Nachdem ich die Unterrichtsstunde hinter mich gebracht hatte machte ich es mir zur Aufgabe ein wenig das Gelände zu erkunden. Und es war riesig, wie eine kleine Stadt. Die Häuser wurden von kleinen Brücken verbunden, sodass man so gut wie nie den eigentlichen Boden berührte. Ich hielt mich am geschliffenen Geländer fest und lief eine schmale Brücke hinauf die an ein großes Pavillion angrenzte. Darin befand sich eine mit gesticktem Stoff überzogenen Bank und einige Blumenvasen. Die Ständer des Pavillions befanden sich in dem unter mir liegenden Teich. Ich setzte mich auf die Bank und strich den Stoff meines Kleides glatt der sich um mich herum aufplusterte. Langsam schloss ich meine Augen und lauschte der Umgebung. Ich hörte das Rauschen der Blätter an den umliegenden Bäumen, einige Bienen summten um die Blumen herum die hier verteilt waren. Ich lauschte den Fischen die durch den Teich unter mir schwammen und hin und wieder mit einer Flosse die Wasseroberfläche durchbrachen und ein leichtes Geräusch zu mir durchhallte. Ich fühlte mich wie zurück teleportiert in den Wald hinter den Mauern. Ich fühlte mich zurück teleportiert in einen Moment den ich nie wieder erleben würde. Mit einem Menschen den es auf dieser Welt nicht mehr gab. Ich biss auf meine Lippe und unterdrückte die ankommenden Tränen als ich hörte wie schwere Stiefel das Holz der Brücke zum Knacken brachten. Langsam öffnete ich meine Augen und sah wie Hansung im Torbogen des Pavillons inne hielt. Er verschränkte seine Hände hinter dem Rücken und verbeugte sich leicht vor mir. Ich tat es ihm schmunzelnd nach und rutschte ein Stück zu Seite. Er schien mich wortlos zu verstehen. Langsam ließ er sich neben mir nieder. Ich musterte ihn fragend als ich bemerkte das auch er seine Augen geschlossen hatte. Schmunzelnd tat ich es ihm nach. Wir lauschten der Umgebung, hörten in der Ferne die anderen Hwarangs wie sie lachten und sprachen. Es waren viele Stimmen, viele Schritte, was bedeutete-
"Es ist eine größere Gruppe."
Ich öffnete meine Augen und blickte zu Hansung auf. Ich traf seinen schmunzelnden Blick als ich ihn wortlos ansah.
"Sie machen sich auf den Weg zum Mittagessen, vermute ich. Es riecht danach."
Wir schnupperten in der Luft und nahmen den Duft einer edlen Spezialität wahr deren Name ich nicht einmal kannte. Doch erneut wandte ich meinen überrascht, fragenden Blick an ihn.
"Du kennst dich sehr gut damit aus hinter die Fassade zu schauen."
Er schmunzelte und sah langsam auf mich herab. Die Sonne scheinte durch das Holz und legte sich auf sein sanftes Gesicht. Er hatte etwas kindliches an sich, etwas, das mir das Gefühl gab sicher zu sein. Seine Augen schimmerten, als hätten sie nie etwas schlimmes gesehen.
"Das konnte ich schon immer. Obwohl es mir nie jemand beigebracht hat."
"Es liegt in deinem Blut."Er nickte langsam und senkte seinen Blick.
"Ich kann auch hinter deine Fassade blicken."
Fragend zog ich eine Augenbraue an, doch fand keine Worte.
"Ich habe dich auf der Parade gesehen. Ich habe dich kämpfen sehen."
Ich wandte meinen Blick von ihm ab und schaute auf den Torbogen und die Brücke die weiter führte. Ich hatte noch nicht herausgefunden, wohin überall. Doch ich sah das weitere Brücken an ihr angrenzten, weitere Wege.
"Du hast mit deinem Herzen gekämpft."
Ich schloss meine Augen.
"Du hast für etwas gekämpft das dich gequält hat, etwas das dich nicht hatte ruhen lassen."
Ich nickte langsam.
"Dafür bewundere ich dich."
Ruckartig schaute ich auf und traf seinen schmunzelnden Blick.
"Du bist deinem Herzen gefolgt, auch wenn es dein Todesurteil hätte sein können."
"Du hast meine Schwäche herausgefunden."Er nickte.
"Deine Schwäche sind die Menschen in deinem Herzen. Für sie würdest du sterben."
"Ja."Hansung lächelte.
"Menschen wie dich gibt es an diesem Ort nur selten."
"Menschen wie dich ebenfalls."Er nickte bevor er in seinen Hanbok griff und eine kleine, runde Steinplatte herauszog. Er hielt sie vor sich und drehte sie im Sonnenlicht. Seine Augen schimmerten als hielt er das wertvollste das er besitzt in seinen Händen. Es war seltsam einen True Bone zu sehen der etwas wie eine Steinplatte anhimmelte. Sie bestand weder aus Gold, noch war sie überzogen mit Edelsteinen. Es war eine runde Steinplatte mit einer kleinen Aushebung am Boden. Doch er sah sie mit großen Augen an.
"Ich bekam sie als ich noch ein Kind war."
Er wandte sich an mich und legte sie mir vorsichtig in die Hände. Gut darauf bedacht die Wunde an meiner Handfläche nicht zu verletzten. Er konnte nicht ahnen das sich unter meinem Hanbok eine noch viel tiefere Wunde verbarg. Eine Wunde die man von außen nicht sehen konnte. Eine Wund die mein gesamtes Herz zierte.
"Ich möchte das du sie hast."
Ich fuhr mit meinem Daumen über den rauen Stein und sah mit großen Augen zu ihm auf.
"Ich kann sie nicht annehmen sie-"
"Vielleicht findest du heraus, was an ihr so besonders ist. Dann kannst du sie mir wiederbringen."Mit diesen Worten stand er auf und lief über das, unter seinen Schritten, knarzende Holz. Im Torbogen blieb er noch einmal stehen und drehte sich mit einem breiten Lächeln zu mir um.
"Ich bin froh das du unsere Lehrerin bist."
"Weshalb?"
"Ich habe lange nach jemandem gesucht der so ist wie ich."Ich sah ihn wortlos an, musterte seine Augen die einen Schimmer in sich hatten wie ich ihn bei noch niemandem gesehen hatte. Nicht einmal bei Sooho.
"Wir werden gute Freunde werden."
Ich nickte.
"Vielleicht kann dir unsere Freundschaft helfen die Wunden auf deinem Herzen zu heilen."
Mit offenem Mund schaute ich ihn an, als er sich leicht verbeugte und die Brücke entlang lief. Lange Zeit starrte ich auf den Punkt an dem er verschwunden war. Hansung hatte das Talent hinter die Fassade zu blicken und er tat es bei mir. Er wusste genau was meine Schwäche war, er wusste was mich beschäftigte und er versuchte mich abzulenken. Mit dieser Steinplatte. Ich nahm sie vor mein Gesicht und musterte jeden Zentimeter davon. Sie fühlte sich leicht und rau an. Leicht. Eine Steinplatte die sich leicht anfühlte. Ich hielt sie ins Sonnenlicht und versuchte das zu sehen was er sah. Doch scheinbar war es das unberührte Schimmern in seinen Augen das Dinge freigab die ich schon lange nicht mehr sehen konnte. Vielleicht war es das Grauen das ich erblicken musste das mich für die einfachen, schönen Dinge erblinden ließ. Ich ließ meine Hände auf meinen Schoß sinken und blickte langsam hinauf in den wolkenklaren Himmel. Vielleicht war es Hansung der eines Tages, dieses Land retten würden. Mit diesem Schimmern in den Augen war er zu allem und noch mehr im Stande.
DU LIEST GERADE
King || Soo Ho Rang Fanfiction
FanfictionMein Leben bestand aus meinen beiden besten Freunden und der Fähigkeit einer Kriegerin. An mein früheres Leben konnte ich mich nicht erinnern. Mein Leben ziehte sich durch die Armut. Doch eine einzige Mission legte sich wie ein Flügel über mein Lebe...