Viva La Vida

446 13 2
                                    

Atemlos liegt Paddy immer noch auf mir und ich selbst habe extreme Problem mit meiner Atmung. „Das… Das… Heilige Scheiße!“ keucht Paddy und ich nicke bloß, denn er hat recht. Vorsichtig zieht er sich aus mir zurück und ich keuche leise auf. Paddy grinst:“ So schlimm?“ „Ich… Ich hasse dieses Gefühl.“ Keuche ich und kuschel mich an Paddys Brust. „Inwiefern?“ fragt er und legt beschützend die Arme um mich. „Naja, es fühlt sich so…leer an. Mein Gott, dass klingt so bescheuert.“ Lache ich und Paddy grinst:“ Ich mag es auch nicht.“ Immer wieder streicht Paddy mit über den Rücken. „Ich hab Angst. Vor dem Auftritt in der Westfalenhalle.“ Entkommt es mir plötzlich und Paddy richtet sich auf:“ Ich auch. 20.000 Menschen ist keine Kleinigkeit und nachdem was bei den letzten Konzerten los war… Du hast es ja gesehen. Hysterieanfälle, Ohnmacht… Das ist nicht ohne. Ich frage mich immer, was ich falsch mache. Ich möchte mit meiner Musik doch etwas Gutes tun und niemanden zum weinen bringen.“ „Das sind Teenager. Ich meine, die sind zwar in unserm Alter, aber die führen ein stinknormales Leben und da gehört halt ein Superstar rein, den man anhimmelt.“ Entgegne ich und Paddy lächelt schwach:“ Schon klar, irgendwo ist dass ja auch mega cool, aber ich weiß nicht…“ Meint er und umarmt mich wieder. „Mal sehen. Vielleicht wird alles ganz harmlos.“ Sage ich, doch Paddy schüttelt den Kopf:“ Ne Baby. Die Zeit der Straßenkonzerte ist entgültig vorbei.“

Wenig später klopft es an der Tür und Patricia kommt herein:“ Na, ihr Beiden? Wir sind in eineinhalb Stunden zum Essen verabredet. Macht ihr euch fertig?“ Paddy und ich nicken zustimmend und Patricia verschwindet wieder. Ich stehe auf und suche mein schwarzes Lieblingskleid aus dem Koffer. Paddy wirft mir einen undurchdringlichen Blick zu. „Was?“ frage ich grinsend und Paddy lacht:“ Wenn du das anziehst, dann werde ich den ganzen Abend keinen klaren Gedanken fassen können.“ „Dann ziehe ich es erst recht an.“ Grinse ich kokett und gehe ins Bad um zu duschen. Während das warme Wasser über meinen Körper läuft, fahren meine Gedanken zum Auftritt. Paddy sagte, dass die Zeit der Straßenkonzerte vorbei ist. Sicher ist mir aufgefallen, dass in der letzten Zeit einige Fans vor dem Hausboot gewartet haben und auch, dass es besonders für Paddy und Angelo sehr schwer geworden ist, einfach mal in die Stadt zu gehen. Kein Wunder, die sind ja ständig auf irgendwelchen Covern von Teenezeitschriften. Nicht das es mich stört, aber es wird bestimmt nicht besser werden. Aber die Kellys haben immer vom großen Erfolg geträumt und auch ich bin inzwischen nicht mehr ganz so abgeneigt, auch mal auf der Bühne zu stehen. Dank Paddy natürlich. Immer wieder hat er mir erzählt, wie es ist auf der Bühne zu stehen. Die Menschen, die deine Musik feiern und sich freuen. Die Kinder, die unbeschwert durch die Gegend hopsen. Glückliche Gesichter und lachende und tanzende junge und alte Menschen. Ich lächel vor mich hin, ja ich freue mich auf die Westfalenhalle. Etwa zwanzig Minuten später bin ich fertig angezogen und meine Haare sind geföhnt und frisiert. „Ich geh dann mal duschen ne.“ Ruft Paddy und ich nicke:“ Ich bin kurz bei Patricia.“
Zügig gehe ich herüber und klopfe. "Herein!" Ich öffne die Tür und lächel Patricia entgegen:" Kannst du mir eventuell ein bisschen Make-Up machen?" "Natürlich, komm rein!" strahlt Patricia und ich hocke mich auf einen Stuhl. Patricia wirbelt mit einigen Dingen in meinem Gesicht herum. Pinselt und pudert und wischt und tupft. "So fertig." lächelt sie irgendwann und ich schaue in den Spiegel. Oh mein Gott... Bin das wirklich ich? Patricia hat nicht viel an mir verändert, sondern hat meine Natürlichkeit wunderschön unterstrichen. Meine Haut strahlt und alle Unebenheiten und Pickel sind verschwunden. "Woooow... Vielen vielen Dank, Trish! Ich sehe unglaublich schön aus! Mal sehen, was Paddy sagt." strahle ich und umarme meine Schwester. "Na los... Lauf." lacht sie und zusammen gehen wir in die Hotellobby.

Im Aufzug schlägt mein Herz wie wild. Hoffentlich gefalle ich Paddy… Immerhin trage ich zum ersten Mal schminke. ‚Joelle! Schluss damit!‘ schimpfe ich mich in Gedanken und als das ‚pling‘ ertönt und die Türen auf gehen ist meine Angst verflogen. Paddy steht mit dem Rücken zu mir und quatscht mit Angelo, Maite und Jimmy. Und genau dieser reißt jetzt die Augen auf und klappt den Mund auf. Maite schlägt die Hände vor den Mund und quietscht unterdrückt und Angelo deutet mit dem Finger auf mich und stottert:“ Da… Da…. Da….“ „Was ist denn jetzt mit euch kaputt?“ fragt Paddy und mustert verstört seine Geschwister. „Da… Da… Da!“ stottert Angelo weiter. „Was denn?“ fragt Paddy genervt und Jimmy packt ihn an der Schulter und dreht ihn zu mir um. „Ach du heilige… Wow…Baby… What the hell?“ sammelt Paddy und starrt mich mit offenem Mund an. „So schlimm?“ frage ich grinsend und Paddy schüttelt heftig den Kopf:“ Nein… No way! Du siehst atemberaubend schön aus!“  „Danke.“ Murmel ich und werde rot. „Ey Joelle, wenn Paddy jetzt den ganzen Tag mit nem Dauerständer rumläuft, dann ist dass deine schuld.“ Haut Jimmy raus und lacht:“ Aber mal ohne scheiß… du siehst echt toll aus.“ Maite umarmt mich feste:“ Du bist so wunderschön.“

Paddy legt seine Arme um mich und küsst mich auf die Stirn:“ Du siehst unglaublich aus. Unglaublich schön. Unglaublich toll. Und unglaublich sexy.“ Flüstert er und ich küsse ihn einfach auf den Mund. Ich liebe ihn soo sehr…

Auch die andern stoßen langsam zu uns. John kommt mit Joey und beide pfeifen anerkennend und John meint:“ Wow. Du siehst zum verlieben aus.“ Und grinst mich dabei an. Kathy und Barby kriegen den Mund gar nicht mehr zu und Barby stammelt immer wieder wie schön ich doch bin. Langsam machen wir uns auf den Weg durch die Straßen Spaniens. Viele Menschen sind unterwegs, doch keinesfalls Touristen… nein, ausschließlich Einheimische sind unterwegs und man hört überall Flamencoklänge und Gesang. „Wo gehen wir eigentlich hin?“ frage ich und Kathy antwortet:“ Wir treffen uns mit alten Freunden der Familie. Carlos Itoiz mit seiner Tochter Maite und seiner Frau Mariá.“ Ich bleibe stehen. Carlos Itoiz… Da klingelt was! „Kathy… nicht etwa DER Carlos Itoiz?“ doch die Ältere nickt:“ Doch Liebes, der Meister der Flamencogitarre persönlich.“ Oh mein Gott ich sterbe!

