Zu meinen Gunsten war Edward tatsächlich noch nicht wach gewesen, doch ich fühlte mich schlecht dabei einfach so das Haus des netten Mannes zu verlassen. Ich begab mich also in die Küche, und schrieb Edward einen Zettel. Ich fasste mich sehr kurz, sagte einfach nur, ich hätte zur Arbeit gemusst. Was ja auch irgendwie stimmte, denn ich sollte dort wirklich mal öfter auftauchen. Nun ja, natürlich war es für mich nicht verpflichtend, doch zur Ablenkung tut es bestimmt gut, Phil und die anderen Jungs zu sehen. Wenn sich Samu nicht nochmal melden sollte, werde ich wohl meinen ganzen Tag dort verbringen. Doch zuerst sollte ich noch in meine Wohnung fahren um mich zu duschen und mir endlich frische Sachen anzuziehen, ich hasste es, zwei Tage hintereinander die selbe Kleidung zu tragen.
Minuten später saß ich auch schon in meinem hellblauen Käfer, und noch bevor ich losfuhr drehte ich die Musik auf volle Lautstärke. Und wie sollte es anders sein, gerade wurden die ersten Takte von "Forever Yours" gespielt. Ich kannte den Text natürlich, und irgendwie wollte ich das Lied auch nicht abschalten, und so sang ich lauthals mit. Vor allem der Refrain tat mir gut, ich versuchte, den Frust von meiner Seele zu singen, zu schreien. Als ich mitten in meiner ekstatischen Phase war, überlegte ich mir, wie elegant es wohl aussehen musste, wenn man beim Autofahren alle paar Sekunden den Mund weit aufreißt und die Haare einem im Gesicht hängen, weswegen ich mir peinlich berührt die Haare wieder hinter die Ohren strich und leise mitsang.
Die Fahrt zu meiner Wohnung war nicht sehr lange, und schon war ich an meinem Wohnhaus angekommen. Nachdem ich den Motor ausgeschaltet hatte, blieb ich noch kurz in meinem Wagen sitzen, um mich zu sammeln. Ich atmete langsam ein und aus, und ließ mich ein Stück weit in den Sitz sinken. Ich musste an Samu denken. Gerade war alles so schön, so gut gewesen, und ein Moment, eine Sache die nur Augenblicke dauert kann alles zerstören. Die Perfektion, die Romantik, das Glück. So war es schon immer gewesen, schon immer.
Lustlos stieg ich letztendlich aus meinem Wagen, und begab mich zu meiner Wohnungstür. Während ich die Treppen hinauf stieg bemerkte ich dieses unglaublich unangenehme Hämmern in meinem Kopf, welches mich nur noch träger werden ließ, und ich meinen Körper fast ins dritte Stockwerk hoch schleppen musste. Oben angekommen kramte ich meinen Schlüssel hervor, und nachdem ich die Tür geöffnet hatte, schmiss ich Handtasche, Schuhe und Jacke achtlos in die Ecke und sank anschließend erschöpft auf meinem Sofa zusammen. Womit genau hatte ich das alles nochmal verdient? Ach ja, ich bin einfach ich. Meine Hände waren sehr kühl, und so schloss ich meine Augen und legte mir eine davon auf die Stirn, um Sekunden später noch weiter in die Kissen zu sinken. Wasser. Ich brauchte dringend Wasser. Schwerfällig erhob ich mich, und trottete in die kleine Küche. Ich öffnete eine neue Wasserflasche, und da es mir anscheinend zu große Mühe gemacht hatte ein Glas zu holen, trank ich einfach direkt aus der Flasche. Auch das Wasser war eiskalt, und so kühlte es meinen hitzigen Körper etwas herunter. Ich setzte die Flasche ab und blieb kurz still stehen, um zu sehen, ob dies die Substanz war, die zu meiner seelischen Genesung beitragen würde, aber Fehlanzeige. Was ich brauchte, war Samu. Ich brauchte ihn mehr als alles andere, und es war nie meine Absicht gewesen ihn zu verletzen. Ich musste ihn anrufen. Sofort. Viel zu schnell lief ich in mein Wohnzimmer zu meinem Handy, und bevor ich umkippte, saß ich mich lieber wieder aus das Sofa. Mit eiskalten und zittrigen Fingern tippte ich auf Samus Nummer. Ich hob das Smartphone an mein Ohr. Nach fünf Sekunden ertönte das erste tuten. Nach zehn das nächste. In der fünfzehnten Sekunde wurde der Anruf von der anderen Seite angenommen.
„Don't call me!“
Dieser Satz wurde mir vom anderen Ende der Leitung zugeschrien, bevor das dumpfe Tuten ertönte. Er hatte also meine Nummer gesehen und schon direkt abgeblockt, sodass ich nicht einmal mit ihm reden konnte. Das war einfach nicht fair! Aber warum mache ich mir Überhaupt Gedanken. Keine Ahnung was er machte oder wo er hingefahren ist, es wird nicht mehr meine Sorge sein. Ich war so dumm, dumm und naiv mich auf IHN einzulassen, einen Mann, der alles haben könnte was er will, also warum sollte er ausgerechnet mich wollen. Ich versuchte mir einzureden das dieser Gedanke mir nicht wehtat, doch es ging nicht. Es war alles Teil eines Spiels, SEINES Spiels, und ich war nur die Marionette für ihn, die er benutzen konnte. Ich war nur froh, dass es nicht noch weiter ging, sonst hätte ich Dinge mit ihm getan, die ich spätestens jetzt bereut hätte.
Aber es schmerzte einfach unheimlich, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, ich liebte ihn. Und ich würde ihn noch immer lieben, egal was er machen würde. Das war schon immer mein Problem gewesen. Ich war schon immer bescheuert genug an die wahre Liebe zu glauben. Tja, danke das ich dafür immer eins ausgewischt bekomme. Was bedeutet Liebe in der heutigen Welt eigentlich noch? Ist es denn wirklich so schwer?
Meine Gedanken fingen mal wieder an abzuschweifen, und ich war einfach nur genervt. Genervt von allem was geschehen ist, und was hoffentlich nicht mehr geschehen wird. Mein Kreislauf hatte sich während meinem erfreulichen Gedankengang wieder etwas geregelt, und so war ich fit genug, um Sum 41 in meine Anlage einzulegen und zum Alkohol zu greifen. Die Musik dröhnte in mein Ohr, und in Kombination mit der brennenden Flüssigkeit in meinem Mund schien mein Gehirn auszusetzen. Ich lehnte mich neben meine Anlage, welche auf dem Boden stand, an die Wand, und ließ mich langsam daran heruntergleiten. Die Lautstärke in meinem Kopf ging immens in die Höhe, und es tat einfach unglaublich gut. Die Band schreit den Frust an meiner Stelle heraus. Und so verharrte ich auf dem kühlen Holzboden, bis ich langsam meine Augen schloss, und die Musik ihr Ende nahm, bevor alles in ein angenehmes Schwarz gehüllt wurde.
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Hey ihr Lieben! :)
Also erstmal, Danke für die fast 30.000 Reads, wie geil ist das denn bitte? *-*
Ich hätte nie damit gerechnet, und freue mich dafür umso mehr.
Und auch vielen Dank an die lieben Kommentare! :)
kleine Info: Bei Kapitel 100 endet die Story. Ich weiß noch nicht ob es so schnell eine Fortsetzung geben wird, aber ich denke ich konzentriere mich dann erst einmal auf das ausarbeiten der Geschichte.
Liebe Grüße :)
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Pure Chance
FanfictionLina ist gerade nach Köln gezogen, um dort ihr Studium zu beginnen. Durch Zufall lernt sie am Bahnhof Andre kennen, und durch ihn wird sie sofort in die Internet-Szene hinein gezogen. An ihrem Geburtstag bekommt Lina Konzertkarten für die Band Sunr...