Kapitel 49

275 27 2
                                    

Wir liefen einen breiten Weg entlang der durch den so bekannten Wald direkt zu unserem Dorf führte. Für einen kurzen Moment fühlte ich mich zurück versetzt in meine Vergangenheit. Zurück in die Momente als Mak-Moon, Dog-Bird und ich auf diesen Wegen und zwischen diesen Bäumen spielten. Mein Herz brannte und meine Welt drehte sich als auch Dog-Bird plötzlich inne hielt.

"Ich gehe vor, hole einige Klamotten und komme zurück. Sie würden sofort verdacht schätzen wenn ausgerechnet du mit einem Kleid auftauchst. Das Mädchen das man sonst nur in Hosen kannte."

Ich nickte als er den Weg entlang rannte und langsam aus unserer Sichtweite verschwand. Ich wollte ihm hinterher rennen, denn die Angst er würde nicht zurück kommen stieg langsam ins unermessliche. Sooho sah sich prüfend um und musterte jeden in Staub gelegten Stein.

"Hier bist du also aufgewachsen."
"Ja, Mak-Moon, Dog-Bird und ich spielten gerne in diesen Wäldern und auch als wir älter wurden war es unser Rückzugsort. Die Jungs hatten häufig Ärger mit anderen, hier versteckten sie sich während ich mich darum kümmerte das ihnen nicht die Köpfe abgerissen wurden. Das war unsere Welt."

Schmunzelnd sah ich zu Sooho auf.

"Ich denke gerne zurück an diese Erinnerungen. Sie sind alles was mir von Mak-Moon geblieben sind."

Ich verkrampfte meine Hände ineinander und senkte meinen Blick.

"Ich hatte nie die Ehre ihn kennenzulernen aber-"
"Du hast ihn kennengelernt. Damals im Club, als er von dem anderen verprügelt wurde."
"Nein, ich wollte ihn richtig kennenlernen und ihm dafür danken das er auf dich aufgepasst hat, all die Jahre."

Soohos Blick wanderte durch die Bäume als jage er der Erinnerung hinterher, die er niemals erlebt oder gesehen hatte.

"Hey."

Ich zuckte erschrocken zusammen und drehte mich ruckartig um als ich Dog-Bird auf uns zurennen sah.

"Das ging schnell."

Er verbeugte sich spielerisch und drückte mir meine alten Klamotten in die Hand. Klamotten die eindeutig aus meiner Schublade stammten. Diese Leinenhosen würde ich überall her erkennen. Der Stoff war rau und mit Staub beschmutzt. Ich eilte schmunzelnd hinter einen Baum, striff mir den royalen Hanbok vom Körper und schmiss ihn zwischen einige Äste und bedeckte ihn mit Moos. Ich schlüpfte in meine alte Leinenbluse, die Leinenhose und die abgetragenen Schuhe. Ich löste die vielen Spangen und Schleifen aus meinen Haaren und ließ sie in ihren Naturlocken an meinem Körper hinab hängen. Mit dem Wasser aus einer Pfütze wusch ich die Schminke aus meinem Gesicht und sah wie die Spiegelung in der Pfütze langsam wieder genauso aussah wie damals. Nur war ich seit langem nicht mehr das selbe Mädchen. Ich fuhr durch meine Haare bevor ich aus dem Schutz der Bäume hervor trat und die beiden Jungs sah die bereits fertig umgezogen auf mich warteten. Soohos Haare lagen in ihrer natürlichen Form und das ganz ohne Stirnband. Die Locken fielen ihm ins Gesicht und umrahmten seine markanten Konturen. Die dreckigen Leinenklamotten legten sich um seinen Körper und wirkten richtig an ihm. Als wäre er nun in seiner wirklich Form und sein Lächeln zeigte mir das auch er sich wohl darin fühlte. Doch mein Blick fiel auf Dog-Bird. Er sah wieder genau so aus wie früher. Doch auch er war nicht mehr der selbe und das würde er nie wieder sein. Sooho sah mich mit großen Augen an als ich vor ihm stehen blieb.

"So sahst du damals aus?"
"Mein ganzes früheres Leben lang."

Er nahm meine Haarsträhne zwischen seine Finger und musterte mich schmunzelnd.

"Du siehst wunderschön aus."

Schmunzelnd legte ich meine Hand um sein Handgelenk und zog ihn hinter mir her. Wir liefen den Weg entlang und die Bäume wurden langsam weniger bis wir am Dorf ankamen. Nichts hatte sich verändert. Die Bewohner sahen uns mit großen Augen an, als könnten sie nicht glauben das wir wieder hier waren. Immerhin waren wir lange fort und jeder wusste von unseren Plänen. Sie hielten uns für verrückt, doch hielten uns nie davon ab.

"Anna!"

Ich zuckte erschrocken zusammen und sah wie die Kinder auf mich zurannten. Die Kinder auf die ich hin und wieder aufpasste wenn ihre Eltern länger auf den Feldern bleiben mussten. Sie waren größer geworden und schlingen sich um meine Beine.

"Ich bin auch froh euch wiederzusehen."

Ich strich über ihre Köpfe als sie von ihren Eltern zum Abendessen gerufen wurden. Ich packte Soohos Hand und zog ihn enger an mich als ich ihn verloren neben mir stehen sah. Er war nervös, das spürte ich. Doch auch sah ich wie er sich ungläubig umschaute. Als würde ihm nun vollkommen klar werden was sich hinter dem goldenen Käfig befand. Doch da unser Haus ziemlich nahe am Waldrand und somit am Anfang des Dorfes war kamen wir schnell auf dem Hof an. Drei Zimmer standen nebeneinander und bildeten ein niedriges Haus. Mein Blick schoss zu der linken Tür. Ich stellte mir vor wie Mak-Moon die Tür aufreißen und auf mich zurennen würde. Eine Wiedersehensfreunde die stärker wäre als jeder Diamant auf der Krone der Königin. Sooho drückte meine Hand fester als er meine Gedanken laß.

"Wir sollten uns ein wenig ausruhen."

Dog-Bird sah nicht zurück als er die Stufen hinauf lief und in seinem Zimmer verschwand. Ich wusste was in ihm vorging, denn mir ging es nicht anders. Er war gebrochen, er hatte seinen besten Freund, seinen Bruder verloren. Jemanden der ihn sein Leben lang begleitet hatte. Einige Zeit sah ich ihm hinterher und starrte auf die geschlossene Tür bevor mir Sooho so nahe kam das er mir ins Ohr flüstern konnte.

"Welches war seines?"

Ich deutete auf Mak-Moons Tür, wortlos, schweigend und gedankenlos. Sooho pflückte eine gelbe Blume aus dem Strauch der neben uns im Gras wuchs, nahm meine Hand und zog mich die wenigen Stufen hinauf.

"Danke, das du sie all die Jahre beschützt hast. Ich bin dir so vieles schuldig."

Er legte die Blume vor die Tür bevor er sich mir zuwandte.

"Wir sollten uns ausruhen. Du solltest das."

Ich nickte langsam, packte seine Hand und zog ihn in die mittlere Tür. Für einige Sekunden hielt er inne und sah sich um während ich die Tür schloss.

"Ein schönes Zimmer."

Sein Blick fiel auf die vertrockneten Blumen auf dem kleinen Regal. Blumen die mir Mak-Moon einst geschenkt hatte, am Tag bevor alles begann. Ich setzte mich auf den Matratzenrand und blickte zu ihm auf während er weiter seine Kreise durch das kleine Zimmer zog.

"Das war mein Zuhause, für so viele Jahre."
"Es ist schön."
"Ja, das ist es."

Ich blickte mich um und sah alle Momente vor mir ablaufen, wie ein Film der mein Leben beschrieb. All die Momente in denen Mak-Moon und Dog-Bird auf meiner Matratze gelegen und mich in den Armen gehalten hatten, als mich die Albträume wach hielten.

"Mak-Moon, Dog-Bird und ich rätselten immer darüber wie der Palast wohl aussehen würde. Wie die Stadt aussehen würde. Was die Menschen tragen, sagen. Wie sie sich benehmen... All diese Fragen sind nun beantwortet. Doch nicht für alle von uns."

Sooho setzte sich neben mich und legte seine Hand auf meine.

"Du bist kein schlechterer Mensch, deswegen."
"Ich bin nicht mehr der selbe Mensch der dieses Zimmer vor einiger Zeit verlassen hat. Ich bin Prinzessin, ein True Bone. Vorher war ich ein nichts."

Sooho schüttelte seinen Kopf.

"Du warst schon immer mein Schicksal."

Schmunzelnd sah ich zu ihm auf als er mich ruckartig packte und an seine Lippen riss. Erneut schoss diese pure Sicherheit, dieses Wohlgefühl und diese Liebe durch meinen gesamten Körper. Sooho machte mich glücklich und das würde sich auch nie ändern.

King || Soo Ho Rang FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt