Während ich mich anschließend umzog, verhielt Ben sich ziemlich ruhig, ab und zu hörte ich ein Quietschen von meiner Couch, was mir versicherte, dass er sich dort noch befand. Gott, war das eben 'ne arschige Aktion. Das ist zwar kein Ausdruck den ich oft verwende, doch ihr müsst mir glauben das die Situation wirklich unangenehm war, und ich war noch immer froh und zugleich verwundert darüber das er so schnell von mir abgelassen hatte. Jetzt hatte ich aber trotzdem einen erhöhten Herzschlag, als ich aus dem Zimmer ging. Und was ich dort erblickte, erschütterte mich fast noch mehr als die Tatsache, dass er mir an die Wäsche wollte.
Dort saß er, der von Kopf bis Fuß tätowierte Typ, mit meinem Skizzenbuch in der Hand und seinem dämlichen Grinsen im Gesicht.
„Ben!Leg das sofort weg!“
Als er mich hörte, sprang er schnell von meiner Couch auf, und ging einige Schritte von mir weg, das Buch hielt er dabei offen nach oben, sodass ich nicht einmal daran kommen könnte, wenn ich springen würde. Wütend stürmte ich auf ihn zu, er lief immer weiter durch meine Wohnung, und somit konnte man dieses Szenario als eine kindische Nachlaufaktion bezeichnen. Ben lachte sich halb tot, und ich war einfach nur sauer, denn ich sah es als eine Verletzung meiner Privatsphäre an, wenn man in meinem Skizzenbuch blättert. Mittlerweile lief Ben nicht mehr weg, sondern blieb einfach nur mit erhobenem Arm stehen und amüsierte sich über meine verzweifelten Sprünge und Griffe nach dem Buch. Ich hatte so langsam auch genug von dem ganzen und stellte mich mit schmollendem Gesichtsausdruck und verschränkten Armen vor ihn. Eine einladende Geste für Ben, denn er stellte sich keine Sekunde später genau so hin wie ich, und blickte mich auch mit verzerrtem Gesicht an. Ich musste mein Lachen jedenfalls extrem zurückhalten, denn so wie er da stand sah er zugleich dämlich wie auch niedlich aus. Als ich mir dies so überlegte, bemerkte ich auch, dass er nun mein Buch so hielt, dass ich es mir locker schnappen konnte. Ohne zu zögern ging ich langsam auf ihn zu, und legte eine meiner Hände auf seinen Brustkorb, die andere wanderte zaghaft in Richtung Buch. Ben hatte seine Arme schon längst nicht mehr verschränkt, sondern stand nur noch schwer atmend vor mir. Sein Blick wanderte immer wieder zwischen meinen Lippen und Augen hin und her, denn ich kam ihm mit meinem Gesicht immer näher. Echt, manchmal hasse ich Männer. Sie sind so leicht um den Finger zu wickeln, und erst wenn man diese Taktik der „Anmachen und dann fallen lassen“- Nummer drauf hat, kann man es in der Männerwelt schaffen. Furchtbar.
Ben ging natürlich auf meinen Versuch ein, und kurz bevor er mich an sich drücken wollte, schnappte ich mir das Buch und rannte so schnell ich konnte in die andere Ecke des Raumes. Dort legte ich es auf ein Regal und schnappte mir schleunigst meine Tasche die darunter hing, in der alle meine Sachen für die Uni waren. Energisch lief ich an Ben vorbei zu meiner Wohnungstür, schwang diese auf, und gestikulierte ihm den Austritt. Er sah mich erst verdattert an, doch dann folgte er ohne Widerrede meiner Anweisung. Als er an mir vorbei nach draußen flüsterte er so etwas wie „Spielverderber“, und ich verdrehte erneut meine Augen.
Im Auto angekommen redeten wir erst nicht viel, doch dann fing Ben ein Gespräch an, in dem er die Aussage tätigte, von der ich befürchtet hatte , dass sie kommt.
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Pure Chance
FanfictionLina ist gerade nach Köln gezogen, um dort ihr Studium zu beginnen. Durch Zufall lernt sie am Bahnhof Andre kennen, und durch ihn wird sie sofort in die Internet-Szene hinein gezogen. An ihrem Geburtstag bekommt Lina Konzertkarten für die Band Sunr...