Kapitel 63

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Nachdem ich frisch gebadet, neu eingekleidet und geschminkt wurde, hatten sie ein paar meiner Haarsträhnen mit Blumen an meinem Hinterkopf festgesteckt. Nun lief ich über das gewaltige Gelände, doch mich zog es in den Garten. Ich lief um den kleinen Teich herum und setzte mich auf die gepolsterte Bank an deren Lehnen Blumen entlang wuchsen. Die Fische sprangen hin und wieder aus der Wasseroberfläche und landeten mit einem Platschen wieder in ihrer gewohnten Umgebung. Anders als ich. Ich versuchte mich wieder in mein Leben einzufinden, was sich schwer gestaltete, ohne Erinnerungen. Doch ich würde es schon irgendwie schaffen. Darin war ich mir sicher. Ich schloss meine Augen und genoss den sanften Blumenduft während ich über den weichen Stoff meines Hanboks strich. Doch plötzlich hörte ich ein leises Klimpern und schaute hinab auf das Armband an meinem Handgelenk. Die wunderschönen, rosa Steine schimmerten im Sonnenlicht und setzten den silbernen Anhänger, der die Form eines Herzes hatte, perfekt in Szene. Ich nahm den kleinen Anhänger zwischen meine Finger und schaute auf die Gravierung. S und A. Verwundert senkte ich meine Hand und blickte auf die Rosen die um den Teich herum wuchsen. Ich kannte niemanden dessen Name mit S begann. Eigentlich kannte ich so gut wie keine Name. Doch noch bevor ich mir weiter darüber Gedanken machen konnte hörte ich Schritte die über das weiche Gras flogen. Nur wenige Augenblicke später stand eine große Wache vor mir und neben ihr ein schmaler Junge, der eindeutig in neue Klamotten gesteckt worden war. Er trug einen schwarzen Hanbok mit roten Akzenten der perfekt zu seinem roten Stirnband passte das ein Logo trug das ich nicht kannte. Die Hälfte seiner Haare wurde zu einem hohen, ordentlichen Zopf zusammen gebunden, der Rest hing über seine Brust und an seinem Rücken hinab. Seine dunklen Augen sah mich hoffnungsvoll an als sich beide verbeugten.

"Ich bringe dir deine Leibwache."

Ich nickte wortlos als die Wache verschwand und der Junge einige Meter von mir entfernt stand. Ich schmunzelte, stand auf und lief auf ihn zu. Für einige Sekunden leuchteten seine Augen, jedoch so lange bis ich mich vor ihm verbeugte.

"Mein Name ist Anna, es freut mich dich kennenzulernen. Wie ist dein Name?"

Sein Gesicht trübte sich und ich hatte das Gefühl als würde etwas in seinen Augen zerbrechen. Doch er biss seine Zähne zusammen und verbeugte sich vor mir. Seine tränennassen Augen fixierten mich.

"Mein Name ist Hansung, euer Hoheit."

"Bitte nicht

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"Bitte nicht. Sage einfach Anna zu mir. Immerhin sind wir ein Team, nicht wahr?"

Er nickte langsam als ich ihn auf die Bank vor dem Teich zog und hinab auf die Fische deutete.

"Achte darauf, sie springen ab und zu aus dem Wasser."

Während mein Blick gespannt auf der Wasseroberfläche lag, spürte ich deutlich wie er mich musterte. Als würde er tief in meine Seele blicken, als würde er mich besser kennen als ich mich selbst. Ich lehnte mich zurück und blickte hinauf in den klaren, blauen Himmel. Nur verzeinzelt sah man den leichten Schimmer einer weißen Wolke, bevor sie schnell im endlosen blau verschwand.

"Du bist sehr still."

Ich richtete meinen Blick an Hansung der ausdruckslos auf den Teich starrte.

"Bist du immer so ruhig?"

Er nickte als mein Blick die Blumen entlang fuhr. So lange bis ich auf eine Lotusblüte stieß. Eine einzige Erinnerung schoss durch meine Gedanken.

"Ich zeige dir etwas interessantes. Es wird dir bestimmt gefallen."

Ich sprang auf, packte seine Hand und zerrte ihn hinter mir her. Ich zog ihn in die Mitte des Blumenbeetes und setzte mich auf den Boden. Der gewaltige Stoff meines Rockes plusterte sich auf als er sich neben mir fallen ließ. Ich pflückte eine der Lotusblüten.

"Sie ist rosa, nicht wahr?"

Hansung sah mich mit großen Augen an als ich die Blüten kichernd auf links drehte.

"Sie ist weiß."

Mit großen Augen sah er mich an, als würde ein neuer Schimmer Hoffnung durch seinen Körper saußen. Ein breites Lächeln zierte seine Lippen als er die Blute an sich nahm.

"Erinnerst du dich daran? An den Unterricht?"
"Welchen Unterricht?"

Seine Miene trübte sich als ich ihn fragend ansah. Doch ich wandte meinen Blick ab als die Sonne auf das silberne Herz an meinem Handgelenk schien und mich blendete. Ich hob meinen Arm an und musterte die einzelnen Steine. Doch ich wusste nicht woher ich dieses Armband hatte, von wem oder was die Zeichen bedeuteten. Mit fragenden Augen wandte ich mich an Hansung.

"Weißt du woher ich dieses Armband habe?"

Er riss sich aus seinen Gedanken als er mein Handgelenk in seine große Hand nahm und auf das Armband hinab sah.

"Weißt du was die beiden Buchstaben bedeuten?"

Vorsichtig nahm er das Herz zwischen seine Finger und drehte es so, das er die beiden Buchstaben sehen konnte. Sein Kiefer zuckte und ich sah wie sich eine Träne durch seinen dichten Wimpernkranz kämpfte bevor er sie hastig davon wischte. Er schien vollkommen in seinen Gedanken gefangen zu sein als ich ihn fragend ansah.

"Hansung?"

Er strich mit seinem Daumen über die Gravur bevor er seinen Kopf schüttelte.

"Nein."

Seine Stimme wurde schwächer.

"Nein, ich weiß nicht woher du dieses Armband hast und ich weiß nicht was diese Buchstaben bedeuten."

Ich nickte langsam und löste mein Handgelenk aus seinem Griff.

"Schade, aber es ist wirklich wunderschön, oder?"

Ich hielt es gegen das Licht und musterte wie sich die Sonnenstrahlen rosa spiegelten und auf meiner Haut schimmerten. Hansungs Blicke musterten mich bevor er sich langsam aufrichtete und nach meiner Hand griff.

"Du solltest etwas essen."

Ich nickte als er mir aufhalf und ich den Stoff meines Hanboks glatt strich.

"Isst du mit mir?"

Er schüttelte seinen Kopf als wir auf das Hauptgebäude zuliefen.

"Das Essen der royalen Familie ist Angestellten nicht gestattet."

Ich hielt inne und sah ihn mit ernstem Blick an.

"Du bist kein Angestellter. Du bist mein Freund."

Für einige Sekunden war die Hoffnung erneut da.

"Ich mag dich."

Er schmunzelte und senkte seinen Blick bevor er mir seinen angewinkelten Arm entgegen hielt. Ich hakte mich unter und gemeinsam liefen wir auf das Hauptgebäude zu.

"Ich mag dich auch, Anna."
"Das hoffe ich doch, immerhin musst du es jetzt lange mit mir aushalten."
"Das mache ich gerne."

Mit einem breiten Lächeln sah ich ihn an und ich sah etwas in seinen Augen. Als hätte er mich noch nie wirklich Lächeln gesehen, als wäre mein Lachen ein Weltwunder, etwas Besonderes. Dabei war es so leicht zu Lächeln, wenn man Freunde an seiner Seite hatte. Es war leicht zu Lächeln, auch wenn mich immer mehr das Gefühl überströmte das etwas in meinem Herzen fehlte. Irgendetwas, irgendetwas bedeutendes, fehlte.

King || Soo Ho Rang FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt