Kapitel 61

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Ich warf die leeren Becher und Flaschen in den Mülleimer, die vollen stellte ich wieder in die Minibar von Samus Vater. Samu hatte seine Flasche immer noch in der Hand, und als ich zu ihm ging und ihn fordernd ansah drückte er sie mir widerwillig in die Hand und verdrehte die Augen. Also, wenn er betrunken ist verfällt er wahrscheinlich in den agressives- kleines- Kind Modus. Nachdem ich nun auch die letzte Flasche weggeräumt hatte, wollte ich mich neben ihn setzten, doch er stand auf und stellte sich an die Tür.

„You can go now.“

„Was soll denn das jetzt Samu? Ich will mit dir reden und nicht gehen, das mach doch keinen Sinn!“

Ich wusste genau, dass er jetzt nicht gerade freundlich reagieren würde, aber schon als er die Lautstärke seiner Stimme etwas erhöhte, begann ich leicht zu zittern.

„Fuck!! I'm not a litte kid anymore, and I don't need your help! Why do I even waste my time on you!“

Schon wieder. Schon wieder verletzte er mich so sehr mit seinen Worten, und es fiel mir sehr schwer meine Tränen zurückzuhalten, ich bin nicht das schwache kleine Mädchen für das er mich hält, welches er herumschubsen kann wann immer er will. Und im nächsten Augenblick wurde mir klar, dass ich das eigentlich bin. Aber nicht mit mir. Ich bekomme ihn schon noch dazu sich nicht mehr vor mir zu verschließen, ob er es möchte oder nicht.

„Samu, hör doch ein mal auf dich so zu verhalten! Ich weiß warum du das tust, aber mein Gott, ich will dich verstehen... und lieben können. Aber das kann ich nur wenn du mir das zulässt! Ich bitte dich!“

Samu sah mich an, und seine Augen leuchteten auf. Er kam auf mich zu, packte mich an den Schultern, zog mich zu sich heran und küsste mich fest.

Ich konnte nicht mehr klar denken. Seine Lippen waren so weich und warm und lagen auf meinen, sodass die Wärme in mich überströmte. Er schloss seine Arme um mich herum, und ich spürte die nassen Stellen an seinem Shirt, die sich nun vermutlich auch etwas auf meinem abzeichneten. Sein Kuss schmeckte nach Alkohol, und ich liebte dieses bekannte brennen auf meiner Zunge, welches die Berührung noch intensiver werden ließ. Er ließ seine Finger durch meine Haare gleiten und strich sie mir hinter mein Ohr, danach hielt er meinen Kopf in beiden Händen und drückte mich somit noch enger an sich. Ich spürte ein unglaubliches Gefühl in mir, ein Kribbeln in meinem ganzen Körper, und es schien so, als würde mein Gehirn für diese Minuten aussetzten, ganz von allein und gegen meinen Willen, doch ich konnte nicht anders und ließ es einfach um mich geschehen. So musste es sich also anfühlen. Liebe. Ein Gefühl, welches Menschen dazu bringt, Dinge zu tun, die sie gar nicht beeinflussen können! Und ich mochte es. Ich mochte es, mich für diesen Augenblick einfach um nichts kümmern zu müssen, nicht die Kontrolle zu übernehmen, ich gab mich ganz und gar Samu hin und genoss seine Zärtlichkeit. Viel zu schnell war der Moment vorbei, und er ließ langsam von mir ab. Meine Wangen glühten, und ich musste erst einmal tief durchatmen.

„You make me crazy, I...I just can' resist you! You're so..beautiful and caring and I'm...I'm a fool. And I'm mad about you. Only you. If you want to, I will be forever yours. I Promise.“

Er sah mich mit großen Augen an, und anscheinend war mein Gehirn noch immer nicht ganz intakt, denn ich antwortete ihm mit der Entgegnung, welche ich sonst nie gewählt hätte.

„I..I want to.“

Schon im nächsten Moment hasste ich mich und mein Unterbewusstsein, welches anscheinend seinen eigenen Kopf hat, für diese Entscheidung. Klar , ich liebte ihn. Oder zumindest dachte ich es. Aber wollte ich immer so behandelt werden? Samu stand vor mir und lächelte mich warm an. Er ist wirklich ein Traum von einem Mann, schlau, gut gebaut...und dennoch ist sein Inneres verschlossener und verwirrter als ich es zu Anfang dachte. Als ich seine Stimme hörte wurde ich wieder in die Realität zurück geholt.

„You want to go inside the house? I can show you everything.“

Ich brachte ein gemurmeltes „Gerne“ hervor, und trat hinter Samu durch die Tür und hinaus in die kühle Nachtluft. Sie drang in meine Atemwege, und ich wurde sofort entspannter. Die Nacht bewegte irgendetwas in mir, sie fühlte sich für mich eher vertraut als ungewiss und gefährlich an. Der Wind ist inzwischen schon etwas stärker geworden, und trug kleine Regentropfen mit sich. Ich sah in den Himmel und erkannte die dichten, dunklen Wolken am Firmament. In der Hoffnung, dass kein Sturm kommen würde, verschränkte ich meine Arme ineinander, um die Gänsehaut, welche ich von der leichten Kälte bekam, zu lindern. Samu hatte bereits das Haus betreten, und auch ich begab mich in den warmen Flur. Meine Schuhe zog ich aus und stellte sie in den Gang, da ich bemerkt hatte, dass es draußen etwas matschig gewesen ist. Ich hörte Kochtöpfe in der Küche, und war mir sicher , dass es Samus Vater sein musste. Er stand einfach nur da und sah in der Entfernung zur Küchentür

„Willst du nicht zu ihm gehen?“

„I don't know if it's a good idea...Maybe we could just go upstairs if you don't mind.“

„Ich sage Edward Bescheid. Er gibt sich doch so große Mühe. Lass uns wenigstens später etwas mit ihm zu Abend essen.“

Ich merkte, wie Samus Stirn sich in Falten legte, doch einen Augenblick später lockerten sich seine Gesichtszüge wieder etwas.

„Okay, geh zu ihm.“

Oh, er fängt wieder mit seiner Englisch-Deutsch Mischung an! Ich dachte mir, es könnte vielleicht ein klitzekleines Zeichen sein, dass ich doch einmal in meinem Leben etwas richtig gemacht habe. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und sagte ihm, er könne schon nach oben gehen, ich würde ihm ja gleich folgen. Augenblicke später öffnete ich auch schon die Tür zur Küche.

Edward hatte eine weiße Kochschürze an, und war gerade dabei, in einem der Kochtöpfe auf dem Herd herum zu rühren, als er bemerkte, dass ich neben ihm stand.

„Oh, Angelina! Wie geht es ihm?“

„Ich vermute schon etwas besser. Er hat sich beruhigt, und ich konnte ihn sogar dazu bringen nachher mit ihnen zu Abend zu essen.“

„Liebes, dass ist ja wunderbar! Du bist natürlich gerne eingeladen Kind, es wäre mir eine Freude.“

Eigentlich sollte ich wieder nach Hause fahren, doch ich konnte Ed nicht alleine mit Samu hier lassen, dass würde vermutlich kein gutes Ende nehmen.

„Ich würde gerne bleiben, vielen Dank.“

Sein Blick hellte sich nach meiner Antwort auf, und ich lächelte ihm noch einmal zu, bevor ich mich auf den Weg zu Samu machte.

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