Mein Herz rast. Ich lerne DEN Carlos Itoiz kennen. Oh mein Gott… Paddy legt den Arm um mich:“ Baby, ganz entspannt. Carlos macht kein großes Aufheben um sein Talent. Benimm dich einfach ganz normal.“ „Okax, ich versuche es, aber menno… das wird soo schwer.“ Paddy lacht:“ Bei uns schaffst du das doch auch.“ „Jaaa, aber ich kenne euch ja auch ganz normal. Aber er ist eine Legende!“ Schwärme ich und Paddy lacht wieder:“ Muss ich mir etwa sorgen machen, dass du auf einen Typen stehst, welcher dein Opa sein könnte?“ „Nein, niemals. Du bist der einzige für mich.“ Lächel ich und Paddy küsst mich kurz, dann sagt er:“ Aber Johnny steht auf seine Tochter. Maite ist ungefähr so alt wie Barby oder Patricia und bildhübsch.“ John dreht sich blitzschnell um:“ Hör auf so einen Mist zu reden, Patrick!“ doch seine geröteten Wangen verraten das Gegenteil. „Awwww. Johnny ist verliebt?“ quietsche ich und er verdreht die Augen:“ Nein… Ja… Also nicht direkt.“ Jimmy hört sofort auf:“ Haaalt stop! Du und Maite? Seit wann?“ „Nix mit seit wann! Ich mag sie. Mehr nicht!“ versucht John sich heraus zu reden, doch ohne Erfolg. „Komm sag die Wahrheit!“ dränge ich ihn und er seufzt:“ Sie gefällt mir schon, aber ich würde sie niemals in der Richtung ansprechen. Dafür ist unsere Freundschaft zu tief.“ Ich verdrehe die Augen:“ Typisch Mann.“ „Außerdem weiß ich selbst nicht, wie ich für sie fühle. Und jetzt Schluss damit!“ sagt John entschieden und wir belassen es dabei, doch Paddy und ich grinsen uns immer wieder an.

Wir betreten einige Zeit später ein kleines Restaurant. Nur zwei andere Paare sitzen noch hier. Eine junge Bedienung führt uns zu einer Tischecke, wo schon ein älterer Mann und ein Mädchen auf uns warten. „Carlos! Maite! ¿Qué tal?“ ruft Jimmy laut und der ältere Mann springt vom Tisch auf:¡ Bien. Much gracias mi amigo. Wie geht es dir und deine Familie?“ „Besser könnte es nicht sein.“ Antwortet Jimmy und drückt Carlos fest. Jetzt geht das ganze geknuddel erst richtig los. Alle werden gedrückt und geküsst. Mir ist das alles viel zu ungewohnt und so halte ich mich erstmal im Hintergrund. „Ai… wer bist den du?“ ruft das Carlos Tochter Maite plötzlich und alle sehen auf mich. „Ich… Äh… Joelle, freut mich.“ Stottere ich und Maite lächelt freundlich. „Don’t be shy. Me llamo Maite. Nice to meet you. But… Who are you?“ fragt sie in einem mixing aus Englisch und Spanisch. Irgendwie ist das ja mega süß…

„¡Hola! My name is Joelle. And…“ antworte ich, doch Paddy unterbricht mich:“ Und sie ist meine Freundin.“ Ich lächel schüchtern, als er seinen Arm um mich legt und einen Kuss auf meine Schläfe drückt. „Das ist ja so süß.“ Plappert Maite in schnellem Spanisch und ich muss lachen. So schlimm wie gedacht ist es gar nicht unter fremden Menschen zu sein. Und ich bin mir sicher, dass es ein wunderschöner Abend wird.

Mitten in der Nacht kommen wir ins Hotel zurück. Jimmy und Joey sind leicht angeheitert und so ist es super lustig. Beide versuchen sich in allem zu übertreffen und knallen so mehrfach auf den Boden. „Ihr seit solche Spinner.“ Lache ich und schmiege mich an Paddys Arm.

I Feel Love - Gerettet in deinen Armen (Abgeschlossen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt