Wir schlenderten noch ein Stück die kleine Allee entlang, und nach einer halben Stunde blieb Edward vor einem äußerst antiken Haus stehen, welches aber trotzdem sehr hochwertig aussah. Die Grauen Steinwände waren kein Stück beschädigt, und auch im allgemeinen sah das Grundstück und vor allem der Vorgarten sehr gepflegt aus.
"Sie hat noch alles genau so bewahrt wie es damals war."
Als ich zu Edward blickte, konnte ich die Trauer in seinem Blick förmlich spüren, da mir die Emotionen und Gefühle anderer Menschen immer schon sehr nahe gingen.
"Wollen sie wieder umkehren?"
"Nein, Liebes. Ich bin hier um meine Lebensschuld endlich zu begleichen, und das werde ich heute tun."
Ich nickte nur ehrfürchtig, und als wir durch das metallene Gartentor schritten, bekam ich ein sehr mulmiges Gefühl. Was sollte ich Samu schon sagen wenn ich auf ihn treffe?
"Hallo, ich bin dir nach Finnland nachgeflogen weil ich dich nicht verlieren möchte und weil ich total bescheuert bin."? Nein, ganz sicher nicht. Aber vielleicht ist er ja auch gar nicht bei seiner Mutter, vielleicht hatte er sich in irgend einem Hotel abgesetzt und...Mist. Es könnte natürlich sein das er auch in dem Hotel seines Onkels ist! Das wird ja immer besser. Okay, ich bin ja eigentlich hier um mit ihm zu reden, mich vor ihm zu verstecken würde mich bei der ganzen Sache also wirklich nicht weiterbringen. Ich war mal wieder so in meinen Gedanken versunken, dass ich garnicht bemerkte, dass Edward bereits auf die Klingel gedrückt hatte. Erst als ich den lauten Tön hörte, zuckte ich kurz zusammen und sammelte mich danach schnell. Als die Tür geöffnet wurde wusste ich sofort, dass wir hier richtig sind. Samus Mutter Claire stand vor uns, die kurzen blonden Haare hatte sie perfekt gelegt, ihre Brille lag locker auf ihrer Nase, und sie Trug eine hellbraune , lockere Hose und ein schwarzes Tshirt. Mir war natürlich bewusst gewesen das sie einen wirklich tollen Stil für ihr alter hatte, und ich würde froh sein wenn ich später auch noch etwas Modebewusst bin. Das einzige, was mir direkt auffiel, war ihr Blick, als sie Edward sah. Ich war normalerweise sehr gut darin die Gefühle andere durch ihre Blicke zu definieren, doch bei ihr sah ich gleich mehrere auf einmal. Wut, Trauer, Verwunderung, aber auch ein kleiner Funken Freude lag in dem Glanz ihrer Augen, welcher mich sehr faszinierte. Eine tolle Frau, dachte ich sofort.
"Hallo, Claire "
"Ed...Edward?"
"Ja, ich bin es."
Claire stand wie angewurzelt im Türrahmen, und nach ein paar Sekunden schlug sie die Tür zu. Edward lachte nur, und sagte mir, sie wäre schon immer so gewesen. Er klingelte erneut, und die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet.
"Was willst du hier?"
"Ich wollte mich entschuldigen , für all die Jahre in denen ich nicht an deiner Seite war."
Samus Mutter sah zuerst ihn an, und dann zu mir.
"Und sie sind...?"
"Oh, entschuldigen sie bitte, ich bin Angelina, ich wollte zu..."
"Du bist das also!"
Sie öffnete die Tür, kam auf mich zu, und reichte mir herzlich die Hand.
"Samu geht es nicht gut, das musst du wissen. Er hat viel durchgemacht."
Sie legte noch ihre andere Hand auf meine, und verstärkte den Druck etwas.
"Er ist unter dem Dachboden des Hauses, du wirst den Weg sicher finden."
"Vielen Dank."
Ich flüsterte die Worte fast vor Ehrfürchtigkeit, und ging danach an Claire vorbei in das Haus hinein. Ich hörte sie noch sagen "Und nun zu dir, mein Lieber."

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Pure Chance
Hayran KurguLina ist gerade nach Köln gezogen, um dort ihr Studium zu beginnen. Durch Zufall lernt sie am Bahnhof Andre kennen, und durch ihn wird sie sofort in die Internet-Szene hinein gezogen. An ihrem Geburtstag bekommt Lina Konzertkarten für die Band Sunr...