Kapitel 51

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Am späten Nachmittag lagen wir von nichts weiter als einer Leinendecke verhüllt in meinem alten Bett. Ich lag in Soohos Armen während sich unsere Beine ineinander verschränkten. Noch immer wirkten die vergangenen Stunden wie verschleiert und ich spürte die Ausmaßen deutlich an mir. Mein Körper war erschöpft und gleichzeitig von einer unglaublichen Energie durchströmt. Außerdem sah ich die tiefen blauen Flecken in der Innenseite meiner Oberschenkel, die mich an die Zärtlichkeiten seiner Lippen erinnerten. Soohos Rücken hingegen wurde geziert von den tiefen Spuren meiner Fingernägel. Er wirkte nachdenklich und strich gedankenverloren durch meine Haare während ich mit meiner Fingerspitze über seinen verschwitzten Oberkörper fuhr.

"Worüber denkst du nach?"

Ein breites Lächeln legte sich auf seine Lippen als er scheinbar über seine eigenen Gedanken schmunzeln musste.

"Das wirst du noch früh genug erfahren."

Ich stützte mich auf seinem Oberkörper ab und sah ihn fragend an.

"Jetzt bin ich gespannt."
"Das darfst du auch sein."

Er drückte schmunzelnd seine Lippen auf meine. Doch im selben Moment wurde meine Tür mit einem lauten Knall aufgerissen. Ruckartig bedeckten mich Sooho mit der Decke und wickelte sich die zweite um die Hüften bevor er schützend vor mich sprang. Doch er hielt inne als wir in Banryus aufgerissene Augen blickten. Er knallte die Tür hinter sich zu und schob eines der wenigen Regale davor. Sooho sprang vom Bett und eilte auf ihn zu.

"Was willst du hier? Verstehst du nicht das du sie in Ruhe-"

Banryu packte Soohos am Nacken und presste ihn gegen die Wand. Erschrocken hüllte ich mich in die Decke und eilte auf die beiden zu. Doch Banryu drückte seinen Unterarm an Soohos Kehle und sah ihn mit feurigen Augen an. Mit einem Blick der mich erstarren ließ.

"Ich liebe sie, ja. Genau deswegen bin ich hier."

Die Wut in seinen Augen stieg als Sooho nach Luft rang. Ich schlug gegen Banryus Seite als er mit traurigen Augen auf mich herab sah.

"Du musst verschwinden, zusammen mit Sooho. So schnell wie möglich."

Sooho legte seinen Kopf schief und sah ihn fragend an. Doch Banryu ließ langsam von ihm ab und wandte sich mir zu während er das Hemd vom Boden aufhob und es mir zuwarf. Er drehte sich um damit ich es mir überziehen konnte. Sooho atmete scharf all die Luft ein die er brauchte während er sich die Leinenhose anzog.

"Sie wissen genau wo du bist und sie sind auf dem Weg. Sie-"

Genau in diesem Moment schlug es kräftig gegen die Tür.

"Prinzessin!"

Ich stolperte einige Schritte zurück und sah Sooho panisch an. Doch dann traf mich etwas wie ein Pfeil. Nur noch ein einziger Gedanke schoss durch meinen Kopf. Ich konnte nicht zulassen das ihm etwas geschah. Ich konnte nicht zulassen das ich sie beide verlor. Sooho nicht und Dog-Bird nicht. Ich konnte nicht zulassen das sie starben. Nicht wegen mir. Hastig eilte ich auf das kleine Fenster zu und riss es auf. Die warme Morgenluft kam mir entgegen und weckte Erinnerungen die ich rasch verdrängte. Doch ich schaute noch einmal über meine Schulter zurück.

"Du musst mir etwas versprechen."

Sooho sah mich fragend an während er einige Schritte auf mich zulief. Ich packte seine Hand und riss ihn hastig an mich.

"Pass auf Dog-Bird auf, finde ihn und tut als wärt ihr nie hier gewesen."
"Nein, das-"
"Sie werden dich töten, dich und ihn. Das kann ich nicht zulassen, bitte lasse nicht zu das ich euch verliere."

Tränen stiegen in seine Augen als er mit seinen Fingerspitzen über meine Wange strich.

"Wie soll ich dich einfach hier lassen."
"Schaue nicht zurück, bitte..."
"Nein, ich-"

Ich sah Banryu hilfesuchend an, seine Augen schimmerten. Doch er nickte. Ruckartig fuhr ich herum und presste meine Lippen auf Soohos. Tränen liefen meine Wangen hinab und ließen diesen Kuss nach Abschied schmecken. Ein Abschied von dem wir nicht wussten wie lange er dauern würde. Vielleicht für immer, wer wusste das schon. Sooho nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mir tief in die Augen bevor er von Banryu gepackt und aus dem Fenster gerissen wurde. Ich schloss es rasch und zog die alten Vorhänge zusammen bevor ich in der Mitte des Zimmers stehen blieb. Meine Hände zitterten als meine Gedanken zu Dog-Bird schossen. Hatten sie ihn bereits in ihrer Gewalt oder würde Sooho rechtzeitig kommen und ihn retten. Hatte es Dog-Bird gemerkt und sich in Sicherheit gebracht. War er gerade dabei sich einen Plan zu überlegen wie er mich retten konnte. So viele Gedanken schossen durch mich hindurch und zwangen mich beinahe in meine Knie. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. In genau diesem Moment wurde die Tür von etwas aufgebrochen und ich hörte wie das Regal in sich zusammen krachte. Schwere Schritte knarzten auf dem alten Holzboden der so viele Jahre mein Zuhause bildete. Ich öffnete langsam meine Augen und sah einen Soldaten vor mir stehen. Ein Soldat der scheinbar mein neuer Leibwächter war. Tränen liefen meine Wangen hinab als er sich vor mich kniete und tief verbeugte.

"Du wirst im Palast erwartet, eure Hoheit."

Alles in mir zog sich zusammen und ich verkrampfte meine Hände ineinander als der Soldat langsam seinen verbeugten Kopf hob. Die Gehorsamkeit in seinen Augen jagte einen kalten Schauer über meinen Rücken.

"Die Königin möchte dich sprechen, Prinzessin Anna."

Ich nickte langsam als der Soldat zur Seite trat und Sicht frei gab auf eine Art Kutsche, die aus edlem Holz mit wunderschönen goldenen Verzierungen bestand. Zögerlich verließ ich mein Haus und sah wie sich die Bewohner des Dorfes versammelt hatten. Sie alle blickten mich mit großen Augen an als ich zurück sah und mein Zuhause musterte. Der Ort an dem mein Leben begonnen hatte. Hier waren Dog-Bird, Mak-Moon und ich Zuhause. Die drei Türen, die sich vielleicht nie wieder öffnen würden. Hier waren unsere Herzen vereint. Hier war alles perfekt und doch so schrecklich einsam. Tief in meinem Inneren spürte ich das es nie wieder perfekt sein würde. Nun war alles anders. Mak-Moon war fort und das würde ich nicht ändern können, auch wenn ich es so sehr wollte. Die Gedanken das es Sooho, Dog-Bird und Banryu nie wieder ins Innere der Mauern schaffen würden, war unerträglich. Ohne Sooho und Dog-Bird hatte mein Leben endgültig keinen Sinn mehr. Auch wenn ich wusste das Hansung, Yeo Wool und Ji Dwi auf mich warteten, so würde ich es nicht überleben, zwei weitere Personen zu verlieren die meine Luft zum Atmen waren. Sooho brachte Licht in die Dunkelheit, die sich seit langem über mich gezogen hatte. Und ich wusste das es Dog-Bird mit Aro genau so ging. Ich atmete tief durch als ich mich auf die edle Bank niederließ die von sanftem Stoff überzogen worden war. Nicht ein einziges Mal schaute ich auf. Ich wollte die Blicke der Bewohner nicht sehen, ich wollte nicht wissen was sie nun über mich dachten. Die Tür schloss sich und ich spürte wie wir uns in Bewegung setzten. Die Hufen der Pferde donnerten über den staubigen Boden. Immer weiter fort von dem Ort an dem ich alt werden wollte, zusammen mit Sooho, Dog-Bird und meinen Freunden an meiner Seite. Hier hätten unsere Kinder im Hof spielen können, die Welt im Wald entdecken können, doch nun waren all diese Hoffnungen vorbei.

King || Soo Ho Rang FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt