Nachdem ich am nächsten Morgen aufgewacht war ließ ich die übliche Prozedur über mich ergehen. Doch das Gespräch mit Dog-Bird ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Es verfolgte mich wie ein weiterer Schatten meiner verlorenen Erinnerung. Noch immer hatte ich das Gefühl der Schlüssel zu allem würde irgendwo auf mich warten. Nun saß ich auf den Stufen vor dem Palast und schaute über mein Köngreich, als würde der Schlüssel dort irgendwo verborgen sein. Die Palastwände engten mich ein und jede Vase, jeder Teppich, jede noch so kleine Wandverziehrung gab mir das Gefühl nicht dort hinzugehören. Deswegen wollte ich raus. Doch alleine, war ich noch immer nicht. Die Wachen standen jeweils links und rechts neben der großen Flügeltür und achteten darauf das mir nichts geschah. Ich strich in Gedanken versunken über den edlen Stoff meines Kleides und musterte wie die vielen Menschen durch die schmalen Einkaufsgassen liefen. Doch ich saß hier und wusste nichts mit mir oder meinen umher schwirrenden Gedanken anzufangen. Ich musterte den aufsteigenden Dampf meines Tees den Hansung auf meinem Tablet neben mir auf die Stufe gestellt hatte. Danach schickte ich ihn zurück zu den restlichen Hwarangjungen. Er sollte bei seinen Freunden sein, ich würde für einige Stunden auch alleine zurecht kommen. Ich blickte hinab auf das Armband und beobachtete wie sich die Sonnenstrahlen auf den Steinen spiegelten. Mein Kopf schmerzte während die Erinnerung so nahe schien, doch ich konnte sie nicht greifen und stützte meinen Kopf in meinen Händen ab.
"Anna?"
Als ich eine bekannte Stimme hörte sah ich langsam auf und blickte in Soohos dunkle Augen. Er räusperte sich und verbeugte sich leicht.
"Prinzessin Anna."
Ich seufzte und blickte wieder hinab auf das Armband. Etwas in mir rebellierte, jedes Mal wenn ich als Prinzessin angesprochen wurde.
"Was machst du hier?"
Ich sah zu ihm auf und konnte nichts weiter tun als mit meinen Schultern zu zucken während ich versuchte die Tränen zu unterdrücken.
"Ich werde verrückt dort drin, ich habe noch immer das Gefühl als gehörte ich nicht in den Palast."
Er lauschte mir wortlos.
"Ich möchte einfach raus."
"Soll ich dir die Stadt zeigen?"Sein plötzlicher Vorschlag überraschte mich.
"Das würdest du tun?"
"Ich würde alles-"Er biss sich auf die Zunge und senkte seinen Blick.
"Natürlich würde ich das für dich tun, Prinzessin."
Ich richtete mich langsam auf und sah wie sich der gewaltige Stoff meines Kleides wie ein Schutzschild um mich herum aufplusterte. Ein solches Kleid war schwer und nicht dafür gemacht um sich auch nur irgendwie ausergewöhnlich zu bewegen. Doch für einen Spaziergang durch die Stadt würde es funktionieren. Ich hob den Stoff an und wollte gerade die Stufen hinab laufen als mir Sooho seine Hand entgegen hielt.
"Darf ich dir helfen?"
Ich nickte und legte meine Hand in seine. Ein scharfer Schmerz schoss von meinen Fingerspitzen bis zu meinem Herzen. Ein Schmerz als hätte ich mich verbrannt. Ich zuckte kurz zusammen und sah wie mich Sooho besorgt ansah. Doch ich atmete tief durch und umklammerte seine Hand fester während er mir die Stufen hinab half. Ich ließ den Stoff auf den Boden fallen und doch lag meine Hand noch immer in Soohos. Ich löste meine Hand von ihm und spürte sofort ein schreckliches Fehlen, als würde eine Kälte meinen gesamten Körper befallen.
"Was interessiert dich an deiner Stadt am meisten?"
"Die Einkaufsstraße."Er schmunzelte und deutete auf eine Steintreppe.
"Dann geht es dort entlang."
Ich hob mein Kleid an und sah wie er mir als Stütze seinen Arm anbot. Dankbar schmunzelnd hagte ich mich unter und wir liefen die Treppe hinab. Unten angekommen sah ich die vielen Menschen die durch die Straßen eilten und scheinbar einen geregelten Tagesablauf hatten. Sie erledigten Einkäufe, unterhielten sich mit Freunden oder waren auf dem Weg zur Arbeit. Ich sah Kinder die umherrannten und Spiele spielten. Doch noch bevor Sooho und ich durch die Straßen laufen konnten hörte ich das Tuscheln der Menschen und spürte ihre Blicke auf mir. Ich senkte meinen Blick und fühlte mich mehr als unwohl, das schien Sooho zu bemerken.
"Darf ich dir einen Ort zeigen, an dem nicht so viele Menschen sind und du trotzdem die Stadt siehst?"
"Bitte."Er schmunzelt, packte meine Hand und rannte los. Sofort genoss ich das bekannte Gefühl vom sanften Wind der durch meine Haare wehte und dem Blut das durch meine Adern rauschte. Doch der Stoff machte es mir schwer mich zu bewegen. Ich blieb stehen, löste meine Hand von Soohos und zog das Schwert aus seinem Waffengürtel. Er sah mich fragend an als ich den Rock des Hanboks zerschnitt und dem vielen Stoff dabei zusah wie er sich auf dem Boden verteilte. So lange bis meine Unterschenkel freilagen und ich mich eindeutig befreit fühlte während der frische Wind über meine Haut strich. Sooho sah mich schmunzelnd an als ich nach seiner Hand griff und ihn gespannt ansah. Er senkte seinen Blick bevor er schweigend weiter rannte und eine steinerne Treppe hinauf eilte. Dieses Mal waren die Stufen kein Problem mehr und trotzdem ließ ich seine Hand nicht los. Am Ende der Treppe standen wir an der großen Mauer die dieses Königreich umgab und von der Außenwelt abschottete. Doch Sooho steuerte auf den Aussichtsturm zu. Ich ließ seine Hand los und trat näher an die Mauer. Ich blickte auf unendliche Weiten von Wald, Flüssen und Hügeln. Ich sah vereinzelt kleine Dörfer die sich im Schutz der Bäume errichtete hatten. Doch etwas an dieser Aussicht, ließ Erinnerungen in meinem Hinterkopf brennen.
"Es ist schön, nicht wahr?"
Sooho lehnte sich neben mir an die Mauer und folgte meinen Blicken.
"Ja, das ist es... Warum dürfen diese Menschen nicht hier herein?"
"Sie haben nicht den richtigen Blutsstatus um hier eintreten zu dürfen."Bedrückt musterte ich die versteckten Dörfer und dachte an die Menschen die dort in Armut lebten.
"Und wir dürfen nicht nach draußen?"
Sooho nickte.
"Warst du schon einmal hinter diesen Mauern?"
Ein breites Lächeln zierte seine Lippen als würden alle Erinnerungen an diesen Trip an ihm vorbeiziehen.
"Ein einziges Mal."
Sein Lächeln verschwand.
"Was hast du dort draußen gemacht?"
"Das Mädchen das ich liebe kam von hinter diesen Mauern. Sie hatte eine Mission weswegen sie mit ihren beiden besten Freunden über die Mauern gekommen war. Ich hatte mich schon auf den ersten Blick in sie verliebt, doch sie war wirklich stur und wollte mir nicht einmal ihren Namen sagen."Er lachte leise, als würde er die Szenen genau vor sich sehen.
"Wir haben viel durchgemacht, bis wir endlich zusammen kamen. Doch das Schicksal, brachte sie dazu fliehen zu müssen. Fliehen, zurück hinter die Mauern. Und ich liebe sie, ich liebe sie so sehr, das ich mit ihr gegangen bin."
"Du hast deine Familie und die Hwarangjungs zurück gelassen, wegen ihr?"Er sah mir tief in die Augen und für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich das Gefühl er könnte mir bis tief in die Seele blicken.
"Ich würde es jedes Mal wieder tun."
"Was ist hinter den Mauern passiert?"
"Wir kamen in ihrem alten Dorf unter. Lebten in ihrem alten Zimmer. Ich wusste genau das es mir egal war in Armut zu leben, solange sie an meiner Seite war. Doch wir wurden gefunden."Ich sah ihn bedrückt an, als würde sich sein Schmerz auf mich übertragen. Als würde sein Leiden auch mich verletzen.
"Was ist mit ihr? Wo ist sie?"
"Die Königin hat sie holen lassen."Ich riss beide Augen auf.
"Dann kann ich sie bestimmt befreien! Wenn sie irgendwo in unseren Gefängnissen ist, dann-"
"Nein."Ich sackte in mich zusammen und sah ihn verwirrt an.
"Du kannst sie nicht mehr befreien."
"Weshalb?"
"Weil sie sich nicht mehr an mich erinnert."
DU LIEST GERADE
King || Soo Ho Rang Fanfiction
FanfictionMein Leben bestand aus meinen beiden besten Freunden und der Fähigkeit einer Kriegerin. An mein früheres Leben konnte ich mich nicht erinnern. Mein Leben ziehte sich durch die Armut. Doch eine einzige Mission legte sich wie ein Flügel über mein Lebe...