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P.o.V Ash 

So vergingen die Tage und Calum hatte nicht ein einziges Mal angerufen. Nicht einmal eine kurze Nachricht hatte ich bekommen. Es schien ihn wohl wirklich nicht zu interessieren, wo ich mich herumtrieb und das tat verdammt weh. Es erfüllte mich auch mit einer gewissen Wut. Ich hatte immer so viel für unsere Freundschaft getan, verdammt, ich war sogar mit ihm in dieses riesige Haus gezogen und so dankte er es mir? Na dankeschön, 4 Jahre Freundschaft am Arsch. 

Ich hatte nun auch angefangen, ernsthaft aus unserem Haus auszuziehen. Es war zwar verwunderlich, wie ich es geschafft hatte, so schnell eine neue Bleibe zu finden, aber das Schicksal meinte es wohl ausnahmsweise gut mit mir. Ich war mir zwar immer noch nicht sicher, ob ich das wirklich durchziehen sollte, aber Ashley hatte recht: ich hatte es satt, ihm immer hinterherzulaufen. Er sollte erst einmal merken, was er an mir hatte. Oder was ihm fehlte, wenn ich nicht mehr da war ...

Und so verbrachte ich meine Tage damit, meine neue Bleibe einzurichten und dabei möglichst zu versuchen, nicht zu viel über Calum nachzudenken. Klappte zwar nicht, aber ich hatte es immerhin versucht. Ich verstand ihn einfach nicht. Wieso zur Hölle war ich ihm so egal? War ich es wirklich nicht wert für ihn, sich wenigstens mal zu erkundigen, wo ich war? Ich meine, klar, wir hatten uns gestritten, und ja, verdammt, ich wusste genau, wie sehr ich ihm wehgetan hatte, aber ein bisschen Sorge musste doch da sein, oder? Ich seufzte leise und strich mir eine störrische Strähne aus der Stirn, ehe ich mich auf meine Matratze fallen ließ. Ein richtiges Bett hatte ich noch nicht, aber das würde ich irgendwann in den nächsten Tagen ändern.

Da fiel mir ein ... ich griff in meine Hosentasche und förderte erstmal ein zerpflücktes Taschentuch, meine Kopfhörer und ein Bonbonpapier zutage, ehe ich den Zettel fand, den Ashley mir bei ihrem letzten Besuch in die Hand gedrückt hatte. Darauf stand nur ein Name und eine Telefonnummer. Sie hatte nämlich keinesfalls daran gedacht, dass ich mit ihr eine Beziehung vortäuschen sollte, was auch nicht wirklich Sinn machte, sondern ich sollte einfach mit irgendeinem Typen anbändeln. Ganz geheuer war mir die Idee immer noch nicht, aber irgendwo musste ich ja mal anfangen. Und etwas Ablenkung konnte mir sicherlich nicht schaden. 

***

Ich keuchte leise auf, als ich von dem Typen, dessen Name mir schon wieder entfallen war, gegen die Wand des Clubs gedrückt und im nächsten Moment wieder verlangend geküsst wurde. Wir waren beide schon angetrunken, aber es machte weder ihm noch mir etwas aus. Gierig erwiderte ich den Kuss, vergrub meine Hände in seinen vermutlich gefärbten schwarzen Locken. Er ließ seine Hände über meine Seiten zu meinen Hüften wandern und fuhr mit seinen kalten Fingern unter mein Shirt, was mich wieder aufkeuchen ließ. Wie es zwischen uns so hitzig geworden war, konnte ich im Nachhinein auch nicht mehr sagen. "Sollen wir ... zu mir?" fragt der junge Mann vor mir zwischen zwei Küssen gegen meine Lippen, was ich nur mit einem schwachen Nicken beantworten konnte. Er löste sich von mir und fuhr leicht grinsend mit seinen Fingern über die Markierung, die er mir vorhin irgendwann verpasst hatte, was mir wieder ein Aufkeuchen entlockte. Verdammt, er wusste echt, was er tat.

Kaum waren wir in seiner Wohnung angekommen, fielen wir wieder regelrecht übereinander her. Wer weiß, was wir noch alles getan hätte, wenn nicht mein Handy mithilfe eines Tons angezeigt hätte, dass ich eine Nachricht bekommen hatte. Normalerweise hätte ich das ignoriert. Doch es war nicht nur irgendein Nachrichtenton, sondern genau der Ton, der anzeigte, dass diese Nachricht von Calum war. Ich drückte den Typen, dessen Name mir wirklich partout nicht mehr einfallen wollte, von mir und kramte mein Handy hervor. 

» ich wünschte ....du wärst mit hier...es wär... so unglaublich schön ... «

Er hatte mir geschrieben ... er hatte mir tatsächlich geschrieben! Ich starrte erst einmal einen Moment auf die Nachricht, ohne es wirklich zu realisieren, während ich spürte, wie mir zum erneuten Male Tränen in die Augen traten. Mr. Unbekannt schien recht verwirrt zu sein, aber als er auf mein Handy schielte und die Nachricht las, fragte er leise: "Dein Freund?" Ich schniefte leise und sah zu ihm, ehe ich den Kopf schüttelte. "Nein .." murmelte ich leise und er schien zu verstehen, denn er schlang seine Arme um mich und drückte mich fest an sich. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Schulter, wobei mir erst richtig auffiel, dass er größer als ich war. "Das war jetzt voll der Stimmungskiller, oder?" fragte ich dann leise gegen seine Schulter, was ihn zum Lachen brachte. "So ziemlich, ja. Aber ich wusste eh, dass ich nur die Ablenkung bin, also von daher, schon okay." meinte er dann locker und ich konnte ihn nur verwundert anstarren. Er strich sanft über meine Wange und wischte meine Tränen weg, ehe er meinte: "Du hast dir doch garantiert vorgestellt, wie es wäre, wenn er hier wäre anstelle von mir, richtig?" Ich wurde leicht rot, was für ihn schon Antwort genug war. Er schmunzelte und wuschelte mir durch die Haare. "Macht nichts, Kleiner." "So klein bin ich gar nicht!" protestierte ich, aber er lachte nur. "Red dir das ruhig ein."

"So, jetzt will ich aber schon wissen, was zwischen dir und deinem Nicht-Freund passiert ist." meinte er dann nach einer Weile, in der wir nur unseren Gedanken nachgegangen hatten. Ich seufzte leise und fuhr mir müde übers Gesicht. "Kann ich dir das auch morgen erzählen und einfach über Nacht hierbleiben? Ich will jetzt nicht nach Hause .." nuschelte ich, sah ihn dann fragend an. "Klar. Du kannst Klamotten von mir haben, wenn du willst." bot er an. Ich nickte leicht, war froh, dass ich nicht in mein kaltes und leeres Zuhause zurückmusste. Und selbst wenn er mich dann im Bett noch einmal trösten musste und wir schließlich eng aneinandergekuschelt einschliefen, musste das ja keiner wissen.

Cashton Allein DaheimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt