Kapitel 84

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Und, siehe da, die Person die vor mir stand war kein geringerer als Phil, nur in blauen Boxershorts und mit verwuschelten Haaren, und mit einem Teller mit Toast in der Hand. Ich weiß nicht mehr genau was sich in diesem Moment in meinem inneren abspielte, aber es fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht, als ich realisierte, dass er bei mir geschlafen hatte. Daran, was noch alles passiertsein könnte , wollte ich garnicht denken, aber auch dies wollte Phil mir nehmen.

„Letzte Nacht war echt toll gewesen.“

Er grinste mich frech an, und ich wandte mich einfach ohne etwas zu sagen von ihm ab, ging in mein Schlafzimmer, und knallte die Tür hinter mir zu. Ich hätte es wissen müssen. Mein Gott, ich habe überhaupt keine Ahnung mehr davon, was ich gestern Abend noch alles getan hatte, ich weiß lediglich noch wie ich mit Phil in dem Pub saß und wir angefangen haben zu trinken. Natürlich, der Alkohol! Und plötzlich wurde mir wieder klar warum ich als Teenager sozusagen ein Anti – Alkoholiker in Gesellschaft von meinen Freunden war, nämlich um genau solche Situationen zu vermeiden. Und genau in diesem Moment, in dem ich mich einfach nur ratlos auf mein Bett fallen ließ, dachte ich an Samu. Ich war damals auch betrunken gewesen , jedoch hatte er sich nicht einmal mit mir ins Bett gelegt. Er lag auf der Couch , und hatte sogar meine Klamotten weggeräumt gehabt. Als ich so darüber nachdachte, schämte ich mich dafür, ihn so behandelt zu haben. Einfach abzuhauen, und sich nicht mehr zu melden. Wahrlich, es scheinte so, als wäre ich nun der Arsch in dieser Beziehung gewesen. Aber soetwas kam mir natürlich erst jetzt in den Sinn, nachdem ich mit einem Typen geschlafen hatte, von dem ich nicht einmal mehr etwas wollte.

Phil hatte sich noch etwas geduldet gehabt, bis er dann letztendlich doch die Tür öffnete, und sich neben mich auf das Bett saß.

„Hey, was ist denn los?“

Mit entgeistertem Blick sah ich ihn an, um ihn kurz darauf fast anzuschreien, während ich aufstand.

„Was los ist? Phil, ich war betrunken, und zwar total, und du hast mit mir geschlafen. Du weißt das ich in dieser Art kein Interesse mehr an dir habe! Was hast du dir dabei gedacht?“

Phil hatte in zwischen seine Hände ineinander gefaltet, und blickte nun auf diese hinab, wie ein Kind, welchem man das Spielzeug abgenommen hatte.

„Es tut mir leid, Lina, wirklich...“

Ich atmete einmal tief ein und aus, und schloss meine Augen. Ich konnte trotz allem nicht die ganze Schuld auf ihn schieben, immerhin bin ich ja mit ihm ausgegangen und hab den Alkohol in mich herein gekippt, und er natürlich auch.

„Schon gut, man kann es ja sowieso nicht mehr rückgängig machen. Aber ich wäre dir trotzdem sehr verbunden wenn du dir etwas anziehen und dich vom Acker machen würdest , okay?“

Ich zwang mir ein gespieltes Lächeln auf, und auch Phil musste grinsen. Nachdem er sich angezogen hatte war er auch schon auf dem Weg zu meiner Wohungstür. Ich folgte ihm, und als wir davor standen, umarmte ich ihn ganz leicht.

„Übrigens, süße Unterwäsche.“ sagte er, und ich boxte ihm gespielt in die Schulter. Phil zog sich seine Jacke an, und eine Sekunde später hatte er auch schon meine Wohnung verlassen.

Ich wollte mir um ehrlich zu sei gar keine Gedanken mehr über dieses Ereignis machen, weswegen ich schleunigst duschen ging und mir etwas frisches anzog. Ich entschied mich für eine dunkle Jeans und eine weiße Bluse, da ich heute Mittag noch eine Vorlesung in Musik hatte, und ich wollte dort natürlich nicht unagemessen gekleidet sein.

Als ich letztenlich an der Uni ankam, machte ich mich auf den Weg in den Saal , in der meine Vorlesung stattfinden würde. Ich betrat den Raum, und das erste, was ich sah, war Ben. Er saß an seinem üblichen Platz eine Reihe hinter mir, und als ich mich vor ihn saß, begann er sofort, auf mich einzureden.

„Hättest du vielleicht heute Abend Zeit?“

Genervt legte ich meinen Block auf den Tisch, und ohne Ben eines Blickes zu würdigen, antwortete ich ihm.

„Ben, ich werde nie Zeit für dich haben, also vergiss es.“

Gerade als er erneut etwas sagen wollte, ging die Tür auf, und mein Professor kam in den Saal herein, um hinter sein Vorlesepult zu treten. Hinter ihm kam noch eine Person in den Raum, sie war größer als er, hatte blonde, nicht allzu kurze Haare, und außerdem eine Gitarre in der Hand. Die Person drehte sich im nächsten Moment mit dem Gesicht zu uns, und mein Herz setzte für eine viel zu lange Zeit aus.

Samu.

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