Kapitel 81

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Wir kamen an der Uni an, und als ich aus Ben's Wagen stieg, hoffte ich inständigst, dass mich niemand sehen würde. Denn wenn ich jetzt schon als Bitch abgestempelt werden würde, hätte ich meine Zukunft total vergessen können. Ich blickte mich um, und glücklicherweise war der Campus ganz leergefegt, da der Unterricht immerhin in knapp drei Minuten beginnen würde. Ben war mittlerweile auch schon aus dem Wagen gestiegen, und lief an mir vorbei.

„Komm schon, beeil dich."

Als er meinen Arm berührte ergriff er kurz darauf meine Hand, und zog mich hinter sich her zum Eingang. Innen angekommen machte ich mich sofort von ihm los, strich mir meine Haare die mir beim laufen ins Gesicht gefallen sind zurück und atmete einmal tief ein und aus. Ben starrte mich währenddessen von der Seite an, und als auch ich ihn anblickte, hatte er den Mund verzogen und eine Augenbraue nach oben gehoben.

„Was?"

„Ach nichts."

Ich konnte natürlich sehen wie er sein Lächeln zurück hielt, doch ich hatte gerade wirklich keine Lust ihn zurecht zu stutzen , denn wir hatten auch gar keine Zeit mehr dazu. Schnell liefen wir zu unserem Kursraum, und als wir völlig außer Atem durch die Tür stürmten, bemerkten wir erfreut, dass unser Professor noch nicht eingetroffen war. Ich saß mich also auf einen beliebigen Platz der noch frei war, und Ben ließ sich hinter mir nieder.

Nach zwei Stunden war der Kurs beendet, und ich schwang mir schnell meine Tasche um die Schulter, um auf jeden Fall vor Ben den Raum zu verlassen. Dies gelang mir sogar, denn ich quetschte mich möglichst schnell durch die Masse hindurch, und stand keinen Moment später im Freien. Ich sah mich dennoch die gesamte Zeit über um, ob er nicht doch irgendwo zu sehen war, und glücklicherweise stellte ich fest das er sich nicht in meiner Nähe befand. Und jetzt konnte ich mich auch wieder auf meine Umwelt konzentrieren, denn es fing gerade an wie in Strömen zu regnen, oder es hatte schon lange geregnet, und ich hatte es einfach nicht wahrgenommen. Ich hob meinen Kopf nach oben zum Himmel, und erkannte, dass er sich ziemlich verdunkelt hatte. Super, und wenn ich nicht mit Ben nach Hause fahren wollte musste ich wohl oder übel zu Fuß gehen. Somit hielt ich einfach meine Tasche unter meine Jacke, und machte mich mit wieder gesenktem Kopf auf zu meiner Wohnung.

Ich lief nicht gerade eilig durch den Regen, denn irgendwie mochte ich das Gefühl von den kleinen Regentropen auf meinen Schultern, die nach und nach an dem Stoff meiner Jacke herunterliefen. Die Straßen von Köln waren wie leergefegt, was für die Stadt selbst bei Regen ziemlich ungewöhnlich war. Ich hörte nur ab und zu ein paar Autos die an mir vorbei fuhren, und wie die Räder auf dem Asphalt das Wasser zur Seite spritzen. Mein Kopf war wie leer gefegt, und ich konzentrierte mich einfach nur auf den Regen, und die Geräusche welche er verursachte. Somit wäre ich auch fast an meiner Wohnung vorbei gelaufen, doch ich erkannte das Haus in dem ich wohnte dann doch noch rechtzeitig. Erst war ich verwundert das mein Auto nicht auf seinem Platz stand, doch dann erinnerte ich mich daran, dass ich es noch bei Steve stehen hatte, und ich sollte es spätestens Morgen holen gehen. Völlig durchnässt versuchte ich, den Schlüssel zu der Haustür aus meiner Jackentasche zu kramen, und so entwich mir ein gemurmeltes „Scheiße", denn ich konnte ihn bei bestem Willen nicht finden. Als ich ihn letztendlich in der Hand hielt, sperrte ich schleunigst die Tür auf, und war dann doch froh darüber , dass ich mich nun im trockenen befand. Und da ich so schnell wie möglich aus meinen nassen Klamotten rauskommen wollte, erklomm ich eilig die Treppenstufen bis zu meiner Wohnung. Als ich die letzte Treppe hochging, hielt ich den Kopf die meiste Zeit gesenkt, bis mich eine vertraute Stimme dazu zwang, ihn zu heben. Und als ich besagte Stimme hörte, lief mir eine gewaltige Gänsehaut über den Körper.

„Hey Lina."

Ich blickte in Andres Augen, und musste ein paar mal blinzeln, um zu vergewissern, ob er gerade wirklich vor mir auf der Treppenstufe saß, beziehungsweise ob er mittlerweile wirklich dort stand.

„Andre...ich dachte du bist...Es tut mir so leid!"

Schluchzend warf ich mich in seine Arme, und es war mir gerade echt egal ob ich aussah wie ein totales Wrack.

_ 'Andre's POV'_

Während ich sie im Arm hielt, hörte ich sie ein paar mal leise aufschluchzen, und ich ließ meine Hand über ihre total durchnässten Haare gleiten. Mein Gott, ich hatte sie so vermisst. Noch am selben Abend nachdem mich Jan angerufen hatte, hatte ich mich auf den Weg nach Köln gemacht, zu ihr. Der Gedanke wie schutzbedürftig sie gerade war bohrte sich mir wie eine Nadel ins Herz, und ich hasste mich dafür das ich nicht für sie da war als sie von diesem Arsch verlassen wurde. Wenn sie überhaupt verlassen wurde. Ich war mir noch immer nicht sicher, denn Jan konnte mir auch keine genauen Angaben geben.

Lina hatte sich etwas beruhigt, und somit löste sie sich von mir. Sie hatte Tränen auf den Wangen kleben , die sich mit ihrer verschmierten Wimperntusche mischten. Ihre Nase war verschnupft und rot, und ihre Haare hingen noch immer nass an ihrem Kopf herunter. Und, wirklich, ich fand sie einfach atemberaubend schön. Genau so, wie sie da stand. Doch das konnte ich ihr nicht sagen. Ich würde es ihr niemals sagen können, denn sie wird sich auch niemals für mich entscheiden, und da war ich mir zu hundert Prozent sicher. Ich musste einfach ein guter Freund für sie sein. Man, ich wünschte mir das es Leichter wäre. Wenn ich sie ansah legte sich eine Art Schalter in meinem Kopf um, und die Welt war plötzlich völlig in Ordnung, so, wie es sein sollte. Wie hatte ich nur jemals denken können ihr auf Ewig fern zu bleiben? Es war ein Ding der Unmöglichkeit, und das wusste sie genau so gut wie ich.

„Andre, was machst du hier?"

Ihre niedliche Stimme ertönte, und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen.

„Lina, ich möchte mich bei dir entschuldigen. Du bist..."

...das wunderbarste was ich mir vorstellen könnte, doch ich darf dir das nicht zeigen. Genau dies wollte ich sagen, doch ich konnte mich noch rechtzeitig zurück halten.

„Ich bin...?"

Sie sah mich mit ihren strahlenden Augen an, und ich musste mir schnell eine andere Antwort überlegen.

„Du bist so schnell weg gewesen, und ich wollte dir sagen, dass ich dich nicht verlieren möchte...als guter Freund."

Verdammt, warum war es nur so schwer diese Worte auszusprechen? Ein Lächeln zierte nun ihre Lippen, und ich versuchte es ihr gleich zu tun.

„Danke, das bedeutet mir wirklich viel!"

Sie fiel mir um den Hals, und ich drückte sie für eine Sekunde an mich, und atmete ihren süßen Duft ein, um ihn für immer in meinem Gedächtnis behalten zu können.

„So, jetzt geh aber erst einmal rein und zieh dir etwas trockenes an!"

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Ein etwas emotionaleres Kapitel, ich hoffe das so etwas euch auch mal gefällt zwischendurch :D

Zwei Dinge verden jetzt verraten:

-Samu kommt bald wieder

- Ben wird auch wieder auftauchen

Schreibt mir doch ne kleine Rückmeldung zu dem Kapitel! :) <3

Pure ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt