Im oberen Stockwerk angekommen sah ich mich erst einmal um. Die dunklen Holzwände waren über und über bedeckt mit alten Fotos. Eines in einem goldenen Rahmen sprach mich besonders an, weswegen ich näher an es heran trat. Ich konnte Edward sofort erkennen, da er auf dem Foto genau so aussieht wie Samu heute. Neben ihm stand eine blonde Frau, sie hatte ihren Arm um seine Hüfte gelegt und lächelte in die Kamera. Vor ihnen standen zwei kleine Kinder, der eine etwas größer als der andere. Der kleinere hatte braune Haare, und der andere etwas längere blonde. Samu! Also musste das neben ihm sein kleiner Bruder sein. Edward hatte seine Hand auf Samus Schulter liegen, und dieser sah zu seinem Vater hinauf, als würde er ihn bewundern. Der Anblick versetzte mir einen kleinen Stich in mein Herz. Wie kann eine Familie nur so zersplittern?
Ich wurde mal wieder aus meiner Gedankenwelt geholt, als eine Tür rechts neben mir geöffnet wurde. Schnell wandte ich mich von dem Bild ab, und sah in Richtung Tür. Samu stand lächelnd im Rahmen.
„Oh, Samu! Tut mit leid, ich war in Gedanken...“
„That's was ich mir gedacht habe. You want to come in?“
Ich nickte ihm schmunzelnd zu, und betrat das Zimmer. Es schien ein einfaches Gästezimmer zu sein, doch bei genauerem hinsehen erkannte ich die vielen Kisten in der Ecke des Raumes, von denen einige schon geöffnet waren.
„Was ist das?“
„My old belongings, I never knew he had them. Guess my mother had sent him a few of my things as I grew up.“
Samu ließ seinen Kopf etwas sinken, ich ging langsam zu ihm und stellte mich vor ihn.
„Es gab bestimmt einen Grund für die Trennung, nicht alles im Leben kann perfekt sein...und auch nicht jeder Mensch ist perfekt. Dein Vater liebt dich, da bin ich mir sicher.“
Er hob seinen Blick wieder, und lächelte mich geknickt an. Ich legte meine Hand auf seine Wange, und in dem Moment hörte ich seinen Vater von unten rufen, dass das Essen fertig sei. Samu zögerte etwas, doch als ich seine Hand nahm und ihn leicht in Richtung Tür zog, folgte er mir ohne weiteres.
Unten angekommen hatte Samus Vater den Tisch schon gedeckt. Samu verlangsamte sich immer mehr als wir in Richtung Stühle gingen, doch ich drückte im einmal kurz die Hand und er entspannte sich wieder ein bisschen. Wir saßen uns also nebeneinander hin, und Edward stand mit dem Rücken zu uns gewandt an der Herdplatte. Lautlos beugte ich mich zu Samu hinüber.
„Du musst ja nicht viel reden, versuch einfach nicht in die Luft zu gehen.“
Er sah mich an, und nickte dann leicht mit dem Kopf, woraufhin ich ihm noch schnell einen Kuss gab, bevor sich Ed auch schon zu uns herumdrehte.
„Ich hoffe ihr mögt Pasta mit Lachs !“
Ich blickte unauffällig zu Samu hinüber, da ich wusste das dies eine Variation seines Lieblingsgerichtes war. Ich konnte das Lächeln auf seinem Gesicht erkennen, welches er deutlich zu unterdrücken versuchte, das gelang ihm jedoch nicht wirklich.
„Also...ich stelle es einfach mal auf den Tisch.“
Man konnte förmlich sehen das Edward nervös war, denn er rieb sich die vermutlich schweißnassen Hände andauernd an seiner Schürze ab, so auch bevor er den großen Kochtopf inmitten des Küchentischs abstellte und sich langsam gegenüber von uns hin saß. Ich lächelte ihm verstohlen zu, und er bedankte sich mit einem Nicken bei mir, bevor er meinen Teller nahm und mir mit der Suppenkelle eine Portion Nudeln darauf platzierte.
Er blickte Samu fragend an, und nach kurzem zögern gab dieser ihm seinen Teller in die Hand. Samu nahm ihn nachdem sein Vater auch ihm die Pasta darauf gegeben hatte wieder zurück, und begann, sie genüsslich zu verspeisen.
„Was machst du eigentlich gerade beruflich oder schulisch, Angelina?“
Bevor ich antworten konnte, schluckte ich noch einen Bissen herunter, und sah Edward danach an. Traute er sich etwa nicht mit Samu eine Konversation zu starten? Aber was soll's, vielleicht mischt er sich ja mit der Zeit in das Gespräch ein.
„Ich beginne im Winter mit meinem Kunststudium in Köln, momentan bin ich in der Firma Mediakraft als Kullissendesignerin tätig, ist aber nur ein Teilzeitjob.“
Apropos Job, Phil hatte sich schon lange nicht mehr gemeldet, und ich sollte wirklich mal wieder arbeiten gehen. Ich beschloss, ihn heute Abend von meinem Smartphone aus zu kontaktieren, auch wenn ich eigentlich gar keine große Lust dazu hatte.
„Schön Liebes, das hört sich alles sehr gut an.“
Er sah zu meiner Verwunderung zu Samu hinüber.
„Und ihr seid erfolgreich? Wie läuft es denn bei deiner Fernsehsendung.“
Dieser, auch sichtlich überrascht, räusperte sich kurz, und versuchte danach so gut es geht Deutsch zu reden.
„Ja, wir waren auf Tour gewesen. Die TV - Show hat im Moment break...ehm..Pause, aber es ist sehr gut.“
Ich lächelte ein bisschen in mich hinein, und Edward nickte Samu anerkennend zu.
„Das freut mich zu hören mein Sohn.“
Der Rest des Essens verlief ziemlich lautlos, nur Edward und Ich unterhielten uns noch kurz über mein Kunststudium, für welches er wirklich großes Interesse zeigte, was mich natürlich extrem freute. Nachdem nun alle Teller leer waren, meinte Ed, wir sollten ins Gästezimmer gehen und uns dort das Bett so herrichten wie wir es denn gerne hätten. Er instruierte uns noch darüber wo sich die ganze Bettwäsche befand , und machte sich danach daran, dass Geschirr zu spülen.
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Pure Chance
FanfictionLina ist gerade nach Köln gezogen, um dort ihr Studium zu beginnen. Durch Zufall lernt sie am Bahnhof Andre kennen, und durch ihn wird sie sofort in die Internet-Szene hinein gezogen. An ihrem Geburtstag bekommt Lina Konzertkarten für die Band Sunr...