- Yoongi -
Ich hatte Taehyung nichts erzählt.
Seltsamerweise fiel mir erst jetzt, fünf Tage später, auf, dass ich seit dem Vorfall am Montag, gegenüber niemandem ein Wort über Jungkook's Geheimnis verloren hatte.
Nicht einmal gegenüber meinem besten Freund, der mich nach der Aktion im Klassenzimmer, ordentlich zusammengeschissen hatte.Allerdings konnte selbst ich, der inkompetenteste Mensch der Welt, wenn es um Gefühle erkennen ging, sehen, dass er mich nur ausschimpfte, weil er Angst hatte und nicht weil er wirklich wütend auf mich war. Jedenfalls hatte er sofort aufgehört, als Jungkook die Cafeteria betreten hatte und seinen Blick wie üblich schweifen ließ.
Anders als erwartet, war dieser jedoch nicht an Tae hängen geblieben, sondern an mir.
Und ebenfalls anders als erwartet, hatten seine Augen nicht spöttisch oder gehässig gefunkelt, sondern angsterfüllt.
Er hatte so schnell den Blick abgewandt und war zu seinem Platz gegangen, dass ich nicht einmal angemessen mein Gesicht zu einer Grimasse verziehen konnte.Jimin war ihm den ganzen Tag, trotz der Backpfeife am Morgen, gefolgt wie ein Hündchen, wodurch ich nur die Augen verdreht hatte.
Ich musste das, was zwischen den beiden war, nicht verstehen.„Jetzt halt doch mal still", zischte Jin auf einmal und ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich wieder auf mein Spiegelbild.
Oder darauf mich nicht zu bewegen.Jin hatte es doch tatsächlich geschafft mich in ein Hemd zu stecken und meine Haare einigermaßen so in Ordnung zu bringen, dass ich nicht mehr aussah, als wäre ich gerade aus dem Bett gefallen.
Erst als er dann mit Concealer angelaufen kam, um meine Augenringe abzudecken, hab ich mich getraut etwas dagegen zu sagen.Es machte mir nichts aus, wenn sich Jungs schminkten, doch dass ich mich für Namjoon so aufbrezeln musste, konnte ich leider überhaupt nicht nachvollziehen.
Ich war ja nicht einmal Jin's richtiger Sohn, geschweige denn irgendetwas anderes, wofür er sich schämen musste.Und würde Namjoon ihn wirklich lieben, würde er ihn auch nicht verlassen, weil sein mehr oder weniger Mitbewohner Augenringe hatte.
„Still halten hab ich gesagt", zischte Jin noch einmal, woraufhin ich mich noch etwas aufrechter hinstellte. Der Mann fummelte gerade an den Knöpfen meines Hemdes herum, um es zuzuknöpfen.
Offensichtlich war er der festen Überzeugung, dass diese Aufgabe zu schwierig für mich war.Eigentlich wollte ich genervt mit den Augen rollen, doch mein Spiegelbild hinderte mich daran.
Normalerweise sah ich mich nicht oft selbst an, was wahrscheinlich zum Teil daran lag, dass es mir unangenehm war, die Augenringe, meine blasse Haut oder meine unordentlichen Haare zu sehen, wegen denen mich immer alle angestarrt hatten.Umso überraschter war ich als mich aus dem Spiegel ein neuer Junge anlächelte.
Und sollte es jemals eine Steigerungsform von „am überraschtesten" geben, werde ich sie benutzen um meinen Gesichtsausdruck zu beschreiben, als ich realisierte, dass der lächelnde Junge ich war.
Ich.„Du siehst gut aus", sprach Jin meine Gedanken aus, die ich versucht hatte zu unterdrücken. Auch wenn es wahrscheinlich das erste mal in meinem Leben war, dass ich meinen Anblick einigermaßen ansehnlich fand, schämte ich mich für diese Gedanken.
Es war eingebildet.
Vermutete ich.„Danke", konnte ich deswegen nur hervorbringen. Etwas eingeschüchtert durch das neue Weltbild, was sich vor mir auftat.
„Können wir los?", fragte er mich wieder und zupfte ein letztes Mal am Kragen des Hemdes und an einer leicht gewellten Strähne, die mir ins Gesicht gefallen war, bevor er sich seine Tasche schnappte und zur Tür lief.
Ich folgte ihm ohne etwas zu antworten.
Auf der Fahrt zum Restaurant versuchte Jin immer wieder ein Gespräch aufzubauen. Er fragte mich nach Tae und Jimin, doch auch als ich mich dazu überwunden hatte ihm eine Antwort zu geben, wirkte es auf einmal so, als würde es ihn überhaupt nicht interessieren.
Je näher wir kamen, desto nervöser wurde er.
Er fing an zu schwitzen und ausfallend beleidigend zu werden, als ein Bus aus einer Seitenstraße kam und uns beinahe gerammt hätte.
Und Jin beleidigte so gut wie nie.Mir fiel auch erst auf, als wir stehen geblieben waren, dass wir uns in Stadtmitte befanden und direkt vor einem dieser überteuerten Restaurants gehalten hatten. Männer in Anzügen und Frauen in eleganten Kleidern saßen hinter den Fensterscheiben und ließen sich Gerichte bringen, von denen ich sofort vermutete, dass sie nur halb so gut waren, wie sie aussahen.
„Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte ich zögerlich und schaute noch einmal in den Autospiegel. Jetzt wünschte ich mir, ich hätte mich nicht gewehrt, als Jin mir die Augenringe weg retuschieren wollte.
„Ja. Namjoon ist zufälligerweise ein berühmter Musikproduzent mit vielen Kontakten", meinte Jin stolz und öffnete die Tür um auszusteigen.
Ich folgte ihm widerwillig.
Das könnte ja was werden. Warum hatte der Typ uns nur beide eingeladen?Noch erschreckender war es allerdings, als die Bedienung Jin sofort erkannte und an einen Dreiertisch in der Ecke führte.
Wahrscheinlich hatte er schon mehrmals hier gegessen.Namjoon begrüßte uns beide sehr herzlich, wobei er bei mir zum Glück den Kuss ausließ, und bedeutete uns beiden sich zu setzen.
Am Anfang versuchte ich einfach immer nur freundlich und interessiert auszusehen, doch meine Gedanken waren irgendwie nicht beisammen, sodass ich mich nicht wirklich auf das Gespräch von Jin und Namjoon konzentrieren konnte.
Es war sowieso uninteressant worüber die beiden redeten.Nach einer Weile konnten wir bestellen und bekamen dann auch das Essen. Ich hatte nichts gesagt, doch das schien die beiden nicht zu stören.
Im Gegenteil.
Ich vermutete, dass Jin ganz froh darüber war, dass ich nichts zu ihren Gesprächen beitrug. Zumal sie auch wirklich über Sachen redeten, zu denen ich nur die Augen rollen konnte.
Es waren sinnlose Themen.Der Abend zog sich in die Länge und irgendwann hatte ich einfach nur noch das Bedürfnis ins Bett zu fallen und zu schlafen. Auch wenn ich wusste, dass das nicht viel bringen würde.
Wahrscheinlich freute ich mich mehr auf Jimin als auf irgendwas anderes.„Yoongi? Bist du noch wach?", fragte Jin auf einmal belustigt, was mich den Kopf leicht heben ließ.
Was für eine intelligente Frage.
Ich verkniff mir meine Antwort und nickte stattdessen einfach nur.„Also... ich weiß nicht, ob das für dich jetzt etwas seltsam sein sollte, aber ich wollte deine Meinung dazu hören. Zumal du Jin schon wesentlich länger kennst", fing Namjoon an, woraufhin ich mir ebenfalls einreden musste, dass es nicht klug war, darauf das zu antworten, was mir gerade durch den Kopf schoss.
Der Blonde griff nach der Jin's Hand und holte tief Luft, bevor er weiterredete.
„Ich weiß, Jin und ich kennen uns jetzt seit etwa drei Wochen. Und es ist wahrscheinlich noch viel zu früh und eigentlich weiß ich auch nicht, ob es überhaupt richtig ist oder nicht, aber ich... also wir..."
„Kommt zum Punkt", murmelte ich und gähnte einmal herzhaft, was Jin mit einem leichten Tritt unter dem Tisch kommentierte und mich empört aufschauen ließ.
„Joonie und ich wollen heiraten", fiel er seinem Freund ins Wort, bevor dieser zu Ende sprechen konnte.
Ich habe zu viel Zeit aber nicht genug Phasen in denen ich motiviert bin zu schreiben...
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Nightmares ⇢ Yoonmin
Fanfiction„Park Jimin. Fahrstuhljunge Park Jimin. Mister Perfekt Park Jimin. Ich zerstöre das Leben eines unschuldigen Vergewaltigungsopfers Park Jimin. Was für ein Arsch. Aber hübscher Name." - „Nimm meine Hand!" Verwirrt hörte ich auf mich gegen die Wände...