ᴇʟᴇᴠᴀᴛᴏʀ

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Normalerweise nimmt Yoongi immer die Treppen, wenn er in höhere Stockwerke muss. Er hat Angst vor Fahrstühlen und das nicht nur wegen der Bedrängnis, welche er immer in engen Räumen spürt.

Ein Metallkasten, der an Seilen hängt, die jeden Moment den Geist aufgeben können. Schon als Kind hasste er diese Teile und hatte für sich beschlossen sie niemals zu betreten.
Doch an diesem Tag musste er in den achtzehnten Stock.

Am Anfang hatte er wirklich überlegt die Treppen zu nehmen, doch seine grenzenlose Faulheit hatte ihn zurechtgewiesen und seine Schritte zum Fahrstuhl gelenkt.

Nicht nur die Tatsache, dass er länger als zwei Minuten in dem Raum aushalten musste, der wahrscheinlich nicht größer als drei Quadratmeter war, störte ihn. Nein, noch dazu kam, dass er diese zwei Minuten noch mit anderen Menschen verbringen musste.

Zu seinem Glück wartete vor dem Fahrstuhl genau ein anderer. Doch dieser sah schon so aus, als würde er Yoongi allein durch seine pure Anwesenheit die Nerven rauben.

Nicht sonderlich groß oder auffällig gekleidet, aber ein so makelloses Gesicht, dass Yoongi kurz blinzeln musste, um zu realisieren, dass das vor ihm wirklich ein Mensch war und kein Engel.

Silberne Locken fielen ihm in die Stirn, als er den Kopf senkte und seine nagelneuen Turnschuhe betrachtete, als ob sie interessant wären.

Die Ärmel seines pastellfarbenen Pullis verdeckten seine Hände, doch Yoongi konnte genau erkennen, dass er mit seinen Fingern spielte. Jedoch nicht aus Nervosität. Nein, dieser Junge war ein Bild der Gelassenheit.

Plötzlich sah er auf und in Yoongis Richtung. Vor Schreck zuckte dieser kurz zusammen und machte einen Schritt zurück.

„Hey", murmelte der Fremde und... lächelte ihn an.

Yoongi war verwirrt. Niemand hatte ihn jemals angelächelt. Zugegeben war er immer mit gesenktem Blick durch die Stadt gerannt und hatte Augenkontakt so gut es ging vermieden.

Weshalb er nicht wusste wie er reagieren sollte. Letztendlich entschloss er sich weder auf die Begrüßung zu reagieren noch irgendein anderes Lebenszeichen von sich zu geben.
Doch der Junge gab nicht so schnell auf.

„Musst du auch hoch?"

Nein, ich stehe hier nur so, dachte Yoongi und biss sich auf die Zunge um es nicht laut auszusprechen.
Stattdessen nickte er nur leicht und versuchte möglichst den fragenden Blicken des Jungen auszuweichen.

Er war sich wohl bewusst, dass seine schwarzen Haare noch etwas durchgeschwitzt waren, von den Sommertemperaturen die draußen herrschten und sein Gesicht einen Rotton angenommen hatte.
Ob ebenfalls von der Hitze außerhalb des Gebäudes oder von der Anwesenheit des Jungen, konnte er nicht sagen. Noch nie hatte jemand wildfremdes mehr als zwei Worte mit ihm gewechselt.

Zum Glück unterbrach das Klacken des Fahrstuhls die unangenehme Stille. Die Türen gingen auf und sofort wurde Yoongi wieder bewusst, wieso er hier stand. Mit diesem Albtraum von Perfektion.

„Nach dir", meinte dieser Albtraum und bedeutete mit einer Handbewegung an, dass er eintreten sollte.

Yoongi erinnerte sich an früher. Damals war er noch Fahrstuhl gefahren, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen. Die Klaustrophobie hat ihm erst mit etwa zwölf Jahren zugesetzt.

Der Fahrstuhl war tatsächlich nicht größer als drei Quadratmeter und hatte an der einen Seite einen Spiegel, der den Raum wahrscheinlich größer wirken lassen sollte, jedoch so beschmiert war, mit allerlei Farbe und undefinierbarem, dass Yoongi nur angedeutete Schemen seines Körpers erkennen konnte.

Nightmares  ⇢  YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt