mich an und wussten was ich getan hatte. Sie wussten zu was ich fähig gewesen wäre.

"Ji Dwi..."

Er richtete sich auf und sah mich mit einem durchdringenden Blick an bevor er von Banryu gestützt wurde. Er senkte seinen Blick bevor er sich umdrehte und im Hauptgebäude verschwand.

"Wie konnte ich-"
"Du standes unter Medikamenten. Du hast-"
"Das rechtfertigt nichts."

Aro senkte ihren Blick bevor sie den beiden hinterher eilte. Ich sah meine restlich verbliebenen Freunde hilfesuchend an. Dog-Bird senkte seinen Blick, als wäre das Gras unter seinen Füßen interessanter als alles andere. Hansung suchte nach Worten während Yeo Wool mit Tränen in den Augen auf das Schwert am Boden sah. Sooho hatte diesen Blick in seinen Augen der mir den Rest gab. Ich hatte das Schimmern aus seinen Augen gezogen, ich hatte ihn ruiniert. So wie ich es immer geahnt hatte. Ich hatte diese so edlen, anmutigen Jungen zerstört. Ich hatte das Leben dieser Jungs für immer zerstört. Ich hatte Ji Dwis Chance auf ein normales Leben zerstört. Tränen liefen meine Wangen hinab als ich einen Entschluss fasste. Sie wären besser dran, ohne mich. Ich musste aus ihren Leben verschwinden und das für immer. Das würde nur funktionieren, wenn ich in mein neues Leben versinken würde. Wenn ich mein gesamtes altes Leben vergessen würde. Ruckartig lief ich auf Dog-Bird zu und nahm die beiden Ketten von meinem Hals.

"Du musst mir etwas versprechen."

Fragend sah er auf mich herab.

"Gib diese Kette an Aro und diese an Ji Dwi."
"Ich verstehe nicht, ich-"
"Aber du musst mir etwas noch viel wichtigeres versprechen."

Die drei Jungen schienen sich aus ihren Starren zu reißen und kamen langsam auf uns zu als ich die Ketten in Dog-Birds Hand legte, seine Finger darum verschloss und seine Faust fest mit meiner Hand umklammerte.

"Du musst mir versprechen, das du ihnen erzählst wie ich vorher war. Du musst ihnen, allen, jedem einzelnen von ihnen, erzählen wie ich war bevor wir diese Mauern erklungen haben. Erzähle ihnen alles über mich, jedes Detail, erzähle ihnen wie schusselig ich mich mit Pfannen anstelle, wie sehr ich den Geruch von frischem Gras liebe und wie schwer es mir viel das Kämpfen zu erlernen. Erzähle ihnen wie ich war bevor dieser Albtraum begann."

Er suchte nach Worten als ich mich von ihm löste und einen letzten Blick an Hansung, Yeo Wool und Sooho wagte. Die Verwirrung stand ihnen ins Gesicht geschrieben als ich meine Zähne zusammen biss und ruckartig losrannte. Sooho rief meinen Namen als ich meine Hand auf die schmerzende Wunde drückte und über das weiche Gras sauste. Doch er packte meinen Arm und riss mich zu sich herum. Fest umklammerte er meinen Oberarm und sah voller Panik auf mich herab.

"Was hast du vor?"
"Ich bringe dein Leben wieder in Ordnung. Ich bringe dein und das Leben der anderen wieder in Ordnung."
"Nein, das-"

Ich entriss mich seines Griffes und lief einige Schritte zurück.

"Wir werden uns nie voneinander fernhalten können, ich werde dich immer in Gefahr bringen. Bis einer von uns alles für immer vergisst."
"Ich will nicht vergessen."
"Aber ich."

Er hielt für einige Sekunden den Atem an als er nach meiner Hand griff, doch ich wich ihm gekonnt aus und kehrte ihm den Rücken zu.

"Ich möchte dich vergessen, nur so kann ich dafür sorgen, das dir nichts geschieht. So sorge ich dafür das du nie wieder in Gefahr kommst."
"Du würdest niemals-"

Ruckartig fuhr ich herum.

"Woher willst du das wissen?"
"Ich kenne dich."
"Du hast gesehen was ich mit Ji Dwi gemacht habe."

Sooho suchte nach Worten als ich mich weitere Schritte von ihm entfernte.

"Lass mich gehen."
"Niemals."

Tränen liefen meine Wangen hinab als ich mich umdrehte und über das sanfte Gras lief.

"Ich will dich heiraten."

Langsam blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. Er zog einen kleinen Leinenbeutel aus seinem Hanbok aus dem er ein rosa schimmerndes Armband zog. Ein Armband an dem ein silbernes Herz angebracht war in das unsere Anfangsbuchstaben graviert waren. Sooho kam auf mich zu, legte mir das Armband um und trat einen Schritt zurück.

"Ich habe immer auf den richtigen Moment gewartet um dich zu fragen. Ich will dich an meiner Seite haben, für immer, Anna."

Meine Lippe zitterte als er langsam seine Hand an meine Wange legte. Ich trat einen Schritt näher, stellte mich auf meine Zehnspitzen und drückte sanft meine Lippen auf seine. Ein Kuss der so voller Verzweiflung war das man es deutlich schmecken konnte. Ich löste mich zögerlich von ihm und trat einen Schritt zurück. Tränen vernebelten meine Sicht als auch Dog-Bird, Hansung und Yeo Wool hinter uns traten. Doch ich wandte meinen Blick an Sooho und spürte wie mich jeder Atemzug quälte.

"Verzeih mir."

Mit diesen Worten fuhr ich herum und rannte los. Sooho schrie meinen Namen als ich das Hwaranggelände hinter mir ließ und zwischen den Häusern verschwand. So wie früher wurde ich darin unsichtbar, niemand würde mich finden. Doch ich eilte meinem Ziel entgegen. Ich wollte zu Mak-Moons Vater, dem Mediziner, denn ich wusste er würde ein Mittel haben, das meine Gedanken und Erinnerungen für immer löschen konnte. Er würde ein Mittel haben das mich in ein neues Leben brachte. Ich rannte den staubigen breiten Weg entlang und sah in der Ferne bereits seine Fahne schimmern.

King || Soo Ho Rang FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt