Nightmares ⇢ Yoonmin

ᴘʟᴀɴɴɪɴɢ

- Yoongi -

Ich glaube, wenn das hier so weitergeht, dann werde ich irgendwann Weltmeister im Kugelschreiber auf Zeit auseinander- und zusammenbasteln und die höchsten Türme aus zwei Federtaschen Equipments bauen.

Das erste Halbjahr war fast rum und unsere Lehrer hatten keine Ideen mehr, was sie mit uns machen sollten, obwohl sie einfach schon mit dem Stoff aus dem nächsten Jahr anfangen könnten.
Nicht das ich jetzt Bock darauf hätte vorzuarbeiten, aber das war immerhin sinnvoller als sich endlose Vorträge über irgendwelche Themen anzuhören, die wirklich alles andere als interessant waren.

Ich hatte dieses Halbjahr wesentlich besser mitgearbeitet und abgeschnitten als das letzte Jahr.
Mit etwas Glück konnte ich es dieses Mal vielleicht sogar schaffen meinen Abschluss zu machen.
Ich hatte mich wirklich unnormal viel auf die Schule und den Unterrichtsstoff konzentriert. Und das nicht nur, weil Jin mir angedroht hatte, mich vor die Tür zu setzen, wenn ich es dieses mal nichts schaffen würde.
Zumal er das sowieso nicht übers Herz bringen würde.

Es waren mehr die Gedanken, die ich mir um die Zukunft machte.
Ich dachte weiter voraus.
Plante mein Leben.
Überlegte, womit ich mein Geld verdienen könnte.
Und redete mir immer wieder ein, dass ich das nur durch einen guten Abschluss bekommen konnte.

Aber das ich mich auf einmal so extrem verbessert hatte, lag wahrscheinlich an Taehyung.
Auch wenn ich ihm das nicht sagen würde.

Er half mir bei Aufgaben, die ich nicht verstanden hatte, wir bearbeiteten zusammen Projekte, er weckte mich wenn ich einnickte und er sorgte dafür, dass der Unterricht nicht langweilig wurde.
Und er lieh mir seinen Federtascheninhalt um meinen Turm aus Klebestiften, Scheren, Radiergummis und Stiften zu perfektionieren.

„Min Yoongi. Wie wäre es wenn Sie ihren Turmbau zu Babel einmal kurz unterbrechen und mir beantworten könnten, wann genau der kalte Krieg in Europa ausbrach", schlug Frau Choi, unsere Geschichts- und gleichzeitig Koreanischlehrerin, vor. Ich spürte ihren Blick auf mir brennen, allerdings konzentrierte ich mich gerade mit aller Kraft darauf, dass die Buntstifte nicht wegrutschten.

Heute sah die Konstellation irgendwie besonders beeindruckend aus. Gestützt von den Klebestiften und die Buntstifte an den Seiten schön geordnet, damit die Farbe der Wand einen Regenbogen ergab.

„Möglichst heute noch", seufzte die Lehrerin vorne und ich konnte schon förmlich sehen, wie sie sich abstieß und mit einer Bewegung ihrer Hand die schöne Konstruktion zum Einsturz brachte.

„Der Kalte Krieg ging von 1947 bis 1991", murmelte ich deswegen geistesabwesend und atmete erleichtert aus, als ich den Stift abgelegt hatte und das Minigebäude nicht einstürzte.

Zufrieden sah ich zuerst zu Frau Choi und dann zu Tae, der bewundert die Regenbogenwände des Hochhauses bewunderte.

„Du solltest Architekt werden", meinte er begeistert, merkte aber erst, dass er das mitten in die Stille der Klasse posaunt hatte, als es zu spät war.
Ich verkniff mir ein Lachen und sah zu unserer Geschichtslehrerin, die sich an die Stirn gefasst hatte.

Plötzlich ging die Tür zum Klassenzimmer auf und Herr Lee unser Klassenlehrer trat ein. Sein Blick wanderte erst einmal zu Frau Choi, glitt dann aber an ihr vorbei zu meinem Turm.
Ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht.
Er war der einzige Lehrer, der es lustig fand, wenn ich aus Langeweile anfing irgendetwas zu bauen.