In der Mittagspause saßen wir wie immer Alle gemeinsam an einem Tisch. Dass ich mir ziemlich beobachtet vorkam, brauchte ich wohl nicht zu erwähnen oder? Wobei ja gar nicht ich angestarrt wurde, sondern vielmehr die Jungs.
Unangenehm war es trotzdem und ich hasste diese Blicke.Wir aßen entspannt zu Mittag und mussten danach noch zwei unendlich lange Stunden französisch über uns ergehen lassen, bevor wir endlich erlöst wurden und nach Hause gehen konnten.
Es ist wirklich seltsam. Eigentlich sollte ich gerne in die Schule gehen, immerhin schrieb ich durchgängig gute Noten und besuchte die selbe Schule wie meine besten Freunde, doch seit das Alles angefangen hatte, fühlte ich mich hier durchgehend beobachtet.Als ich am Abend im Bett lag kreisten meine Gedanken Mal wieder um die üblichen Themen.
Die Schule. Shawn. Kalifornien. Shawn. Mein Bruder. Shawn. Die Abschlussprüfungen. Und... ach richtig.. Shawn.Ich fuhr mir durch die Haare und schnaubte genervt. Es konnte doch nicht wahr sein, wieso verschwand er nicht endlich aus meinem Kopf? Er hatte sich dort eingenistet, wie ein lästiger Parasit.
Ja, zugegeben in so manchen Momenten bereute ich es, damals einfach so abgehauen zu sein, doch wenn ich genauer darüber nachdachte wusste ich, dass ich es nicht mehr ausgehalten hätte.Seit mehr als drei Stunden lag ich nun hier auf meinem Bett und heulte mir die Augen aus dem Kopf. Mein Herz blutete so unglaublich stark, dass ich Angst hatte auf der Stelle zu sterben. Ich hatte nie gedacht, dass Liebeskummer und Herzschmerz wahrliche, körperliche Schmerzen mit sich brachten, doch diese Situation bewies mir das Gegenteil.
Es tat so höllisch weh, als würde es aufhören zu schlagen.Zum Glück war ich allein Zuhause, auf die besorgten Fragen meiner Mum oder meines Bruders hätte ich vermutlich alles Andere als menschlich reagiert. Wahrscheinlich hätte ich sie angeschrien und aus dem Zimmer geworfen.
Ich wollte Niemanden sehen, nichts fühlen und einfach nur weg von hier. So weit weg, wie es nur irgendwie möglich war.
Langsam stand ich auf, ging wie in Trance die Treppen nach unten und riss die Haustür auf. Ich brauchte frische Luft und zwar sofort. Ich hatte das Gefühl zu ersticken an den Tränen.Ich schloss die Tür hinter mir, drehte mich um, um loszulaufen und rannte prompt in eine große Person. Ich drohte zu fallen, doch eine Hand legte sich an meinen Rücken und hielt mich davon ab, auf dem Boden zu landen.
Sofort schoss mir Hitze durch den Rücken und ich sah vorsichtig auf, um in zwei braune Augen sehen zu können.
Das darf doch wohl nicht wahr sein."Vorsichtig." gab Shawn sanft von sich und lächelte mich warm an. Augenblicklich stiegen mir erneut Tränen in die Augen und ich musste mir fest auf die Lippe beißen, um nicht vor Schmerzen in meiner Brust zu schreien.
Ich kann das nicht, ich kann ihn nicht ansehen.Er hat sie geküsst. Er hat ein anderes Mädchen geküsst und ich Vollidiot musste wie immer zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Hätte ich es nicht gesehen, müsste ich gerade innerlich nicht sterben. Scheiße, verdammt! Wieso ausgerechnet ich?
Das Bild, wie er dieses andere Mädchen geküsst hatte, schoss mir erneut wie eine Kugel direkt durch mein Herz."Kylie? Alles in Ordnung? Was machst du so spät noch hier draußen?" wollte er besorgt wissen und seine Stimme bereitete mir eine Gänsehaut.
Er sorgte sich, weil es das war, was Freunde taten. Ich wusste, dass ich ihm wichtig war, kein Zweifel. Nur leider nicht auf die Art wichtig, wie ich es mir wünschte.
Eben nur wie eine Schwester oder eine beste Freundin. So nannte er mich andauernd, er sagte ich sei die beste-beste Freundin, die man sich wünschen könnte.
Natürlich war das für den Einen das schönste Kompliment. Für mich war es nur der traurige Beweis, dass sich zwischen uns nie mehr entwickeln würde.Und ich dachte auch das sei okay, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er eine Andere geküsst hatte.
"Hey.. Was ist denn?" fragte er leicht panisch und seine Stirn lag in tiefen Falten. Langsam hob eine Hand und wischte mir vorsichtig eine Träne aus dem Gesicht.
Ich hatte es anfangs ignoriert, hatte mir gedacht, dass ich mich nicht in ihn verlieben konnte. Es würde vorbei gehen hatte ich mir eingeredet, doch das tat es nicht.
Mein Bauch kribbelte jedes verfluchte Mal, wenn er mich umarmte. Ich konnte nicht anders als ihm andauernd auf seine Lippen zu starren, wenn er mir gegenüber saß. Wenn er lächelte, war meine Welt für einen Augenblick in Ordnung.Das musste mehr sein als Freundschaft. Doch leider nur von meiner Seite. Und eigentlich war das auch gut so, wir konnten schließlich nicht unsere 12-jährige Freundschaft für Etwas aufs Spiel setzen, das so unglaublich unsicher war.
Aber das Herz will, was es will.
Und ihn dann auch noch zu sehen, mit diesem Mädchen. Es hatte mir ganz einfach den Rest gegeben. Ich ertrug es nicht. Es hatte mich ein Stück weit gebrochen. Es hatte definitiv mein Herz gebrochen. In tausend Einzelteile.
"Kylie, bitte sag doch was." gab Shawn verzweifelt von sich und riss mich damit aus meinem Gedankenkarussell.
Ich konnte es nicht zurück halten und schluchzte laut auf, als mein Blick auf seine Lippen traf. Die Lippen mit denen er vor einigen Stunden ein anderes Mädchen geküsst hatte.
Verdammt das ist nicht fair, ich darf es ihm nicht sagen. Ich sollte mich für ihn freuen, ihn unterstützen. Ich durfte ihm nicht vorwerfen sich verliebt zu haben.Ich muss hier weg. Ich muss hier ganz schnell weg, bevor ich Alles noch viel schlimmer mache. Schnell drehte ich mich um und wollte zurück zur Haustür gehen, als Shawn nach meinem Arm griff und mich herum wirbelte.
"Bleib stehen und sag mir endlich was los ist!" er klang fordernd, doch ich wusste, dass allein die Sorge aus mir sprach.
"Ich muss hier weg." wiederholte ich lediglich meine Gedanken monoton und wollte mich wieder weg drehen, doch Shawn hielt mich fest.
"Was soll das heißen? Wo willst du denn hin? Was ist überhaupt passiert?" wollte er überfordert wissen. Es wäre so einfach, könnte ich es dir einfach sagen, doch das geht nicht. Wieder biss ich mir auf die Lippe und schüttelte schluchzend den Kopf.
"Kylie.. bitte sag mir.."- "Nein!" unterbrach ich ihn hektisch "Lass mich bitte einfach gehen, Shawn!" beendete ich den Satz schluchzend, riss mich von ihm los und flüchtete mich zurück ins Haus. Ignorierte sein Klopfen, das Klingeln, seine Nachrichten und Anrufe.
Ich muss hier weg.
Das Klopfen an meiner Zimmertür riss mich aus den Gedanken und Cam teilte mir mit, dass das Abendessen fertig war.
Verwirrt griff ich an meine Wange und spürte Tränen an ihr hinab laufen. Schnell wischte ich sie weg und sprang vom Bett, um mich in die Küche zu begeben, in der Mum und Cameron schon am Tisch saßen. Stumm setzte ich mich dazu und starrte während des Essens größtenteils aus dem Fenster, hörte den Gesprächen meiner Familie kaum zu.Ich weiß es war egoistisch, ich weiß es war überstürzt, unüberlegt und ein Stück weit einfach dumm, doch ich hatte keine Wahl. In genau dieser Sekunde hatte ich keine Wahl gehabt, ich musste gehen. Von außen betrachtet wird man das wohl kaum verstehen können.
In jener Nacht hatte ich stundenlang mit Mum gesprochen, ihr Alles erklärt und wir sind auf die Idee gekommen, die Bestätigung des Stipendiums für einen Schüleraustausch doch wahr zu nehmen. Ich hatte vor sie abzulehnen, weil ich nicht von hier weg wollte, doch zum Glück stand meine Annahme noch offen.
Meine Mutter stand hinter mir, hat mir erlaubt wegzufliegen um Abstand zu gewinnen, sie meinte es sei ein neues Abenteuer, das ich mir nicht entgehen lassen sollte. Meinen Freunden und selbst Cameron hatten wir eine andere Story aufgetischt. Wir hatten gesagt, es sei eine einmalige Chance, die ich wahrnehmen musste und somit war Niemand sauer auf mich, wenn sie auch sehr überrascht waren.
Nur Shawn wusste damals, dass es wohl noch einen anderen Grund für meine plötzliche Flucht gegeben hatte.
Wenn er doch nur wüsste, dass er allein der Grund war.Nun wisst ihr, was in jener Nacht passiert ist und was der Grund ihres Verschwindens war. Was denkt ihr darüber? War Kylie's Reaktion zu krass oder angemessen?
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S.M.|| I know what you did last Summer - Shawn Mendes FF
Fanfiction*Wird überarbeitet* Vor einem halben Jahr verschwand die 17 Jährige Kylie in einer Nacht- und Nebelaktion nach Kalifornien und ließ dabei ihre Freunde und ihren Bruder Cameron völlig im Ungewissen. Doch nun ist sie zurück in ihrer Heimat und muss s...