15 - Pizza (✔️)

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Etwas später waren wir also auf dem Weg zu Shawn nach Hause. Ich mochte es, dass er noch Zuhause wohnte, obwohl er mittlerweile vermutlich ein Vermögen zusammen hatte, mit dem er sich eine Villa, irgendwo in den Hollywood Hills bauen lassen könnte.

Übrigens fuhr Cameron, weil er seine Aussage nach nicht lebensmüde sei. Wobei ich mich frage, ob es viel besser war ihn fahren zu lassen, wo wir Beide nicht wussten, ob er mittlerweile komplett ausgenüchtert war.
Außerdem fuhr ich ziemlich gut Auto, meistens jedenfalls.

Ich hatte vorhin noch die Notizen und ein paar Klaviernoten eingepackt, die ich in den letzten Tagen immer mal wieder aufgekritzelt hatte. Vielleicht würde sich eine Gelegenheit bieten, sie Shawn zu zeigen und wir könnten an dem Song für die Schule arbeiten. Es würde mich Überwindung kosten, ihm meine Ideen vorzuspielen, immerhin sprachen wir hier von Shawn, der offenbar in Allem ein Profi war.
Doch es ging auch um meine Note und ich war auf dem guten Weg einen Abschluss mit Auszeichnung zu schaffen. Das ließ ich mir nicht von sowas zerstören.

Als wir ankamen war Shawn sichtlich überrascht nicht nur seinen besten Freund, sondern auch mich zu sehen, weshalb ich am liebsten sofort wieder nach Hause gegangen wäre, doch ich riss mich zusammen und lächelte einfach.

Natürlich war die Situation komisch, immerhin hatte ich gestern versucht ihn zu küssen. Heilige Scheiße, je mehr ich daran dachte, desto dämlicher kam ich mir vor.

Wir betraten das Haus, dass ich seit meiner frühen Kindheit wie mein eigenes Zuhause angesehen hatte und gingen in die Küche, in der wir uns was zu trinken aus dem Kühlschrank nahmen.

Cameron sah Nash, der auf dem Sofa saß und ein Spiel auf der Konsole spielte, was unglaublich süß aussah. Beim Zocken war Nash immer derart konzentriert, dass er sich unbemerkt auf der Zunge rumbiss.
Cam setzte sich dazu und begrüßte seinen Freund, weshalb ich ihm folgen wollte, doch Shawn hielt mich zurück und mein Puls verdoppelte sich augenblicklich. Er schwieg einen Moment lang und ich bekam noch mehr Panik als ohnehin.

"Denkst du wir sollten über gestern reden?", fragte er und legte sich nervös eine Hand in den Nacken.

Wieso war er nervös? Hatte er vor mir einen Korb zu geben? Oh bitte nicht, mein Herz hatte sich gerade erst von der Abfuhr erholt. Also was nun? Nochmal würde ich das sicher nicht ertragen. Notfallplan? Hatte ich nicht. Improvisieren? Eher riskant aber einen Versuch wert.

"Reden? Worüber denn?", harkte ich nach, als hätte ich gestern nicht den peinlichsten Move des Jahrhunderts gebracht. Es könnte in die Geschichtsbücher eingehen, ganz klar.

"Naja gestern, als du.. warte, kannst du dich überhaupt an Gestern erinnern?", wollte er nun wissen und steckte sich nun die Hände in die Hosentaschen seiner schwarzen Jeans. Noch ein Hinweis auf seine Nervosität.

"Nein. Hab ich mich etwa sehr blamiert? Oh nein, ich bin gerade erst zurück und schon..-", begann ich, wurde jedoch von Shawn unterbrochen, von dem sichtlich jede Anspannung abfiel. Es schien zu funktionieren.

"Nein, du warst nur ein bisschen emotional, nichts Ernstes. Es hat auch Niemand außer mir mitbekommen. Ich wollte dich eben nur fragen, ob.. äh.. Alles okay ist bei dir", antwortete er nun und ich spürte sofort dass er log.

Ich meine natürlich wusste ich es, weil ich mich erinnern konnte, war jedoch froh, dass er es nicht trotzdem ansprach.

Gerade nochmal Glück gehabt, das hätte wirklich in die Hose gehen können.

"Oh", ich setzte ein gefälschtes, jedoch perfektioniertes Lächeln auf, "Ja, es ist Alles gut. Ich hab ein bisschen an unserem Schulprojekt gearbeitet. Willst du es vielleicht mal hören?", fragte ich direkt danach, um so schnell wie möglich das Thema zu wechseln. Shawn atmete entspannt aus und lächelte mich ehrlich an.

"Natürlich. Ich hatte auch einige Ideen, habe aber Alles wieder verworfen", erzählte er und ich nickte nur.

Danach gingen wir in sein Zimmer, um dort eine der vielen Gitarren zu nehmen, die er an der Wand hängen hatte. Schon beim Betreten seines Zimmers breitete sich ein Grinsen in meinem Gesicht aus, denn es erinnerte mich an eine ganz andere Zeit, eine Zeit in der noch Alles leichter war.

Danach folgte ich ihm in sein Musikraum, der eine ganz schöne Verwandlung durchgemacht hatte. Angefangen mit einem Raum, ausgefüllt mit Eierkartons und einem Keyboard aus dem Sonderangebot, hatte er nun ein ziemlich professionelles Equipment, von dem Andere nur träumen konnten. Ich staunte nicht schlecht, als ich über das Klavier an der Wand strich.

"Ich liebe es jedes Mal aufs Neue hier rein zu kommen. Es war der Anfang von etwas Besonderem und es erdet mich irgendwie. Klingt wahrscheinlich komisch", erzählte er leise und sah sich selbst um, als käme er zum ersten Mal hierher. Doch es klang nicht komisch, ganz und gar nicht.

"Okay, dann zeig mal, was du dir überlegt hast", forderte er, nachdem er sich selbst aus seiner Träumerei gerissen hatte.

Ich ließ mich auf dem Hocker vor dem Klavier nieder und kramte meine Notizen aus der Tasche, als ich wahrnahm, dass er sich direkt neben mich setzte. Und Klavierhocker waren nicht sonderlich breit. Sein Arm berührte meinen immer wieder und ich fürchtete, er könnte meinen aufgebrachten Herzschlag hören.

Zögerlich legte ich meine vor Nervosität zitternden Hände auf den schwarz-weißen Tasten ab und versuchte zu spielen, brachte es jedoch aufgrund der Aufregung nicht hin, weshalb ich beschämt die Hände zurück zog.

"Hey, beruhig dich, Kylie", sagte Shawn und griff plötzlich nach meinen Händen, um sie in seinen zu halten. Kurz musterte ich unsere Hände, dann sah ich zu ihm auf, in seine wunderschönen Augen.

"Ich bin's doch nur, kein Grund zur Aufregung", gab er lächelnd von sich und ich öffnete den Mund leicht, ohne Etwas zu sagen.
Ich bin's nur, als wäre er nicht einer der angesagtesten Musikern. Ich konnte mich nur blamieren.

"Okay", flüsterte ich trotzdem und ließ meine Hände langsam aus seinem Griff gleiten, um sie wieder auf die Klaviertasten zu legen. Schließlich schaffte ich es, ihm die Melodie vorzuspielen und wie immer, wenn ich Klavier spielte, begann ich zu lächeln.

Als ich fertig war, klatschte Shawn dreimal in die Hände und lächelte mich breit an.

"Ich finde es wirklich gut, die Melodie ist wunderschön", schwärmte er und die Nervosität fiel von mir ab. Lächelnd dankte ich ihm und wir schwiegen einen Moment, in dem wir uns nur ansahen.

"Ich schätze, wir sollten dieses Lied einfach zusammen schreiben und nicht versuchen, es irgendwie allein hinzubekommen. Was meinst du?", schlug er vor und wollte meine Meinung wissen.
Eigentlich war das doch genau meine Chance um rauszufinden, ob sich Etwas zwischen uns entwickeln konnte.

"Klar, gute Idee", gab ich also zurück.

"Okay, also was kommt dir als Erstes in den Sinn, wenn du das spielst? Woran hast du beim Schreiben gedacht?",wollte er wissen und ich überlegte nicht lange.

"Erinnerungen. Was hast du zuerst gedacht?", entgegnete ich ihm.

"Ich wollte exakt das Selbe sagen", lächelte er und unsere Blicke trafen sich wieder, diesmal wendete ihn jedoch Keiner von uns Beiden ab. Es war ein intensiver Moment.

"Du hast mir gefehlt, Kyles", murmelte er plötzlich und sein Lächeln wich ihm aus dem Gesicht, den Blick wendete er jedoch nicht ab.

"Du mir auch", antwortete ich ehrlich und starrte Shawn in die Augen, der nur wenige Zentimeter von mir entfernt war.

Mein Herz begann zu schlagen wie selten zuvor und die Schmetterlinge tobten in meinem Bauch umher. Ich musterte seine wunderschönen Lippen, biss auf meine eigene und stellte mir vor ihn zu küssen. Mein Blick fuhr zurück zu seinen bezaubernden Augen, doch seine waren nun auf meinen Mund gerichtet.
Wie von selbst kamen wir uns langsam entgegen und ich traute mich nicht einmal mehr zu atmen, als sich plötzlich die Tür öffnete und wir erschrocken auseinander fuhren. Unsere Köpfe schossen zu Cameron, der uns lediglich mitteilen wollte, dass er für uns Pizza bestellt hatte. Vielen Dank auch, Bruder.

S.M.|| I know what you did last Summer - Shawn Mendes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt