Kapitel 7

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Ich lehnte gegen einem der vielen Bäume während Mak-Moons Kopf auf meinem Schoß ruhte. Nachdem ich seine Wunden versorgt und ihm seine Medikamente gegeben hatte war er eingeschlafen. Nun strich ich friedlich durch seine Haare und blickte hinauf zwischen die Baumkronen. Die Sterne wirkten hier viel klarer, viel näher und strahlender. Als hätten die Reichen und Vornehmen einen vollkommen anderen Himmel. Der speziell nur für sie bestimmt war. Ich hätte gerne Dog-Bird davon erzählt, ihm erzählt was ich dachte. Doch darin war immer Mak-Moon besser gewesen, aber ich wollte ihn nicht wecken. Dog-Bird hatte sich auf den Weg gemacht um von irgendwo Lebensmittel zu besorgen. Nun saß ich schon einige Zeit hier und starrte alles an was sich um mich herum befand. Die Bäume wirkten wie schwarze Pfeile dich sich in den Himmel bohrten und doch waren sie nicht bedrohlich. Sie baten uns Schutz. Schmunzelnd strich ich mit meinen Fingerspitzen über Mak-Moons Wange als er sich langsam streckte.

"Ich habe sie gefunden."

Ich schaute überrascht auf ihn herab und traf seinen trüben und erschöpften Blick.

"Was meinst du?"

Ich strich ihm eine Haarsträhne aus der Stirn und sah ihn fragend an.

"Meine Schwester."

Er schloss schmunzelnd seine Augen, als könnte er sich so zurück in den Moment träumen. Als würde er sie so noch einmal vor sich sehen. Das Mädchen von der er jeden Tag gesprochen hatte, das Mädchen weswegen wir uns nun hier befanden. Seine Schwester.

"Sie ist wunderschön, noch schöner als damals. Sie hat atemberaubende Augen..."
"Woher-"
"Sie trug die Kette."

Mak-Moon zog seine Kette hervor die er jeden Tag um den Hals trug. Ich konnte mich nicht daran erinnern das er sie jemals ausgezogen hatte. Eine Holzkette mit einem seltsam geformten Anhänger dessen Gegenstück fehlte. Doch scheinbar hatte er es gefunden.

"Sie trug das Gegenstück zu mir. Sie ist das Gegenstück zu mir."

Schmunzelnd strich ich durch seine Haare.

"Wegen ihr warst du in diesem Club."

Er nickte und ich blickte wieder hinauf in die Sterne während ich meinen Kopf gegen den Baumstamm lehnte.

"Du hast sie einmal gefunden, dann finden wir sie auch ein zweites Mal."
"Da bin ich mir sehr sicher."

Ich schmunzelte als er langsam wieder ruhiger wurde. So lange bis ich seinen ruhigen Atem durch die Bäume hallen hörte. Er verdiente sich diesen Schlaf. Doch ich war nicht müde. Ich wollte wach bleiben und aufpassen. Aufpassen darauf das mein bester Freund nie wieder den Boden schmecken musste. Doch auch irgendwann wurden meine Augen schwer. Ich verlor die Kontrolle über mein Bewusstsein und ich spürte wie meine Gedanken durch den Wald schwebten. Ich spürte wie ich mich leicht und edel durch den Wald bewegte. So lange bis ich vor einem See stand. Einem See den ich noch nie zuvor gesehen hatte, doch er war schön. Wunderschön. Das Wasser hatte ein tiefes blau, so tief. Wie keines jemals zuvor. Die ruhige Wasseroberfläche spiegelte die wunderschönen Sterne als ich langsam auf das Ufer zutapste. Ich beugte mich über das Wasser und schaute auf mein Spiegelbild. Ein vollkommen verändertes Spiegelbild. Meine Haare lagen in wunderschönen Locken um meinen Körper während ein kleiner Teil zu einem Dutt gewickelt wurde der von einer goldenen Brosche in Form eines Mondes befestigt wurde. Auch mein Gesicht wirkte nicht mehr wie ich selbst. Meine Haut war sanft und perfekt. Meine Augen wurden geziert von einem langen, dünnen Eyelinerstrich und wunderschönen langen, dichten, schwarzen Wimpern. Meine Lippen waren voll und hatten einen roten Schimmer. Mein Blick wanderte zu der Kette an meinem Hals. Doch auch meine Ohren, meine Finger und Handgelenke wurden von goldenem Schmuck geziert. Reines wunderschönes Gold. Schwer und wertvoller als mein gesamtes Leben. Ich trug ein rotes, traditionelles Kleid das aus noch mehr Stoff, noch mehr Verziehrungen und noch mehr Edel bestand. Verwirrt drehte ich mich um und blickte an mir herab als ich eine Person vor mir stehen spürte. Ich konnte ihre Blicke, ihren Atem und den Herzschlag spüren. Langsam schaute ich auf und traf Soohos Blick. Ich sah den Moment vor mir als er mich in seinen Armen auffing. Doch als er auf mich zukam erlosch diese Erinnerung.

"Du bist nicht von hier."

Ich nickte als er seine Hand an meine Wange legte. Verwundert zog ich eine Augenbraue an als ich einen weißen Film an seinem Handgelenk hinab laufen sah. Eine schmierige Flüssigkeit. Weiße Farbe, schwarze und rote. Mein Makeup. Als ich am mir herab schaute trug ich wieder meine zerrissene Leinenhose, die dreckige Bluse und die Männer Stiefel. Meine Haare waren zu einem Dutt zusammengebunden und ich trug mein Schwert an der Taille. Ich schaute auf und blickte in das perfekt geschminkte Gesicht des Jungen. Seine Augen wurden geziert von einem dunklen Lidschatten und auch seine Lippen waren sanft rötlich. Er war perfekt, aus jeglichem Blickwinkel. Der perfekte True Bone. Erneut kam er einen Schritt auf mich zu bis sich unsere Fußspitzen fast berührten.

"Du bist nicht von hier."

Erneut nickte ich. Doch dieses Mal war es so schrecklich offensichtlich. Es war so schrecklich offensichtlich das ich niemals, wirklich niemals, von hier sein würde. Ich kam von außerhalb der Mauern. Ich war ein Nichts und das wusste er. Sooho musterte mich bevor er laut zu lachen begann. Ein lautes, grauenvolles Lachen das von den Bäumen widerhallte wie Geschosse.

"Ein hässliches Mädchen gehört nicht hier her."

Ich senkte meinen Blick und wich einige Schritte zurück. Doch erst als ich bis zu den Kniekehlen im eiskalten Wasser stand schaute ich auf. Sooho war verschwunden. Egal wohin ich mich drehte, egal hinter welchen Baum ich schaute. Er blieb unentdeckt. Er war fort. Ich senkte meinen Blick und sah in mein verschwommenes Spiegelbild, das langsam in den Wellen verschwamm. Ich ließ meine Fingerspitzen über meine Wangen fahren und spürte die Wahrheit hinter seinen Worten. Ich war keine Frau. Ich war keine Frau von der ein Mann mit Stolz sagen konnte, das sie ihm gehöre. Ich war keine Frau die man gerne seinen Freunden vorstellte. Ich war keine Frau auf die andere Frauen eifersüchtig waren. Ich war ein nichts. Ich blickte auf das Schwert an meinem Gürtel und war mir sicher das ich nur eines war: eine Kriegerin. Eine mörderische Kriegerin, in Männerstiefeln und zerissenen Klamotten. Tränen liefen meine Wangen hinab und tropften in das verschwimmende Spiegelbild. Dieses begann sich langsam zu verändern. So lange bis ich Sooho sah der mich verachtend angrinste. Ruckartig riss ich meine Augen auf und schnappte nach Luft. Verwirrt schaute ich mich um und bemerkte das ich noch immer am Baum lehnte mit Mak-Moons Kopf auf meinem Schoß. Dog-Bird war mittlerweile zurück und lehnte am Baum gegenüber. Auf seinem Schoß lag ein Beutel den er fest umklammerte. Als wäre ein besonderer Schatz darin. Doch ich wusste was sich darin befand. Er hatte Lebensmittel besorgt, auch wenn ich nicht wusste wie. Doch es war mir auch egal solange wir einen weiteren Tag überlebten. Noch immer wirkte es ungläublich das wir hier waren. Nach allen den Jahren in denen wir darüber gesprochen hatten, dachten wir nie das wir es so weit schaffen würden. Doch nun waren wir hier. Ich strich durch Mak-Moons Haare und schaute auf die Bäume die uns umgaben. Wir hatten die Bestätigung das seine Schwester noch immer lebte, nun gab es nur noch die Mission sie und ihren Vater zu finden. Wir mussten nur erneut zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein und schon waren wir unserem Ziel ein wenig näher.



King || Soo Ho Rang FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt