ʜᴀᴘᴘʏ ʙɪʀᴛʜᴅᴀʏ

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„Weißt du was ich glaube?"

„Nein, aber du wirst es mir bestimmt gleich sagen."

„Ich glaube, dass... ich aussehen werde, wie eine Kokosnuss, wenn wir hier fertig sind."

Tae gluckste etwas vor sich hin, was ich als versuchtes Kichern unterordnete, und legte den Kopf in den Nacken, woraufhin die Alufolie auf seinem Kopf etwas knisterte.

Seine Augen waren geschlossen und er hob einen Arm um nach meiner Hand zu tasten.
Bevor er allerdings mit seiner Hand in die Farbe fassen konnte, die neben ihm stand, nahm ich sie schnell hoch und verschränkte meine Finger mit seinen.

„Ich will morgen wieder Geburtstag haben", murmelte er vor sich hin und holte einmal tief Luft um wieder auszuatmen und mir die Alkoholfahne in die Nase stieg.

Es war halb sieben und Tae hatte seit 17:00 Uhr nichts anderes gemacht, als Sekt zu trinken und so lange auf mich einzureden, bis wir zum Friseur gegangen sind und er sich seine Haare wieder färben konnte. Als Begründung hatte er gesagt, dass er sich das schon immer gewünscht hatte und er außerdem heute Geburtstag hatte, woraufhin ich nichts ausschlaggebendes erwidern konnte.

Er hatte offensichtlich Spaß am Haare färben gefunden.
Das Blond von vor vier Monaten hatte gerade einmal fünf Wochen gehalten, bis er sie sich wieder rot gefärbt hatte.
Und jetzt saß ich hier mit ihm in diesem Nobelsalon, wo ich niemals in meinem Leben einen Fuß reingesetzt hätte. Er, mit einem Haufen Aluminiumfolie auf dem Kopf und dem Verstand eines Kleinkindes und ich vollkommen nüchtern, aber trotzdem glücklich.
Taehyung zuliebe.

„Warum sagst du so wenig?", fragte er und öffnete die Augen wieder um mich anzusehen.
Er sah etwas neben der Spur aus, aber trotzdem zufrieden.

„Ich genieße die Zeit, die wir hier haben", meinte ich nur und lächelte ihn an, woraufhin er rot anlief und wieder die Augen schloss um den Kopf auf der Lehne ablegte. Seine Finger schlossen sich fester um meine und ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht.

In den letzten vier Monaten hat sich unsere Freundschaft irgendwie noch weiter verfestigt, sodass wir irgendwann nur noch alles gemeinsam gemacht haben. Ob es um arbeiten in der Schule ging, Treffen in irgendwelchen Cafés oder irgendwann auch bei uns zuhause.
Wobei Tae lieber bei mir war.

Er hasste das protzige Haus, sein Zimmer, was im übrigen eine ganze Etage beinhaltet, und vor allem seine Eltern.
Ich war nur vier mal bei ihm gewesen und immer hatte er nur kurz gebrüllt, dass er zu Hause war und war dann ohne weitere Worte, mit mir im Schlepptau, sofort weiter in sein Zimmer gegangen.
Ich hatte ihn ein paar mal auf seine Eltern angesprochen, doch er hatte immer nur abgeblockt.

Das einzige Mal, als ich sie dann doch getroffen hatte, war ich wirklich dankbar dafür, dass ich Jin hatte.
Er war zwar, seit meinem Geständnis noch fürsorglicher als vorher und behandelte mich wie ein rohes Ei, doch ganz ignoriert zu werden, würde ich bestimmt nicht gerade wollen.
Theoretisch könnte sich Tae ein Tattoo stechen lassen und seine Eltern würde es einen Scheiß interessieren. Ja wenn sie es überhaupt merken würden, so aufmerksam, wie sich sich ihm gegenüber verhielten.

Seitdem wir uns aber immer mehr zuhause getroffen haben, habe ich ihn deutlich besser kennengelernt.
Es scheint, als würde er für Musik leben.

Er hat einen eigenen Raum indem ein Schlagzeug, eine Gitarre, ein Klavier und sein Saxophon steht, wobei er nur für letzteres Unterricht nimmt und sich das andere selbst beibringt.

Was mich aber am meisten fasziniert hatte, war das Aufnahmemikro und die ganzen Songs, die er schon gecovert hat.
Mir war nie aufgefallen, dass seine Stimme so schön war.

Nightmares  ⇢  YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt