Abschied

566 16 5
                                    


Die Sonne Spaniens scheint mir ins Gesicht, doch ich kann mich nicht an ihr erfreuen. Vor vier Wochen ist Joelle gestorben und vor drei Tagen wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Mein Vater hat mich bestmöglich gestützt, doch ich bin ein Schatten meiner selbst. Ich esse kaum noch, schlafe sehr wenig und reden tue ich gar nicht mehr.

Ich kann einfach nicht!

Joelle wurde vor einer Woche hier nach Spanien geflogen. Ich durfte entscheiden, wo sie beerdigt werden soll. Es war ein großes Hin und Her für mich, aber letztlich wurde es Spanien. Hier in Belascoain soll die Liebe meines Lebens neben meiner geliebten Mutter zu Grabe getragen werden. Ich spüre Tränen auf meinen Wangen, doch es kümmert mich nicht. „Paddy, kommst du? Es ist soweit!“ ertönt plötzlich Kathy’s Stimme hinter mir und ich nicke. Noch einmal lasse ich meinen Blick über die Berge wandern, ehe ich mich zu meiner Schwester um, welche einen Arm um meine Schultern legt:“ Ich liebe dich, Patrick!“ Haucht sie und ich lächel sie schwach an:“ Ich dich auch.“

Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zur kleinen Kapelle, die auf dem Friedhof steht. Ich versuche schon gar nicht mehr meine Tränen und Gefühle zu kontrollieren, als ich durch die alte Holztür trete. Alte Erinnerungen fluten meinen Kopf und ich schluchze leise auf. Kathy zieht mich in ihren Arm und ich klammere mich an ihr fest. Ich bin wieder fünf Jahre alt und in dem Sarg vorne liegt neben meiner Freundin, auch meine Mutter. Realität vermischt sich mit der Vergangenheit. Kathy schiebt mich durch den Mittelgang in die erste Reihe. Der Sarg aus hellem Holz und den roten Rosen scheint meine Lunge zu zerquetschen und dann schaltet mein Verstand ab. Ich funktioniere nur noch, als der Priester den Trauergottesdienst eröffnet, als meine Geschwister jeder ein paar Worte sagen, als mein Vater weinend vor dem Sarg zusammenbricht. Erst als ich an der Reihe bin, nehme ich wieder etwas wahr.

Steif gehe ich nach vorne und knie am Sarg nieder, um einen Kuss auf den kalten Deckel zu hauchen. Ich gehe zum Rednerpult und schlucke heftig. Alle sind hier: Papa, Kathy, Jimmy, Joey, Patricia, Maite, Barby, Angelo und John. Sogar Carolin und Danny sind aus den USA und Paul aus Irland gekommen. Carlos, Maria und ihre Tochter Maite. Charly und Ray. Unser Freund Bernhard Paul. Alle sind hier, um Joelle die letzte Ehre zu erweisen.

Tief atme ich ein:

Meine liebste Joelle,

Du hast mir gezeigt, was Liebe ist. Bei dir konnte ich sein, wie ich bin uns was ich jetzt machen soll, ohne dich. Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen, haben zusammen gelacht und geweint. Es heißt zwar, dass jedes Ende ein neuer Anfang ist. Aber bitte glaub mir, nicht für mich. Du hast mich geprägt und ich verspreche dir hier vor Gott, dass ich dich immer lieben werde. Für mich wird es keine andere geben, als dich. Mein Engel, ich liebe dich, habe dich immer geliebt und werde dich immer lieben und niemals vergessen. Mein Leben ist ohne dich nicht halb so viel wert.

In ewiger Liebe

Dein Michael Patrick

Weinend gehe ich an meinen Platz zurück und klammere mich erneut an meine Schwester. John, Jimmy, Joey und Paul tragen den Sarg nach draußen zum Grab meiner Mutter, wo schon ein weiteres Loch ausgehoben ist. Mein Herz zerreißt bei dem Anblick, als der Sarg mit Seilen in die dunkle Erde hinab gelassen wird. Langsam trete ich an das Grab heran und werfe einen Strauß roter Rosen hinein:“ Bis bald, mein Schatz.“ Flüstere ich und wende mich ab.

Meine Brüder schaufeln das Grab zu und zwei Tage später kommt der Steinmetz. Wir haben den alten Grabstein austauschen lassen und nun zieht ein weißer Mamorstein die Gedenkstätte.

Darauf zu lesen:

Darauf zu lesen:

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
I Feel Love - Gerettet in deinen Armen (Abgeschlossen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt