Kapitel 54

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Um 17 Uhr kamen wir letztendlich in Köln an. Samu war während der Fahrt ziemlich ruhig gewesen, eigentlich hatte er die ganze Zeit nur nervös aus dem Fenster geschaut und mich ab und zu angelächelt und genickt wenn ich ihn fragte ob alles in Ordnung sei. In meiner Wohnung ließ er seinen Koffer im Wohnzimmer auf dem Boden liegen, und trat auf den Balkon. Ich hingegen ging in die Küche, um mir etwas zum Essen zu holen. Falls ich mich heute Nacht noch aus irgend einem Grund betrinken müsse, habe ich wenigstens eine Grundlage. Daraus sollte jedoch anscheinend nichts werden, denn der Kühlschrank war leer. Genervt rauschte ich an Samu , welcher mittlerweile wieder im Wohnzimmer stand vorbei, worauf hin er mich verwirrt ansah. "Wo gehst du hin?" "Lebensmittel kaufen, ich habe nichts mehr." "Should I go with you?" "Also erstens kann ich das allein und zweitens würde man dich erkennen. Ruh dich doch einfach mal aus, ich habe heute nämlich noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen." "Was willst du rupfen mit mir?" Seine Stirn legte sich in Falten, und seine Augenbrauen zogen sich zusammen, worauf hin ich etwas lachen musste. "Ich will nur mit dir reden. Bis später!" Samu wollte anscheinend gerade noch etwas einwenden, doch ich war schon aus der Wohnung verschwunden. Da der Laden nur wenige Meter entfernt war, stand ich ein paar Minuten später auch schon vor dem Schaufenster. Ich hatte beschlossen, ihn den "Laden der schlimmen Erinnerungen zu nennen, wegen der Sache die damals mit Phil gelaufen war. In der Hoffnung, dass dieses Ereignis sich dieses mal nicht wiederholte, betrat ich den kleinen Laden.

Innen angekommen lief ich zu den üblichen Regalen, und legte mir die nötigen Lebensmittel in einen Korb, welchen ich mir am Eingang genommen hatte. Zögernd sah ich erst um jede Ecke bevor ich in einen anderen Gang einbog, ich wollte gar nicht wissen wie komisch das ausgesehen haben muss. Als ich letztendlich an der Kasse ankam, musste natürlich das schlimmstmögliche passieren. Hinter mir hörte ich schon eine bekannte Stimme, und ich schloss einfach die Augen und hoffte, dass er mich nicht erkennen würde. Er stand nun genau hinter mir, und redete einfach weiter, was mir ziemlich recht war, da ich somit dachte er hätte mich nicht gesehen. Auch als ich der Kassiererin antwortete, kam nichts von ihm. Mittlerweile hatte ich auch überlegt wer die Person ist mit der er redete, doch ich wollte mich aus Angst erkannt zu werden nicht zu ihnen umdrehen.

Erleichtert verließ ich das Geschäft, und spazierte gemütlich in Richtung Wohnung. Ich fragte mich kurz was Samu wohl gerade macht, irgendwie hatte ich das unangenehme Gefühl er würde aus Neugierde meine Sachen durchsuchen, aber das konnte ich dann jetzt auch nicht mehr ändern. Ich ging an einem kleinen Waldstück vorbei, um die nächste Ecke ist auch schon mein Wohnhaus. Ich beschleunigte meinen Schritt instinktiv etwas, obwohl ich nicht genau wusste, was mich dazu veranlasste. Dies änderte sich schlagartig, als ich von jemandem am Handgelenk gepackt und ich eine kleine Ecke gezogen wurde, wo die großen Mülleimer des Gebäudes standen. Wieso passierte mir das eigentlich immer wieder? Ich wollte schreien, doch mir wurde gleichzeitig eine kalte Hand auf den Mund gedrückt. Erst als die Person mich wirklich in die hinterste Ecke gebracht hatte, konnte ich wieder durch den Mund atmen. Ich wurde gegen eine Wand gedrückt, mein Kopf hing erschöpft nach unten. Ich erkannte schwarze Schuhe, und als ich meinen Kopf langsam immer weiter nach oben hob, sah ich in das Gesicht von Andre. Seine Augen waren ungewöhnlich dunkel, und sein Gesichtsausdruck war hart.

Er war alleine, und seine Hände drückten meine Schultern fest gegen die harte Betonwand.

„Was willst du Andre!“

Meine Stimme zitterte, war aber dennoch ziemlich laut. Ich hatte nicht wirklich Angst vor ihm, nur davor das Samu kommen könnte und mich mit ihm sieht, er würde es sicher nicht verstehen.

„Was ich will? Eine Erklärung!“

Er presste mich noch stärker gegen die Steine, und mein Rücken begann zu brennen.

„Wir sind nicht zusammen, ich muss dir nichts erklären!“

Sein Blick wurde weicher, und seine Gesichtszüge lockerten sich. Seine Augen wurden mit einem Mal glasig, und auch sein Griff lockerte sich.

„Du hast was mit diesem blonden Typen oder?“

Er sah gekränkt auf den Boden.

„Ja Andre, habe ich. Zumindest so ähnlich. Hör mir zu, es tut mir wirklich leid.Aber nachdem ich deinen Anruf damals bekam war er da und...ich weiß auch nicht. Jedenfalls sitzt er jetzt in meiner Wohnung, und ich würde gerne zu ihm gehen.“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren trottete Andre davon und nuschelte etwas, was ich aber nicht vernehmen konnte. Was war das denn gerade? Erst dachte ich wirklich er will mir etwas antun, und jetzt geht er ohne Weiteres einfach weg? Das war noch nicht das Ende. Irgendetwas steckte hinter seinem komischen Verhalten, da war ich mir sicher.

Ich schüttelte meinen Kopf, ging aus der kleinen Sackgasse heraus und lief endlich um die Ecke des Wohnhauses, bevor ich anschließend die Türklinke herunterdrückte und eintrat.. Von oben Drang laute Musik zu mir herunter, und ich verdrehte die Augen, da ich mir sicher war das sie von Samu kam. Bei genauerem hinhören erkannte ich das es Rise Against war, und ich stürmte sofort nach oben und in meine Wohnung hinein. Auf dem Boden saß Samu vor meiner Musikanlage, um ihn herum lagen meine ganzen CD- Sammlungen, von Green Day bis Billy Talent, Rise Against natürlich auch und...Sunrise Avenue.

„Samu! Was machst du da?!“

Er sah hoch, und lächelte mich an, während er die Musik etwas leiser drehte.

„Hey hun! Ich wusste nicht that you like such Punkrock music! And then da ist so eine komische Band, Sunrise Avenue. Die sind nicht so gut.“

Ich verdrehte ein weiteres Mal meine Augen, und ließ mich neben Samu fallen.

„Ich höre das nur wenn ich male oder zeichne. Hilft mir irgendwie meine Kreativität zu entfalten. Und ja, ich weiß auch nicht warum ich diese Sunrise Avenue CD habe. Fucrhtbar.“

Ich begann leicht zu lachen, und Samu sah mich gespielt böse an.

„What did you say?“

Er stand schnell auf, und im nächsten Moment hatte er mich auch schon über seine Schulter geworfen. Ich versuchte mich zu wehren, km jedoch nicht gegen ihn an. Er lief planlos durch meine Wohnung, und ich dachte jeden Moment ich würde herunter fallen, da Samu auch extra etwas wackelig lief. Nach gefühlten 10 Minuten ließ er mich auf das Sofa fallen, nachdem ich angefangen hatte ihn zu kitzeln. Ich bekam vor Lachen kaum noch Luft, und auch Samu warf sich atemlos zu mir, oder eher gesagt über mich. Er sah in meine Augen, und seine Wangen waren leicht rötlich. Ich hatte mich mittlerweile etwas beruhigt, und legte meine Hände auf seinen Brustkorb, welcher von einem grauen Shirt bedeckt war. Die Wärme, welche ich von Samus Körper empfing strömte nun auch durch mich hindurch. Seine Haare , die im Moment wieder etwas länger waren, hingen an seiner Stirn herunter, mit einer Hand fuhr er durch sie hindurch, danach glitt er mit dieser zu meiner Hand, dann langsam an meinem Arm herunter, über meine Schulter bis hin zu meiner Wange,wo er sie dann liebevoll ablegte.Er schielte auf meine Lippen, ich zog ihn locker zu mir herunter und schon lagen unsere Lippen endlich wieder aufeinander, dieses Mal schmeckte er nach Minze und Zigarettenrauch, was mir aber irgendwie ziemlich gut gefiel.

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