Seit einigen Minuten stand ich vor der Schiebetür zum Klassenzimmer und starrte auf das weiße Holz. Ich wusste nicht ob es wirklich eine gute Idee war. Das ausgerechnet ich diese Jungen unterrichtete. Jungs die alle in meinem Alter waren, alle. Ich hatte das Gefühl das mehr dahinter steckte als mein Kampftalent. Die Königin hatte etwas vor, das ich nicht verstand. Doch eine andere Möglichkeit hatte ich nicht. Ich schwor einen Eid, der meinen Kopf und Dog-Birds Kopf bedeuten würde. Ich atmete tief durch und schob die Tür auf. Ruckartig schnellten alle Köpfe zu mir. Sie sahen mich an und durchdrangen mich mit ihren Blicken als wollten sie bis auf meine Seele schauen. Ich hingegen verzog keine Miene, starrte stur gerade aus, eilte die Treppe hinab zu einer freien Fläche, die perfekt für Probekämpfe war. Doch ich lief eine weitere Treppe hinauf zu einem Podest auf dem ein Tisch voller Materialen stand. Ich stand mit dem Rücken zu den Jungs als ich meine Zähne zusammen biss und mir ein neues Ziel setzte. Ich würde das hier durchstehen, danach würde alles besser werden. Für Dog-Bird und Aro. Für Sooho und mich. Ruckartig drehte ich mich um und sah wie mich die Jungs verwundert ansahen. Scheinbar hatten sie sich noch immer nicht an den Gedanken gewöhnt von einem Mädchen unterrichtet zu werden. Meine Blicke wanderten durch die Reihen und blieben bei Sooho hängen. Ich unterdrückte ein Schmunzeln und doch spürte ich wie mein Herz einen Sprung machte. Ich blickte weiter und sah Banryu und Dog-Bird. Er schmunzelte mich kurz an bevor ich meinen Blick senkte und mich auf die oberste Stufe setzte. Ich verschränkte meine Finger ineinander und musterte die Jungs. Sie wirkten verwirrt. Als wüssten sie nicht was sie machen oder denken sollten. Ich hingegen wollte ihre Reaktionen abwarten. Wollte Schwächen und Stärken herausfinden. Doch keiner von ihnen bewegte sich. Als hätten sie Angst vor einem Tiger der sie anspringen würde. Aber hier war nur ich, ein kleines Mädchen eingebunden in einen Eid den sie nie haben wollte. Lachend stand ich auf und ging an den Tisch, der auf dem Podest aufgebaut war.
"Die Welt besteht aus mehr Farben, als wir vielleicht denken. Es gibt Farben hinter, in und vor den Farben."
Ich griff nach einer Lotusblüte, einer ganz besonderen Lotusblüte und lief langsam die Stufen hinab. Die Jungs sahen mich verwundert an, als verstanden sie nicht was genau ich von ihnen wollte.
"Welche Farbe hat diese Blume?"
"Rosa."Ich schaute schmunzelnd zu einem Jungen dessen Name Yeo Wool war. Das erkannte ich daran das jeder von ihnen ein kleines Namensschild vor sich stehen hatte. Doch der Junge neben ihm, Hansung, schüttelte den Kopf.
"Das ist sie nicht."
Ich sah ihn erwartungsvoll an als ich mich schmunzelnd an den Rest wandte.
"Seit ihr alle der Meinung die Blume wäre rosa?"
Sie alle nickten. Kichernd drehte ich die Blüte auf die Rückseite.
"Sie ist weiß."
Die Jungs schauen verwirrt auf die Blüte als ich sie in der Mitte auf den Boden legte und erneut die Stufen hinauf lief während ich meinen Rock anhob um nicht über den Stoff zu fallen. Ich sah Hansung mit einem breiten Lächeln an bevor ich mich wieder dem Tisch zuwandte.
"Was hat das mit Kämpfen zutun? Wie sollen wir so einen Kampf gewinnen oder einen Feind töten. Ich glaube nicht das wir etwas sinnvolles bei ihr lernen."
Meine Mundwinkel sanken als ich ruckartig nach dem Messer auf dem Tisch griff, herum fuhr und es warf. Es schlug nur wenige Milimeter neben dem Kopf des Jungen in der Wand ein. Die Jungs sogen scharf die Luft ein als mein starrer Blick auf dem Jungen lag.
"Du denkst du wirst nichts lernen? Bitte, verschwinde. Ich halte dich nicht auf."
Ich deutete auf die Tür, doch er sah mich einfach nur sprachlos an, als hätte er nicht ein einziges Wort verstanden. Ich griff nach einem weiteren Messer und lief mit großen Schritten die Stufen hinab, schritt auf ihn und blieb direkt vor ihm stehen. Ich setzte die Spitze unter seinem Kinn an und drückte sein Gesicht zu mir auf.
"Wie viele Menschen hast du getötet?"
Mit großen Augen sah er mich an und sah sich immer wieder hilfesuchend um. Doch die Stille die sich über die Jungen gelegt hat war unglaublich.
"Keinen."
"Was denkst du, wie viel Blut klebt an meinen Fingern?"Er schluckte und ich spürte die Blicke der restlichen Jungen in meinem Nacken.
"Du warst auch auf der Parade der Königin."
"Ja."
"Also stelle ich dir noch einmal die Frage, was denkst du wie viele Menschen habe ich umgebracht?"Er schloss seine Augen als hätte er die Befürchtung ich würde seinem Leben hier und jetzt ein Ende setzten. Doch er schwieg. Lachend verpasste ich dem Jungen einen kleinen Schnitt ins Kinn bevor ich das Messer in seinen Schoß fallen ließ und mich einige Schritte von ihm entfernte. Ich öffnete meinen halben Dutt und ließ nun alle meine Haare an meinem Körper hinab hängen.
"Kämpfe gegen mich."
Er schüttelte seinen Kopf.
"Du hast keine Waffe."
Ich zuckte mit den Schultern.
"Aber du."
Er schaute die anderen verwirrt an bevor er sich langsam aufrichtete. Ich nickte ihm zu als er ruckartig mit dem Messer auf mich zurannte. Mit einer schnellen flinken Bewegung duckte ich mich unter ihm hindurch und rammte meinen Ellenbogen zwischen seine Schultern. Er fiel ächzend zu Boden. Doch sprang sofort wieder auf. Er hatte Feuer in sich, er blieb nicht am Boden liegen sollte er stolpern. Eine Stärke die wichtig war. Erneut stach er mit dem Messer nach mir während ich meine Hände hinter dem Rücken verschränkte und mit schnellen Bewegungen seinem Messer auswich. Ich fuhr herum und zog ihm mit meinem Fuß die Beine weg. Er fiel mit dem Rücken zu Boden als ich das Messer an die Wand kickte und meinen Fuß auf seine Kehle stellte. Noch immer waren meine Hände hinter meinem Rücken verschränkt als ich grinsend auf ihn herab schaute.
"Denkst du immer noch man braucht eine Waffe zum Kämpfen. Denkst du immer noch kämpfen besteht aus sinnlosem aufeinander einschlagen?"
Er schwieg als ich mich von ihm löste. Doch sobald ich ihm den Rücken zuwandte hörte ich das Surren in der Luft. Ruckartig fuhr ich herum und fing das Messer, an ihrer Klinge, wenige Zentimeter von meiner Stirn entfernt auf. Die geschliffene Seite bohrte sich in meine Handfläche bevor ich mich schmunzelnd umdrehte und die Stufen hinauf lief.
"Eine wichtige Regel die ich missachtet habe. Eine Regel die ich als Kind von meinem besten Freund gelehrt bekommen habe. Eine Regel die euch schnell euer Leben kosten kann."
"Stellt sicher das der Gegener tot ist, er könnte zurück schalgen."Dog-Birds Stimme hallte durch den Raum als ich schmunzelnd nickte. Ich lief die letzten Stufen hinauf, legte das blutige Messer auf den Tisch und wickelte mir einen Stofffetzen um die blutende Hand bevor ich mich wieder den vor mir sitzenden Jungen zuwandte.
"Ein guter Freund-"
Ich hielt für einige Sekunden inne und spürte wie mir die Erinnerung die Luft abschnürrte. Ich sah den Moment vor mir als ich mit Mak-Moon auf dem Hügel saß und er mir anhand der Landschaft erklärte wie ich hinter die Fassade blickte. Auch Dog-Bird schien sich an ihn zu erinnern als er schweigend seinen Blick senkte. Doch ich atmete tief durch und fand die Worte die ich diesen Jungen nun weitergeben wollte.
"Ein guter Freund lehrte mich was es bedeutet hinter die Fassade zu blicken. Er lehrte mir die Menschen zu studieren, innerhalb von Sekunden ihre Stärken und Schwächen zu erkennen. Ein einziger Blick reicht und ich weiß wie ich sie zu erledigen habe. Er lehrte mich auf mein Herz zu hören und das ist der wichtigste Part am Kampf."
Ich schaute hinab auf meine verwundete Hand und schloss meine Augen.
"Das wird eure erste Lektion sein."
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King || Soo Ho Rang Fanfiction
FanfictionMein Leben bestand aus meinen beiden besten Freunden und der Fähigkeit einer Kriegerin. An mein früheres Leben konnte ich mich nicht erinnern. Mein Leben ziehte sich durch die Armut. Doch eine einzige Mission legte sich wie ein Flügel über mein Lebe...