Kapitel 59

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Nach einigen Minuten meldete sich mein allzeit beliebtes Unterbewusstsein zu Wort. Nein, du lässt dich jetzt nicht schon wieder von ihm in die Misere treiben! Aber was soll ich denn bitte machen? Ich weiß ja nicht einmal wo Samus Vater wohnt. Verzweifelt ließ ich meinen Körper wieder zurück in seine alte, schlaffe Position sinken, und schaute durch meine Wohnung. Mein Blick wurde fast automatisch zu dem kleinen Tischchen neben meiner Wohnungstür gelenkt, auf welchem mein Telefon und...ein Telefonbuch lagen. Ich sprang über die Rückenlehne der Couch, und kam mir schon im nächsten Moment wieder richtig dämlich vor, da ich immer das Gefühl hatte, mich würde jemand beobachten. Ich rückte meine Kleidung zurecht, und ging danach langsam und normal zu dem kleinen, zerfledderten Buch. Ich fragte mich gerade wie es denn zerfleddert sein konnte, denn eigentlich hatte ich noch nie einen Blick hinein geworfen. Hey, Lina, nicht schon wieder mit den Gedanken abschweifen! Ich schüttelte leicht meinen Kopf über mich selbst, und öffnete danach zaghaft das Telefonbuch auf der Seiten mit den Nachnamen, die den Anfangsbuchstaben E hatten. Okay, einfach weiter blättern...F...G...H! Na also! Ich strich mit meinem Finger über die große Namensliste, und wurde von Zeile zu Zeile nervöser..Haaser...Haber! Aber Moment mal...da waren zwei Adressen angegeben! Mist! Woher soll ich denn wissen welche davon die von Samus Vater ist? Der Erste heißt Edward Haber, der zweite William Haber. Es könnten beide sein. Das Schicksal will mir doch echt eins auswischen! Ich verdrehte meine Augen, und nahm meine Autoschlüssel in die Hand. Dann heißt es jetzt wohl suchen.

Die erste Adresse führte mich in den Norden Kölns, nämlich in die Karl-Marx-Allee, Hausnummer 14. Nachdem ich eine viertel Stunde bis dort hin gebraucht hatte, bog ich in die Straße ein. Mein Kopf schwenkte zwischen den Häusern hin und her, immer auf der Suche nach der Nummer 14. Es dauerte nicht lange, bis ich sie fand. Ich parkte mein Auto auf dem Bürgersteig vor einem großen, modernen Haus, was mich schon sofort ziemlich verwunderte. Ob Samus Vater in so einem Haus Leben würde? Etwas zögernd stieg ich dann doch aus dem Auto, und lief den kleinen Pfad entlang, welcher mich direkt zur Haustür und somit auch zur Klingel führte. William Haber stand in verschnörkelten, goldenen Buchstaben auf einem weißen Klingelschild. Scheint so als hätte der Mann wirklich ganz schön viel Kohle und ist sehr von sich überzeugt! Ich betätigte den Schalter, und Sekunden später hörte ich auch schon Schritte im Inneren des Gebäudes. Als die Tür geöffnet wurde, fiel mir die Kinnlade herunter. Ein junger, gutaussehender Mann stand im Anzug vor mir, und sah mich verwirrt an.

„Entschuldigung, kann ich ihnen helfen?“

Ich sammelte mich kurz, und mir war sofort klar, dass DAS ganz bestimmt nicht Samus Vater sein kann.

„Oh, ehm, nein... Entschuldigung, ich habe mich wohl in der Adresse geirrt.“

Noch bevor William- Anzugmann- Haber etwas sagen konnte, hatte ich mich auch schon schleunigst herumgedreht und aus dem Staub gemacht. Man war das peinlich...aber zumindest wusste ich jetzt, dass Edward Haber also Samus Vater sein musste.

Dieser wohnte im Süden von Köln, und ich brauchte gute 20 Minuten um bei ihm anzukommen, jedoch ging ich vorher nochmal in meine Wohnung um mir etwas anderes anzuziehen, danach fuhr ich noch zu KFC um wenigstens etwas im Magen zu haben, bevor ich auf Samu traf. Deswegen dämmerte es auch schon, als in in den Fliederweg am Rheinufer, in welchem er wohnte, einbog, konnte ich erkennen, dass diese Gegend schon eher zu einem älteren Mann passte.Viele Gärten waren zu erkennen, und in ihnen standen kleine, zierliche Häuser. Dieses Mal war die Hausnummer 25 mein Ziel, und als ich sie sah, wurde mir sofort warm ums Herz. Ein Einstöckiges, Viereckiges Haus stand inmitten von Blumen und kleinen Bäumchen, der Garten war von einem Holzzaun umgeben. Das Haus bestand aus Backsteinen, Tür und Fensterrahmen bestanden ebenfalls aus Holz. Genau so wie man sich ein Haus für einen netten, alten Herren vorstellte. Schon etwas freudiger betätigte ich dieses Mal die Klingel, und erschrak, als ich ein lautes Geräusch von innen hörte, danach war es still. Wenige Augenblicke später wurde mir die Tür geöffnet.



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