Kapitel 43

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In Windeseile rasten Riku und ich in die dunkle Ecke, aus der das Geräusch kam. Ich erkannte zwei Gestalten, ich konnte nur erahnen das er zwei Männer waren. In dem Moment, in dem wir um die Ecke kamen, fingen sie auch schon an zu laufen. Riku stürmte ihnen hinterher, und ich stand alleine da. Plötzlich hörte ich wieder ein metallisches Geräusch, und ich schreckte zurück. Da, zwischen den Mülltonnen lag jemand. Er stand langsam auf, und ich trat immer weiter zurück, bis ich in dem schwachen Lichtkegel einer Laterne stand.

"Shit.."

Warte mal, diese Stimne kenn ich doch...um Gottes Willen, es war Samu! Er stand im Schatten, und hielt sich eine Hand vors Gesicht, irgendetwas tropfte an ihr herunter. Hatte er geschwitzt? Nein. Das war kein Schweiß. Es war Blut, welches an seiner Haut entlang lief und kleine dunkelrote Tropfen auf dem Boden verteilte. Ich schlug mit zitternd die Hand vor den Mund. Samu drehte sich zu mir.

"Was machst du here?!"

Ich erkannte seine Stimne garnicht mehr wieder, Sie war nicht mehr warm und melodisch, sondern hart und kalt.

"Ich...ich habe mir Sorgen gemacht, Riku und ich sind dich suchen gegangen und...was ist nur los?"

"Hau ab."

Wie bitte? Was soll das denn jetzt? Hatte er komplett den Verstand verloren, ich wollte einen Schritt auf ihn zu machen, als er seine Hand energisch in meine Richtung schlug.

"I said leave !"

Seine Stimme war so laut und hart, und es war, als versetzte er mir einen direkten Schlag in den Magen. Mir begannen schon die Tränen an den Wangen herunter zu laufen, und ich wollte mich gerade umdrehen und losrennen, als er mich am Handgelenk festhielt und zu sich zog. Erschrocken weitete ich meine Augen, und sah die riesige Platzwunde, welche sich von seiner Stirn bis zum Wangenknochen zog. Ich war immer noch am weinen, und Samu nahm mein Gesicht in seinen verdreckten Hände, doch es war mir in dem Moment egal. Da ich hohe Schuhe anhatte, konnte er seine Stirn gegen meine legen indem er sich etwas herunter beugte, er schloss die Augen und atmete schwer.

"Das hier sollte never passieren."

"Was meinst du?"

"I can't tell you. I'm sorry for shouting at you love."

So langsam beruhigte ich mich etwas, obwohl ich das ganze immer noch ziemlich skurril fand. Ich hörte Schritte und Samu ließ von mir ab, es war Riku. Er sah Samu an, dieser nickte nur und Riku legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er war anscheinend eingeweiht in diese Sache, in die Samu allem Anschein nach verwickelt war.

Nachdem sich alle etwas beruhigt hatten, fuhr Riku mit uns bis zu seinem Hotel, danach fuhr ich mit Samu ins the Voice- Studio damit ich mich um seine Wunde kümmern konnte. Als wir letztendlich in der Wohnung ankamen saß Samu sich direkt auf das Sofa, ich lief ins Bad und suchte nach dem Kleinen Verbandskoffer , den Samu mir schon während der Fahrt beschrieben hatte. Als ich ihn gefunden hatte, tränkte ich noch ein Handtuch mit Wasser und begab mich danach zu ihm in das Wohnzimmer.

Ich stellte mich vor ihn, im sitzen war er fast so groß wie ich im stehen , das erleichterte mir die Sache ungemein. Ich war mir zwar immer noch nicht ganz sicher ob er nun sauer auf mich war oder nicht, und ob er meine Hilfe annehmen würde, aber ich versuchte es einfach. Das Wasser an dem Tuch fing schon an auf den Boden zu tropfen, und so hielt ich eine Hand darunter, während ich mit der anderen das Tuch langsam an seine Wunde führte. Samu zuckte etwas als ich langsam über sie strich, gab aber keinen Ton von sich. Nachdem ich sie gesäubert hatte tat ich etwas Wundsalbe auf die aufgekratzte Haut und klebte ein großes Pflaster darauf , mit dem er schon garnicht mehr so angsteinflößend wirkte, was mich dazu verleitete mit ihm zu reden.

"Wie geht's dir jetzt?"

Ich bekam als Antwort ein trockenes, genuscheltes "good".

"Samu, red normal mit mir. was ist nur in dich gefahren?"

"Das ist nicht dein Business."

"Doch, irgendwie schon! wie soll ich mit dir noch irgendwo hingehen wenn ich weiß das du jedes mal verschlagen werden könntest?"

"Shut up already!"

Er schrie mich nicht an, aber er wurde definitiv lauter. Ich schüttelte den Kopf und packte energisch alle Sachen wieder in den Koffer.

"Ich fahre in mein Hotel."

"What?"

"Du hast mich gehört Samu. Du benimmst dich furchtbar, und darauf habe ich keine Lust. Ich frage Sascha ob er mich fährt."

Auch meine Stimme nahm an Lautstärke zu, was Samu definitiv verwunderte, das erkannte ich an seinem Blick.

"No, don't leave."

"Warum nicht Samu? Was sollte mich hier halten."

"I don't know, but please, don't go..."

Jetzt klang er wieder weich und leise. Mein Gott, hatte der vielleicht Stimmungsschwankungen! Ich atmete ein mal tief aus, bevor ich mich letztendlich neben ihn auf das Sofa fallen lies. Eigentlich wollte ich noch sagen das er mir endlich erzählen soll was los ist, doch da hatte er schon seine Lippen auf meine gelegt. Der Kuss schmeckte salzig nach Tränen und metallisch nach Blut. Moment mal , ich weinte doch garnicht? Vorsichtig legte ich meine Handfläche um Samus Wange, sie würde direkt etwas nass. ER weinte. Ich wollte ihm jedoch nicht seiner Männlichkeit berauben, und so küsste ich ihn einfach weiter und wusch ihm mit einer fließenden Handbewegung die Tränen unauffällig weg.

Er löste sich von meinen Lippen, nahm meine Hände und umklammerte sie zitternd mit seinen. Er sah mich direkt an, und ich erkannte Verzweiflung und Wut in seinem Ausdruck, seine stahlblaue Augenfarbe hatte sich zu einem matten Grau entwickelt.

"Lass uns schlafen gehen Samu."

Pure ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt