ʙᴇ ᴘᴏʟɪᴛᴇ

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„Ja. Eine", antwortete ich und versuchte gleichermaßen ausdruckslos zurück zu starren, was sich als schwieriger erwies, als es aussah.
Ich erkannte alle Einzelheiten seiner Gesichtszüge aus letzter Nacht wieder.
Nur das ich jetzt die Details bei Tageslicht sehen konnte. Wahrscheinlich schwankte mein desinteressierter Ausdruck dadurch immer wieder zu Faszination.

Auf einmal brach Jimin den Blickkontakt ab und kramte aus seiner Jackentasche eine zweite Fahrkarte. Seine Miene veränderte sich nicht, als er sie mir in die Hand drückte.

„Für die Rückfahrt. Du bleibst ja nicht für immer", meinte er und zeigte mir deutlich mit seinem Blick, dass ich dazu lieber keinen Kommentar abgeben sollte.

Etwas zögerlich über diese Aussage nahm ich ihm das Stück Papier aus der Hand, woraufhin er sich sofort von mir wegdrehte und die Treppen zum Bahnsteig runterlief.
Schnell steckte ich die Fahrkarte weg und folgte ihm.

Als wir zusammen in der Bahn saßen, überdachte ich meine Meinung, dass ich der unkommunikativste Mensch der Welt war, noch einmal.
Jimin's Taktik schlug wirklich alles, was ich jemals gebracht hatte, um Gesprächen auszuweichen.

Die Musik über Kopfhörer bis zum Anschlag aufgedreht, sodass unser ganzes Umfeld mitbekam, dass er gerade EXO's Overdose hörte und wild auf seinem Handy herum tippend saß er mir gegenüber, mit dem gleichen Gesichtsausdruck, den er auch schon vor hin im Klassenzimmer hatte.

Eine Weile scrollte er einfach nur runter und murmelte in Dauerschleife „Scheißkerl" vor sich hin, bis er wieder anfing selbst irgendetwas zu schreiben.

Immer wieder spielte ich mit dem Gedanken mich vorzulehnen und zu schauen, mit wem er schrieb, ließ es dann aber doch, da er wahrscheinlich sowieso schon auf hundertachtzig war, seinem Gesicht und der Haltung nach zu urteilen.

Wir fuhren etwa eine halbe Stunde mit der U-Bahn, bis ich mir langsam Gedanken darüber machte, ob Jimin überhaupt wusste, wann wir aussteigen sollten.
Mittlerweile war EXO über mehrere andere Kpop Gruppen bis hin zu G-Dragon gewechselt und wir waren fast die einzigen im Wagen.

Die Stationsnamen sagten mir schon lange nichts mehr und sich an den Bahnhöfen zu orientieren brachte nichts.
Sie sahen sowieso alle gleich aus.

Allerdings wollte ich Jimin nicht fragen, wann wir denn rausmüssten. Zum einen müsste ich ihn dann antippen oder vor seinem Gesicht herumwinken, damit er überhaupt mitbekam, dass ich etwas von ihm wollte. Und zum anderen könnte es auch einfach sein, dass er so weit draußen wohnte. Wir waren ja noch in Seoul.
So viel hatte ich mitbekommen. Auch wenn wir wahrscheinlich einmal durch die komplette Stadt gefahren sein mussten.

Die U-Bahn hielt erneut und plötzlich stand Jimin auf. Die Musik war immer noch auf volle Lautstärke gestellt und er starrte ununterbrochen auf sein Handy. Trotzdem ging er entschlossen zur Tür und öffnete sie.
Ich folgte ihm verblüfft.

Auf dem leeren Bahnsteig nahm er die Kopfhörer raus und ich stellte fest, dass das Lied zu Ende war.
Perfekt getimte Playlist also.
Ich sah zu dem Silberhaarige, der, ohne auf mich Rücksicht zu nehmen, auf eine Treppe zusteuerte, die nach oben führte.

Eigentlich sollte ich ihm hinterher laufen, doch ein kleiner Imbiss zog meine Blicke auf sich.
Lee's stand in blinkender Neonschrift über dem geöffneten Fenster und eine Frau drückte einem Kunden gerade eine Tüte in die Hand.

Nightmares  ⇢  YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt