Kapitel 63

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Als wir im oberen Stockwerk ankamen, führte mich mein Weg an den ganzen Bildern vorbei hinter Samu her, und zwar direkt in das Gästezimmer. Ich war etwas hilflos, da ich natürlich keine Sachen zum schlafen dabei hatte, und ich war mir auch nicht sicher, ob Samu mir wieder etwas von sich leihen würde, aber erst einmal sollte nun das Bett bezogen werden. Mein vermeintlicher Freund stand also in Mitten des Zimmers, und fuhr sich mit einer Hand am Nacken hin und her, sodass seine unteren Haare etwas hoch standen.

Ich hingegen lief einfach zu dem Schrank der an der Seite des Raumes stand und öffnete die erstbeste Tür, und siehe da, dort lagen Bettwäsche und Leinentücher sorgfältig aufeinander gestapelt. Wow, dafür das ein Mann alleine hier lebt ist es wirklich sehr ordentlich! Ich griff nach den obersten Stoffen und drehte mich danach zu Samu um sie ihm in die Hand zu geben.

„Should I sleep on the couch or..."

Er sah mich fragend an, und ich war mir nicht ganz sicher was ich antworten sollte. Eigentlich wollte ich ihn bei mir haben, doch die Angst davor morgens wieder alleine im Bett aufzuwachen ließ mich leicht erzittern. Aber ohne ihn wollte ich auch nicht sein...Wieso können solche Entscheidungen nicht einfacher sein? Ohne weiter zu überlegen antwortete ich ihm einfach mit der Aussage, die mir vom Gefühl her am liebsten war.

„Nein, nein du kannst hier schlafen, das sollte kein Problem sein..."

Daraufhin lächelte er mich liebevoll an, und mir wurde sofort wieder etwas warm ums Herz. Wenn es doch nur nicht so verdammt kompliziert mit ihm wäre!

Ich versuchte meine Gedanken so gut es ging zu verdrängen, und half Samu dabei, dass Bett zu beziehen. Als wir fertig waren, reichte Samu mir ein etwas längeres Shirt von ihm, sodass ich keine Shorts darunter anziehen musste. So ganz lieb war mir das natürlich nicht, aber was sollte ich schon machen? Meine Hose brauche ich noch für morgen, und Samu brauchte seine Kleidung natürlich auch selber, und so gab ich mich mit dem weißen Shirt zufrieden.

Eine Tür direkt neben dem Gästezimmer führte mich in ein kleines, aber ausreichend großes Bad, indem ich mich umziehen konnte. In Gedanken war ich mal wieder ganz wo anders. Und zwar nicht bei Samu, sondern bei...Andre. Sollte ich mich bei ihm melden und fragen wie es ihm geht? Wahrscheinlich wäre es das richtige. Wahrscheinlich...wie ich dieses Wort hasse. Mein Unterbewusstsein schien sich mit seiner Unentschlossenheit mal wieder über mich lustig zu machen, und ich wusste nicht was ich tun sollte. Also tat ich das, was ich eigentlich immer in einer ausweglosen Situation machte. Nämlich das falsche. Ich zückte mein Handy, und schrieb eine knappe SMS an Andre.

>> Hey, wie geht es dir? Das was passiert ist tut mir leid. Ich hoffe du trägst nicht all zu schwere Schäden davon... Bis demnächst vielleicht. <<

Mit einem komischen Gefühl im Bauch atmete ich tief ein, und ließ die Luft anschließend langsam aus meinen Lungen entschwinden. Bevor ich also wieder zu Samu ging schielte ich noch ein weiteres Mal auf den Display, auf welchem man aber nur mein Hintergrundbild sah. Also lief ich einfach geradewegs zu Samu ins Zimmer.

Als ich die Tür öffnete, weiteten sich meine Augen, und ich musste zusehen, dass ich noch relativ normal atmete. Vor mir stand Samu, nur in Boxershorts gekleidet, und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, was schon unglaublich gut bei ihm aussah. Als er mich im Türrahmen stehen sah, lächelte er, und ich grinste natürlich total dämlich zurück, blieb aber weiterhin wie angewurzelt stehen.

„You want to stay there?"

Mein Gehirn schien sich langsam wieder in Gang zu setzten, und so realisierte ich, dass ich noch immer wie ein hyperventilierender Teenager vor ihm stand. Ich wurde vermutlich puterrot im Gesicht, und schloss schnell die Tür hinter mir, während Samu sich ein Shirt überzog. Meine Sachen deponierte ich auf einem Stuhl im Zimmer ab, mein Handy legte ich unachtsam als oberstes auf den Kleidern ab. Samu hatte sich mittlerweile schon ins Bett gelegt, und hielt mir die Bettdecke offen, sodass ich mich zu ihm kuscheln konnte. Ich legte meine Kopf in seiner Halsbeuge ab, meine Beine schlang ich um seine herum. Wie schon so oft spürte ich seine Wärme direkt an meinem Körper, und sie ging direkt in mich über.

„Glaubst du das du mich irgendwann lieben kannst?"

Ich wusste das ich diese Frage eigentlich gar nicht stellen sollte, doch mein Inneres verlangte danach, und ich musste wenigstens diese Gewissheit haben?

„What?"

Samu schaffte ein bisschen Platz zwischen uns, sodass er mich ansehen konnte.

„Na ja, ich meine...wirst du mich irgendwann lieben?"

„Are you serious? Oh baby..."

Er drückte mich wieder etwas fester an sich, und strich mir sanft über die Haare.

„I do love you! More than anything else in my life. You...you're making my heart beat faster whenever I'm near you. You make me happy, so damn happy, even if you sometimes don't realize that. I am a fool, and you deserve something better. That's why I try keep my distance from you, but it just won't work. And you don't even know how much I love you, because I can't put it in words. I love you , I really do."

Als ich am Morgen aufwachte, schien mir die Sonne vom Fenster aus direkt ins Gesicht. Ich streckte mich erst einmal komplett, bevor ich meine Augen öffnete. Ich hob meinen Kopf etwas an und sah, wie Samu am Tisch saß. Moment mal, auf dem Stuhl lagen doch gestern noch meine Sachen? Erst jetzt bemerkte ich, dass sie vor Samu lagen. Als oberstes lag mein Handy, auf welches Samu angespannt blickte. War es etwa angeschaltet? Dann traf es mich wie einen Schlag. Auf dem Startbildschirm werden meine neuen Nachrichten angezeigt. Neue Nachricht. Andre!!

"Samu..."

"Why did he Write you?"

"Samu, ich weiß nichtmal..."

"But I know it! He thanked you for your >> lovely << mail, and that he still loves you ! What the hell are you hiding from me?"

"Samu, ich hab ihm nur geschrieben das es mir leid tut!"

"And why? He doesn't need your ...! And I don't need it either. You ask me what I do to you? Thats what I should ask you now. So, tell me!"

"Er...er hat mir einfach nur leid getan, aber das ist doch nichts besonderes! Samu, bitte..."

Er stand ohne ein weiteres Wort vom Tisch auf, und stürmte aus der Tür.

Ich saß wie angewurzelt auf dem Bett. Ich wollte seinen Namen rufen, aufstehen und ihm hinterher laufen, doch es ging nicht. Ich sah einfach nur zur Tür, durch welche der Mann den ich liebte gerade verschwunden war. Ich war mir nun sicher. Ich liebte Samu, denn solche Schmerzen kann einem nur Liebe zufügen.

Langsam spürte ich wieder Leben in meinen Gliedern, was mich dazu veranlasste, endlich aufzustehen. Ich war mir ziemlich sicher das sich Samu nicht mehr im Haus befand, und so schritt ich langsam zu meinen Kleidern, welche ich anschließend anzog. Als ich fertig war lag nur noch mein Handy auf dem Tisch , Samus Sachen hatte ich zusammengefaltet auf das Bett gelegt, er musste ja irgendwann wieder kommen, da seine Tasche noch hier deponiert war.

Ich griff also nach meinem Handy, doch ich wollte es nicht anschalten. Es interessierte mich herzlich wenig was in der SMS stand, die gerade dabei war, mein Leben zu ruinieren. Langsam ging ich den Flur entlang , an den Bildern vorbei, und dann die Treppe runter. Es war gerade mal 6 Uhr, und ich hoffte, dass Ed noch nicht wach war, dieses Szenario wollte ich ihm nur ungern erklären.

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