Ich hielt mir beide Hände vor den Mund, um nicht laut aufschreien zu müssen. Samu stand mit geballten Fäusten vor dem am Boden liegenden Andre, er atmete so schwer dass ich sehen konnte, wie sich sein Brustkorb auf und ab bewegte. Andre bewegte sich keinen Zentimeter, ich erkannte nur den Bluterguss an seiner rechten Schläfe,welcher sich bis über seine Wangen zog. Dies erinnerte mich ein wenig an Samus Wunde, welche jedoch schon gut verheilt war. Wie konnte ich jetzt nur an so etwas denken...Ich bemitleide einen Mann, der gerade vor meinen Augen jemanden bewusstlos geschlagen hatte. Aber es war schon immer eine Schwäche von mir in bestimmten Situationen mit meiner Konzentration abzuschweifen. Ich fasste mich wieder etwas, als Samu auf mich zu kam, seine Augen waren glasig.
„How long has he been here?"
Erneut hatte er wieder diesen harten Unterton in seiner Stimme, welcher mich immer wieder aufs neue erzittern ließ.
„Du..Du hattest die Tür wohl auf gelassen und er ist hier herein gekommen während ich dich gesucht habe, ich weiß nicht was er von mir wollte, wirklich!"
„Don't lie to me."
Meine Augen weiteten sich, als er diese Worte aussprach. Dachte er etwa tatsächlich ich würde ihn nach all dem was schon geschehen ist anlügen?
„Samu, ich lüge ich nicht an. Er ist sauer auf mich weil ich ihn einfach abgewiesen hatte seit dem wir...irgendetwas undefinierbares miteinander haben. Und ich kann einfach nicht glauben das du so von mir denkst."
„I.."
Er wollte noch näher zu mir kommen, doch ich Schnitt ihm das Wort ab."
„Nein, ich will nichts hören. Du bleibst jetzt hier, ich fahre mit Andre zu Jan und Cengiz und erkläre ihnen was vorgefallen ist."
Energisch huschte ich an ihm vorbei zu Andre, sodass er mich nicht festhalten konnte um mit mir zu reden, denn ich war es leid mir immer Samus Entschuldigungen anzuhören , welche er dem Anschein nach sowieso nicht ernst meint.
Ich kniete mich neben Andre, und rüttelte ihn zaghaft an der Schulter sodass er aufwachen konnte. Samu hatte sich mittlerweile ohne ein Wort in mein Schlafzimmer begeben, was mir auch ziemlich recht war. Ich blickte in Andres Gesicht, und langsam öffnete er seine Augen.
„Wo bin ich?"
„Wenn du jetzt mit mir zum Auto kommst bist du gleich zu Hause."
Mir kam es auch sehr gelegen das Andre nicht mehr wirklich wusste wo hinten und vorne ist, so war es ein leichtes für mich ihn mit Hilfe von ein paar kleinen Stößen und meiner stützenden Schulter zum Aufzug und danach in mein Auto zu bringen. Ich öffnete ihm die Tür zur Rückbank, und als er sich dort hin gesessen oder besser gesagt gelegt hatte, fielen ihm auch schon wieder die Augenlider zu. Ich hingegen ließ mich auf den Fahrersitz meines kleinen Käfers fallen und betätigte Sekunden später auch schon das Gaspedal. Meine Gedanken konnte ich momentan nicht sortieren, und sie schweiften immer wieder zu Samu ab, obwohl ich gerade richtig sauer auf ihn war. Was dieser Mann mit mir anstellt sollte verboten sein. Die Art wie er mich ansieht und anlächelt bringt mich zum dahinschmelzen, doch dann kommt in gewissen Momenten ein ganz anderer Samu zum Vorschein, welchen ich gar nicht mag.Oder etwa doch? Ich glaube, irgendetwas reizt mich an ihm, ich will entdecken was in ihm vorgeht, und alles andere heraus bekommen was sonst niemand von ihm weiß. Klar, in der Öffentlichkeit kennt ja auch jeder nur den netten, liebenswürdigen Samu, genau so hatte ich ihn ja auch als Teenager kennen gelernt. Früher hätte ich nie gedacht, dass er ganz anders sein kann, gleichwie er sich vor der Welt gibt.
Die Frage ist nur : Bin ich die einzige? Bin ich die einzige Person, vor der er sich so gibt wie er ist? Der er sein wahres Ich zeigt und ihr zulässt , sein Inneres zu entschlüsseln? Bei dem Gedanken daran, dass es Personen geben könnte die schon all dies wie ich am eigenen Leibe erfahren haben, spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Herzen. Ich will die erste , und die einzige Person sein, die Samu so nahe kommt, die ihn erforschen muss um seine Persönlichkeit zu ergründen. Eine weitere Frage die sich auftut ist nun, ob er mir dies zulässt. Derzeit sieht es nämlich nicht danach aus, er findet immer einen Weg mich davon abzubringen ihm Fragen zu stellen auf die ich eine Antwort erwarte. Er redet immer ausschließlich darüber, dass er mich nicht lieben kann, so wie ich es gerne hätte. Aber woher will er das wissen? Er weiß bekanntermaßen auch nicht viel über mich. Allgemein sind unsere Unterhaltungen immer eher spartanisch gehalten, und keiner erzählt dem anderen genauestens, was tatsächlich in einem selbst vorgeht. Aber dies wollte ich schleunigst ändern, und wenn ich wieder bei ihm bin werde ich ihn damit konfrontieren, auch wenn er etwas agressiv oder wütend wird.
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Pure Chance
FanfictionLina ist gerade nach Köln gezogen, um dort ihr Studium zu beginnen. Durch Zufall lernt sie am Bahnhof Andre kennen, und durch ihn wird sie sofort in die Internet-Szene hinein gezogen. An ihrem Geburtstag bekommt Lina Konzertkarten für die Band Sunr...