Kapitel 48

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Drei Tage ist es nun schon her seitdem Samu im Krankenhaus ist. Sie ließen mich nicht zu ihm. Nicht zu wissen wie es ihm geht tat mir innerlich weh, sodass ich anfing zu trinken. Oh ja, nicht gerade eine meiner glorreichsten Ideen. Ich hatte noch nie etwas von Alkohol gehalten, und jetzt...Scheint so als würde Samu das Gute und vor allem das Schlechte in mir zum Vorschein bringen. Was ihr alle nicht wisst ist , dass ich mich strickt gegen einen Abend in einer Bar gewehrt hatte, als wir noch bei Riku im Tonstudio waren, doch Samu konnte mich überreden. Ich bin normalerweise eher verhalten, falle nicht gerade auf und bin auch nicht das Mädchen welches sich Abends allein zu Hause betrinkt um für ein paar Stunden einfach nur die Welt und alle Sorgen zu vergessen. Das war nicht ich. Oder doch?

Ich saß auf meinen Balkon, und nahm noch einen großen Schluck aus der Flasche Jägermeister. Der Alkohol brannte angenehm in meinem Mund, und es fühlte sich so an, als würde er den Schmerz in meiner Seele verbrennen. Noch vor einem Monat war ich hier angekommen als normales, unschuldiges Mädchen welches einfach nur brav studieren gehen wollte um ein anständiges Leben zu führen. Jetzt sitze ich hier, betrinke mich und weiß nichts mit meinem Leben anzufangen. Bis zum Semesterbeginn sind es noch fünf Monate. Was soll ich nur mit meinem verkorksten Leben anfangen. Ich wollte gerade wieder zur Flasche greifen, als mir einfiel, das Alkohol der Grund dafür war, dass Samu im Krankenhaus liegt, und so griff ich stattdessen nach meinem Handy. Die Nummer des Krankenhauses hatte ich eingespeichert, und so rief ich einfach mal an, vielleicht konnte man mir ja wenigstens Auskunft über Samus Zustand geben.

"Guten Abend?"

"Hallo, Frau Haber hier... Könnte ich mit Frau Mary sprechen, bitte?"

"Ach, Frau Haber! Ich bin am Apparat. Was kann ich für sie tun?"

"Ich wollte mich nur erkundigen wie es Sa... Herr Haber geht. Könnten sie mir etwas dazu sagen?"

"Herr Haber? Hat er ihnen denn nichts gesagt?"

"Wie..was soll er mir gesagt haben, und wie?"

"Herr Haber ist seit gestern nicht mehr in unsrer Obhut, er hatte nur eine schwache Gehirnerschütterung ohne weitere Schäden, die Wunde ist auch genäht worden wie sie gesehen haben. Er sagte uns er würde ihnen Bescheid geben."

"Das muss er wohl vergessen haben. Ich danke ihnen, auf Wiederhören."

Wie bitte? Samu ist seit gestern entlassen und hat mir nichts gesagt? Er hatte sich ja nicht einmal gemeldet! Ohne zu zögern Trank ich noch einen Schluck Jägermeister, bevor ich mein Handy auf den Tisch knallte, wodurch es einen Riss an der Ecke bekam. Doch das war mir egal. Mir war alles egal. Ich konnte dieses Spielchen welches er allem Anschein nach mit mir spielte nicht mehr ertragen, und das werde ich ihm auch noch sagen.

Es war bereits dunkel geworden, und ich spürte kleine Regentropfen auf meiner Haut, da ich mir ein Top und eine kurze Hose anhatte. Ich zog die Beine an, und siegte meinen Koof auf meinen Knien ab. Der Regen wurde immer mehr, jedoch war es kein richtiger Sturm. Es war eher angenehm. Der Alkohol verbrannte die Schmerzen, und der Regen wusch die Reste ab. So hätte ich es zumindest gerne.

Als ich am Morgen aufwachte , lag ich auf meinem Sofa. Meine Haare waren noch etwas nass, und ich erinnerte mich daran wie ich Nachts auf meinem Balkon gesessen habe und es anfing zu regnen. Nachdem ich komplett durchnässt war, und auch mein Handy etwas triefte, begab ich mich wohl letztendlich auf meine Couch. Ich wollte mich aufsetzen, und schmiss mich direkt wieder zurück in die Kissen. Mein Kopf brummte und mir war extrem schwindelig. So fühlte sich das also an. Na super.

Mühevoll nahm ich mein Handy vom Tisch und blickte auf den Display. Immer noch keine Nachricht von Samu, dafür eine von Phil.

>> Heute 10:00 Uhr im Studio. Bis später! <<

Oh Gott. Nicht im Ernst. In meinem Zustand konnte ich unmöglich so dort auftauchen! Und bei meinem Glück war es schon 9:30 . Danke Leben, ich liebe dich, wirklich! Aber leider konnte ich heute nicht absagen, da ich mir ja schon die letzte Woche frei genommen hatte, um meinen vermeintlichen "Ehemann" von Finnen zu sehen, der sich mal wieder einfach so aus dem Staub gemacht hat. Ich werde ihm sagen müssen das ich das alles nicht ertrage. Dieses heimliche, und vorallem unheimliche an ihm treibt mich sonst noch in den Wahnsinn, oder ganz in die Tiefen der Verzweiflung und des Alkohols. Aber so bin ich nicht. Ich werde studieren gehen und meinen Nebenjob ausführen.Das ist meine Bestimmung,... Zumindest so etwas in der Art.

So schnell ich konnte sprang ich für 5 Minuten unter die Dusche, föhnte mir meine Haare danach nur kurz ab, machte alles sonstige innerhalb von 15 Minuten bis ich endlich vor meinem Kleiderschrank stand. Die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, aber da musste ich jetzt durch. In Windeseile zog ich eine Jeans und ein graues Shirt an, bevor ich mir mein Smartphone und meine Schlüssel schnappte und zu meinem Auto hastete. Zum Glück war heute nicht so viel Verkehr wie sonst, und so kam ich 10 Minuten später bei Mediakraft an.

Schließlich hatte Phil mir gesagt, was ich heute zu tun hatte. Ich sollte mich im Abstellraum nach möglichen Requisiten umsehen und diese ein bisschen aufpäppeln. Die Aufgabe hatte zwei Vorteile : 1. kein Andre und 2. kein Stress. Als ich durch den Flur lief , hörte ich Schritte, wenig später sag ich einen Schatten, dann bog jemand um die Ecke. Und dieser war kein geringerer als der liebe Herr Andre Schiebler. Ich wollte ohne ihn zu beachten an ihm vorbeigehen, doch er hielt mich fest und brachte mich dazu, ihn anzusehen.

"Andre bitte, mir geht es nicht gut."

"Ja, das kann ich mir vorstellen. Wie war denn die Nacht mit diesem Lackaffen?"

"Erstens ist er kein Lackaffe und zweitens ist er in eine Bar gefahren weil er dachte ich hätte was mit dir gemacht!"

"Ach, ihr seid zusammen? Wie süß. Komm mal klar Lina, er benutzt dich."

"Nein sind wir nicht! Und jetzt lass mich in Ruhe!"

Ich riss mich von ihm los, und musste mit den Tränen kämpfen. Ich stampfte wütend zum Ende des Flures, und wollte gerade durch die Tür gehen, als ich Andre etwas rufen hörte.

"Du weißt das es so ist!"

Ich schlug wütend die Tür in den Rahmen, und rannte in den Abstellraum.

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