Kapitel 11

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In Dunkelheit gehüllt kam ich am Lager im Wald an. Die Jungs lehnten sich gegen einen Baum und wischten mit Tüchern über silberne Klingen. Klingen in denen sie sich schmunzelnd musterten. Klingen die so strahlend waren, wie keine unserer Waffen jemals zuvor. Einige davon lagen noch immer auf dem Boden und warteten darauf ebenfalls gereinigt zu werden. Mehr Waffen als wir tragen konnten, lagen vor uns. Ich ließ den Stoff meines Kleides zu Boden fallen und sah musterte sie ungläubig.

"Woher-"
"Gefunden."

Sie schauten gleichzeitig zu mir auf. Lachend setzte ich mich ihnen gegenüber und strich über den Saum meines Ärmels.

"Wo warst du?"

Mak-Moon sah mich besorgt an.

"Ich..."

Ich wusste nicht wirklich wie ich anfangen sollte. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, ohne selbst das Gefühl zu haben unsere Mission zu hintergehen.

"Sie hat sich mit einem Jungen getroffen."

Ruckartig schnellte mein Blick zu Dog-Bird. Doch dieser lächelte nur wissend.

"Sie trafen sich vor dem Teeladen, mit einem der True Bones."
"Du bist mir gefolgt."

Meine Stimme presste sich hinter meinen Zähnen hervor während ich ihn wütend anstarrte. Doch seine Augen waren sanft und liebevoll.

"Ich machte mir Sorgen um dich. Besonders hier, wo jeder Schritt dein Ende bedeuten kann."

Seine Worten sollten mich beruhigen, doch eine unbändige Wut schoss durch mich hindurch. Eine Wut die eigentlich mir galt, die ich dennoch auslassen wollte. Ruckartig griff ich nach einer der am Boden liegenden Klingen, schoss auf ihn zu und hielt es ihm an die Kehle.

"Mach das nie wieder."

Er sah mich ungläubig an und schien von der Wut erschrocken zu sein die sich in meinen Augen spiegelte. Ruckartig sprang ich auf und eilte durch den Wald. Zumindest so lange bis ich an einem kleinen See angekomme war. Langsam hielt ich inne. Der See kam mir bekannt vor, als hätte ich ihn schon einmal gesehen, als wäre ich schon einmal hier gewesen und dann kam mir der Traum in den Sinn. Der Albtraum der mich wachgehalten hatte. Seufzend setzte ich mich an das Ufer und strich über die schimmernde Klinge in meiner Hand. Ich fragte mich wem sie einst gehört hatte. Doch es war ein gutes Gefühl wieder eine Waffe in der Hand zu halten. Nun fühlte ich mich wenigstens ein bisschen wie ich selbst. Dieses Kleid, diese Stadt, all das ließ mich vergessen wer ich war.

"Hey..."

Ich schaute nicht auf um zu wissen das es Mak-Moon war der sich neben mir niederließ. Er war schon immer der jenige der Konflikte aussprach, er sprach mit uns. Dog-Bird und ich hingegen schwiegen Probleme tot.

"Ich dachte wir hätten keine Geheimnisse..."
"Es geht um dich, um dich und deine Schwester. Es geht nicht um mich. Es ging nie um mich."

Ruckartig packte er mein Gesicht mit seinen Händen und drehte mich in seine Richtung.

"Es ging immer nur um dich."

Ich schaute ihn sprachlos an.

"In meinem Leben würde es immer nur um dich gehen. Selbst wenn wir meine Schwester finden. Du stehst an erster Stelle."
"Sie ist deine Schwester."

Er strich mit seinem Daumen über meine Wange.

"Und du warst an meiner Seite. Mein ganzes Leben lang."

Ich löste mich von ihm und schaute wieder auf die ruhige Wasseroberfläche.

"Wer war er? Der True Bone mit dem du dich getroffen hast."
"Sooho."
"Hm?"

Seufzend zog ich meine Beine an.

"Es gibt nicht viel zu berichten. Wir haben uns hin und wieder gesehen. Er scheint es als Herausforderung zu sehen meinen Namen herauszubekommen. Dabei ist er nur ein Frauenschwarm."
"Magst du ihn?"

Lachend schüttelte ich meinen Kopf.

"In meinem Leben gibt es keinen Platz für soetwas."
"Wann siehst du ihn wieder?"
"In wenigen Stunden."

Mak-Moon schmunzelte.

"Gib deinem Leben ein wenig Platz für soetwas."
"Nein..."

Ich schüttelte heftig meinen Kopf.

"Es ist kein Date, das wird es auch nie sein. Es ist nur ein Schwertkampf. Wenn er gewinnt bekommt er meinen Namen."
"Was wenn er verliert?"
"Dann lässt er mich in Ruhe, für immer."

Mak-Moon sah mich bedrückt an.

"Ich sprach mit deiner Schwester über ihn."
"Wirklich?"

Ich nickte.

"Sie erzählte mir was er für ein Mensch ist. Sie sagte, das er jedes Mädchen bekam das er wollte. Er ist ein Frauenheld. Ein typischer True Bone."
"Ich wusste ihr würdet euch gut verstehen."

Mit großen Augen schaute ich zu ihm auf, doch er wirkte verwirrt.

"Was ist los? War es nicht das was du immer wolltest?"
"Was-"
"Eine Freundin mit der man über normale Dinge sprechen kann. Über Jungs, Makeup und Klamotten."

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Das ist nicht meine Welt. Ich gehöre nicht hier her."
"Vielleicht doch. Vielleicht solltest du auf ihn treffen. Vielleicht ist er dein Schicksal."
"Ich glaube nicht."

Mit diesen Worten stand ich auf und lief zurück zu Dog-Bird. Dieser lehnte sich noch immer gegen den Baum, doch sein Blick war betrübt. Ich kniete mich neben ihm auf den Boden und lehnte meinen Kopf gegen seinen Arm.

"Es tut mir leid."

Er schaute verwundert auf mich herab.

"Was-"
"Ich hätte dich nicht so angehen dürfen."
"Du hattest allen Grund dazu. Ich bin dir gefolgt..."

Er legte seine Hand an meine Wange.

"Obwohl du sehr gut alleine auf dich aufpassen kannst."
"Du sorgst dich um mich."
"Ja... das tue ich."

Kichernd schaute er mich an.

"Obwohl ich weiß wie stark du bist."
"Nicht viel stärker als du, Anna."
"Alles was ich kann und alles was ich jemals können werde verdanke ich dir."

Dog-Bird zog eine Augenbraue an.

"Du hast mich dein gesamtes Wissen gelehrt. Alles was wir sind, verdanken wir dir."
"Ich zeigte dir vielleicht die Kunst des Schwertes. Doch dein Herz machte dich zu einer Kriegerin."

Ich schmunzelte und kuschelte mich gegen seinen Arm bevor ich meine Augen schloss. Ich hörte wie sich auch Mak-Moon in den Blättern niederließ. Ich wollte noch etwas Schlaf nachholen bevor ich bald wieder aufstehen musste. Nur wenige Stunde bis die Sonne aufging und ich ihn wiedersehen würde. Vielleicht zum letzten Mal. Vielleicht war ich ihn danach los und konnte vergessen das es ihn jemals gegeben hat. So wie er vergessen konnte das es mich jemals gegeben hatte. Tief im Herzen war ich mir sicher das wir morgen seine Schwester finden würden, das wusste ich einfach. Doch der Gedanke daran das Dog-Bird und ich alleine zurück hinter die Mauern gingen war seltsam. Als würde ein Teil von uns fehlen, nur so waren wir vollkommen. Mak-Moon war ein Teil von uns, von uns und unserem Leben. Was würde nun also geschehen wenn dieser Teil plötzlich fort wäre. Doch wir wussten wie gut es ihm hier gehen würde, hier wo er als Kind aufwuchs, kurz bevor die Königin ihn und seine Mutter vor die Mauern schmiss als wären sie Dreck. Dabei war es die Königin deren Herz voller Dreck hing. Sie war der Schlamm der unter unseren Füßen klebte und ich erwischte mich immer wieder dabei wie ich mir wünschte mein Messer in ihr Herz zu rammen. Ich wollte sie für das was sie den Menschen hinter all diesem Wohlstand antat, leiden lassen. Ich wollte endlich das sie Begriff, welche Folgen ihre Taten hatten.

King || Soo Ho Rang FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt