Kapitel 46

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Als ich nun nach einer unendlich langen Fahrt in Köln ankam, dämmerte es schon. Ich trat ins Freie, und atmete die angenehm kühle Abendluft ein, bevor ich den kurzen Fußmarsch zu meiner Wohnung antrat. Während der Zugfahrt hatte ich eine SMS von Andre bekommen. Er wollte wissen ob ich schon zurück bin. Ich hatte bloß ein einfaches, nüchternes "Ja" als Antwort gegeben, darauf hin kam dann auch nichts mehr von ihm.

An dem Gebäude angekommen, in dem ich wohnte, zog ich den Schlüssel für den Haupteingang aus meiner Handtasche, und nach der zweiten Umdrehung öffnete sich die Tür. Ich hörte plötzlich Geräusche über mir, sie kamen aus dem dritten oder vierten Stock. Ich dachte mir nichts dabei, und ging die ersten Treppenstufen hoch. Im zweiten Stock angekommen hielt ich kurz inne. Es war so still, dass ich jemanden atmen hören konnte. Schnell und abgehackt. Ich wurde schon etwas nervöser, aber wer sollte schon dort sein, bis auf jemanden aus diesem Haus. Und so begab ich mich entschlossen in den dritten Stock, indem sich auch meine Wohnung befand.

Als ich nun die letzte Stufe erklommen hatte, blieb mein Herz für einen kurzen Moment stehen. Da es im Treppenhaus keinen Lichtschalter gab, konnte ich nur erahnen, wer dort vor meiner Wohnungstür auf dem Boden saß, beziehungsweise wer gerade aufstand und auf mich zuging.

"Lina?"

Ich erkannte diese Stimme sofort. Es war Andre. Verwirrt und mit weit aufgerissenen Augen zischte ich ihn an.

"Andre was machst du hier! Es ist mitten in der Nacht!"

"Ich weiß, ich wollte dich sehen."

Er flüsterte, und legte lächelnd eine Hand auf meine Wange. Ich jedoch schüttelte verzweifelt den Kopf und ging energisch zu meiner Wohnungstür, Andre kam mir hinterher, und gerade als ich die Tür aufsperren wollte packte er mich am Handgelenk und brachte mich dazu, ihn anzusehen.

"Was ist nur mit dir los! Ich habe dir nichts getan. Ich habe dich nicht betrogen!"

"Andre, bitte, geh einfach nach Hause!"

Er sah mich angespannt an, doch als er meine zittrige Stimme hörte ließ er mich langsam los.

"Es tut mir leid..."

Ich zögerte kurz, und sperrte meine Wohnung auf. Widerwillig gewährte ich ihm den Eintritt, und schon als er sich auf meine Couch gesetzt hatte bereute ich es. Ich betätigte den Lichtschalter, da die Birne beschädigt war kam nur noch ein schwaches orangefarbenes Licht zum Vorschein. Nachdem ich meine Sachen zur Seite gelegt hatte, saß ich mich auch auf das Sofa, jedoch etwas distanziert von ihm.

"Lina, was hast du nur! Ich habe dir am Bahnhof alles erklärt, und auf die Frage ob du jemanden kennen gelernt hast hattest du mir keine Antwort gegeben. Sei ehrlich zu mir."

Ich wollte ihm gerade antworten, als meine Wohnungstür geöffnet wurde. Ich wandte mich erschrocken um, und blickte in das entgeisterte Gesicht von...Samu. Dieser stand im Türrahmen, und blickte auf mich und Andre, bevor er wütend gegen die Wand schlug und sich umdrehte.

In Windeseile sprang ich vom Sofa auf und rannte ihm hinterher. Ich hörte , wie auch Andre hinter mir her hastete, doch das Interessierte mich nicht. Als ich endlich draußen ankam, ging Samu auf der Straße. Atemlos versuchte ich, seinen Namen zu rufen.

"Samu! Bleib stehen!"

Er hielt kurz ihnen, und drehte sich zu mir, sein eiskalter Blick traf mich wie ein Schlag. Gerade als ich etwas sagen wollte, kam Andre aus dem Gebäude gestürzt. Als er sah, dass Samu auf mich zuging, näherte er sich etwas. Samu sah ihn an, und ich vermutete das er gleich auf ihn losgehen würde.

"Stay away from her."

Seine Stimme war hart, dies schien auch Andre bemerkt zu haben. Er blieb stehen, blickte mir kurz in die Augen, und ging anschließend zu seinem Auto, saß sich hinein und schlug die Tür zu, bevor er an uns vorbei raste. Samu stand vor mir, dass Mondlicht scgien auf uns hinab, und die Nachtluft umspielte uns.

"Samu, ich..."

"Who is he."

"Das... das war Andre. He wanted me back. He told me he didn't Cheat on me."

Ich versuchte, so gut es geht englisch zu reden, damit er mich besser verstand.

"Oh, okay. And therefore you cheated on me now?"

Nochmals traf mich seine Aussage wie ein Schlag, heiße Tränen liefen mir an den Wangen herunter.

"No! I didn't cheat on you, I wanted him to go!"

"But he was still in your flat! Are you fucking kidding me?"

"Samu, please..."

"I drove all this way to see you, and to tell you something I should've already told you. And then I come in and See you mess around with this douchebag."

"Was wolltest du mir sagen?"

Ich war so verzweifelt, dass ich nicht mehr klar denken konnte, und somit auch kein englisch mehr herausbrachte, meine Stimme war leise und gebrochen.

"That I love you!! Damn, ich liebe dich! But I see , you don't feel that way. Thanks for making me feel like a jerk."

Er lief zu seinem Auto, und öffnete die Tür. Gerade als er einsteigen wollte fing ich an zu rennen. Ich rief seinen Namen , doch es war zu spät, er hatte in dem Moment die Autotür geschlossen und den Motor gestartet, und ohne mich zu beachten fuhr er los. Ich blieb auf der Straße stehen, und brach Sekunden später in Tränen aus.

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