Ich war mittlerweile an der Wohnung von Andre, Jan und Cengiz angekommen. Da ich beim Einparken ein Stück weit über den Bordstein gefahren bin, wurde Andre anscheinend von der kleinen Rührung aufgeweckt, jedoch verhielt er sich ziemlich ruhig. Ich stieg aus dem Auto, und als ich auch ihm die Tür öffnen wollte, hatte er dies schon getan, danach trottete er mir zur Eingangstür hinterher. Etwas zweifelnd betätigte ich die Klingel, auf welcher der Name Meyer stand, in der Hoffnung, Jan und/ oder Cengiz würden sich Verständlich zeigen.
Ich hörte Schritte im Treppenhaus, und meine Nervosität stieg um einiges an, als Jan die Tür öffnete.
„Lina, was...“
Er sah mich fragend an, danach schweifte sein Blick zu Andre, und er öffnete seinen Mund ein bisschen, ich konnte fast schon die Fragezeichen in seinen Augen sehen.
„Andre! Was hast du schon wieder gemacht?!“
Noch bevor dieser etwas sagen konnte, was womöglich nicht zu meinem Vorteil gewesen wäre, drückte ich mich ein wenig neben ihn in Jan's Blickfeld.
„Nun ja, er ist ohne das ich es wusste in meine Wohnung gekommen und m...“ Nein Lina, sag jetzt nicht „mein Freund“! ich hielt kurz inne, und sprach dann schnell weiter „ein Freund von mir tauchte kurz danach auf und dachte, er wollte mir etwas antun. Und was dann passiert ist kannst du dir ja denken.“
Ich schielte zu Andre herüber, in der Hoffnung, er würde nichts gegen meine Erzählung einwenden, doch er stand nur da und ließ den Kopf hängen, seine Haut war bleich und sein Blick fiel zu Boden. Dieses Bild welches sich mir bot regte etwas in mir, doch ich konnte das Gefühl nicht richtig einordnen, also ließ ich es einfach bleiben und sah wieder zu Jan.
„Okay, Danke das du ihn hier her gebracht hast Lina , ich kümmere mich um ihn. Möchtest du noch mit nach oben kommen?“
In mir schien etwas ausdrücklich „Ja, ich will ihm helfen!“ zu schreien, doch mein Bewusstsein hatte wie so oft anderes im Sinn.
„Nein, Danke, aber ich muss dann auch wieder los. Bis bald!“
Ich verabschiedete mich nur mit Worten bei den beiden, es wäre vermutlich nicht sehr gut gewesen wenn ich den emotional am Boden liegenden Andre auch noch umarmt hätte. Schnell ging ich zu meinem Käfer, und war kurz darauf auch schon losgefahren. Ich blickte auf die fast leere Straße, und war kurz davor, mich wieder in meinen tiefen Gedankengängen zu verlieren. Wieso Ich? Wieso musste mir das alles passieren. Ich bin doch nur ein einfaches, unspektakuläres Mädchen. Hätte sich das Leben für diese Geschichte nicht jemand anderes aussuchen können? Das Chaos in meiner Welt hatte sich eigentlich immer im Hintergrund gehalten, wahrscheinlich kommt jjetzt deswegen alles auf einmal, na super.
Ich war noch immer in meinen Gedanken vertieft, als sich plötzlich die Ampel vor mir auf Rot schaltete und ich so stark bremsen musste, sodass mein Oberkörper etwas nach vorne und ruckartig wieder nach hinten geschleudert wurde. Ich atmete erschrocken aus, und ließ mich erst einmal in den Sitz sinken, während ich meinen Blick nicht mehr von der Ampel ließ. Ein Zeichen des Universums? Schon möglich.
Die weitere Fahrt verlief ziemlich ereignislos, aus dem einfachen Grund das ich mich nur noch auf das Fahren konzentrierte. Ich parkte also vor dem Mehrfamilienhaus in welchen ich wohnte, und trottete bestürzt zur Tür. War ich ein bisschen zu hart zu Samu gewesen? Ich ging durch das Treppenhaus, und als ich in dem Flur zu meiner Wohnung stand wollte ich meinen Schlüssel aus der Hosentasche holen, doch die Tür stand bereits offen. Ich muss wohl in der Eile vergessen haben, sie zu schließen. Als ich eintrat lag die Tüte, welche Samu vom Bäcker mitgebracht hatte, immer noch genau so auf dem Boden wie er sie fallen gelassen hatte. Ich legte meine Stirn in Falten, und lief in mein Schlafzimmer. Mein Bett sah noch so aus wie heute Morgen als ich es verlassen hatte. Nein, nicht im Ernst, oder?
Ich lief noch einmal durch die gesamte Wohnung und musste zu dem Schluss kommen, dass Samu weg war. Erneut. Das Schuldgefühl in mir wuchs schlagartig an, und ich ließ mich verzweifelt auf mein Sofa fallen. Als ich nun dort saß, sah ich einen Zettel auf dem Boden liegen. Verwundert hob ich ihn auf, und begann zu lesen.
„I'm at my fathers house, I think it's better for us...or you.
Love , Samu.“
Wieso? Wieso ist er schon wieder gegangen, und hat nicht einmal die Adresse seines Vater angegeben?n Ich fuhr mit der Fingerspitze leicht über die wenigen Buchstaben die er geschrieben hatte, und schon spürte ich, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten. Als sie anfingen an meinen Wangen herunter zu perlen, wusch ich sie mir mit dem Handrücken weg. Er hatte meine Tränen nicht verdient, nicht schon wieder. Er hatte meine Gefühle nicht verdient! Doch so sehr ich auch dagegen ankämpfte, am Ende gewann mein Inneres die Überhand, und die Tränen liefen über mein Gesicht und tropften auf das kleine Papier , welches ich noch immer in den Händen hielt.
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Ich würde mich sehr über Kommentare mit euren Meinungen/ Ideen / Verbesserungsvorschlägen freuen! :)

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Pure Chance
FanficLina ist gerade nach Köln gezogen, um dort ihr Studium zu beginnen. Durch Zufall lernt sie am Bahnhof Andre kennen, und durch ihn wird sie sofort in die Internet-Szene hinein gezogen. An ihrem Geburtstag bekommt Lina Konzertkarten für die Band Sunr...