Kapitel 67

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Ich zuckte zusammen, als ich die Ansage hörte, dass wir gleich in Helsinki landen würden. Mein fertig gezeichneter Samu sah eher aus wie ein abstraktes Gebilde, und mein Puls erhöhte sich schlagartig. Mittlerweile war ich froh, dass Edward dabei war. Er würde wahrscheinlich noch den Weg zu seinem damaligen Wohnort kennen.

Nachdem ich wieder einen kurzen Druck in den Ohren und im Magen gespürt hatte war mir klar, dass wir uns nun auf finnischem Boden befanden, besser gesagt in Samus Geburtsort Helsinki. Viele Leute drängelten schon sofort zum Ausgang, ich hingegen blieb noch etwas sitzen und wartete auf Ed. Dieser erhob sich mal wieder sehr gemütlich aus seinem Sitz. Wie kann man nur so ruhig sein! Ich an seiner Stelle wäre total nervös. Liegt wahrscheinlich auch daran das ich nunmal fast an seiner Stelle war.

Auch wir stiegen nun aus dem Flieger, und ich war erneut hellauf begeistert von den riesigen Gebäuden des Flughafens, zumal ich solche erst zum zweiten Mal in meinem Leben gesehen hatte. Nachdem wir unsere Koffer geholt hatten, begaben wir uns sofort nach draußen, denn ich wollte sofort ein Taxi rufen. Dort angekommen spürte ich sofort die Kälte, welche mich leicht umspielte, und mir die Röte in die Wangen trieb. Himmel, und es war nicht einmal Herbst!

Ich kramte meine Jacke aus meinem Koffer hervor, und als ich sie angezogen hatte, war Edward weg. Ich sah mich hysterisch um, immerhin war er auch nicht mehr der jüngste! Suchend lief ich durch die Menschenmenge, doch es war wirklich sehr schwer hier jemanden ausfindig zu machen. Gerade als ich die verzweifelte Suche aufgeben wollte, sah ich Ed an einem Brunnen stehen. Er stand einfach nur davor, und sah dem fließenden Wasser zu. Es wunderte mich schon das besagtes Element bei diesen Temperaturen nicht einfror. Man, Lina, jetzt konzentrier dich doch ein mal anstatt immer abzuschweifen!

Ich ging also zu Edward, und stellte mich neben ihn. Er bemerkte mich zwar, gab jedoch keinen Ton von sich. Auch ich sah nun dem Wasser zu, und es hatte irgendwie eine sehr beruhigende Wirkung auf mich, und ich konnte mich endlich mal entspannen. Nach einer Zeit legte er mir seine Hand auf die Schulter.

"Wir sollten Samu suchen."

Ich nickte ihm kurz zu, und rief danach das Taxi. Herr Haber redete mit ihm irgendetwas auf finnisch, natürlich, und ich verstand ...gar nichts. Ich saß mich also einfach brav in das Auto hinein, und sah aus dem Fenster. Häuser und Bäume zogen an mir vorbei, manchmal sah man auch ein paar Leute in dicke Jacken eingewickelt. Und das im Sommer. Als das Taxi ruckartig hielt, wurde ich bei meinen Gedankengängen unterbrochen, und stieg nach Edward aus dem Auto aus. Ich stand vor einen riesigen, edlen Hotel, ganz in weiß mit vielen Verzierungen, fast wie ein Schloss. Edward ging zum Kofferraum, und drückte mir meine Sachen in die Hand. Ich sah ihn mit großen Augen an.

"H..Herr Haber, ich vermute das mein Geld dafür nicht ausreicht!"

"Liebes, ich bitte dich. Du bist herzlichst eingeladen."

"Aber..."

Schon im nächsten Moment kam ein im Anzug gekleideter Mann auf mich zu, und nahm mir meinen Koffer aus der Hand. Er fing an auf Finnisch auf mich einzureden, und ich stand nur da mit großen Augen und sah ab und zu flehend zu Edward. Dieser grinste erst in sich hinein, und als der Mann vor mir aufgehört hatte zu reden, mischte Herr Haber sich endlich ein. Er musste so etwas gesagt haben wie das ich kein Finnisch verstehe, denn der Anzugmann entschuldigte sich auf Englisch bei mir.

"Oh, I'm really sorry Madame. I just wanted to welcome you in our Hotel. I hope you enjoy your time here. Edward, should I bring her to her room?"

Moment mal, woher kennt er Samus Vater? Ich runzelte meine Stirn, und dachte mir , dass er hier in Finnland irgendeine Persönlichkeit sein könnte, was aber schon ziemlich komisch wäre, wenn man bedenkt das er seit Jahren nicht mehr hier lebt. Herr Haber nickte jedoch nur, und so folgte ich etwas hilflos dem Anzugmann, dessen Namen ich noch immer nicht wusste, in das Hotel.

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