ᴜɴᴇxᴘᴇᴄᴛᴇᴅ ᴠɪsɪᴛ

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„Was zum Geier machst du hier??"

Es war mir egal, dass Jimin nur ungefähr erahnen konnte, was ich gerade durchs Foyer des Hotels gebrüllt hatte, da er noch immer an der Fensterscheibe stand und sich die Nase daran platt drückte, wie ein kleines Kind, welches im Schaufenster ein Kuscheltier entdeckt hatte... oder wie ich, wenn Jin mich mitnahm zum einkaufen und wir am Regal mit den Karamellbonbons vorbeikamen.

Aber vermutlich war es auch nicht wirklich relevant, dass er mich verstanden hatte oder nicht. Zum einen, weil sich durch seinen Gesichtsausdruck die selbe Frage bildete und zum anderen, weil er sich aus seiner Starre gelöst hatte und zur Tür gehechtet war um sie aufzureißen, sich auf mich zu werfen und den Versuch einer Umarmung zu starten.

Erstickt an mittlerweile ziemlich ausgewaschenen silbergrauen Haaren, blieb ich einfach auf dem Boden liegen und versuchte diese Umarmung einigermaßen zu erwidern, was sich als schwerer erwies, als es aussah, da ich noch immer auf dem Boden lag und nicht einmal eine Chance bekommen hatte mich aufzusetzen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit jedoch ließ Jimin endlich von mir ab und ließ sich rückwärts auf den Teppich fallen. Seine Beine sortierte er so, dass er mir gegenüber im Schneidersitz saß und mich aufmerksam mustern konnte.

„Was machst du hier?", fragte er und seine Stimme kiekte ein wenig vor Aufregung, was mich sofort Lächeln ließ. Ich hatte ihn zu lange nicht mehr gesehen. Auch wenn zwei Wochen nicht wirklich viel waren.

„Jin heiratet. Hab ich dir das nicht erzählt? Viel wichtiger... was machst du hier?", stellte ich die Gegenfrage, da sein Aufenthalt hier wirklich um einiges unberechtigter war als meiner. Nicht zuletzt, weil Jin und Namjoon das komplette Hotel besucht hatten und die, die jetzt noch hier her kamen und nicht zur Hochzeitsgesellschaft gehörten, allerhöchstens ein Boot an der Anlegestelle besaßen.

„Wir sind auf dieser Hochzeit eingeladen."

Ich musste nicht aufsehen, um zu wissen, wer das gesagt hatte. So viel wie er geredet hatte, hatte sich seine Stimme in meinem Kopf eingebrannt.

„Das ist also der Überraschungsausflug? Eine Hochzeit? Ist das dein Ernst, Yunsung?"

Jimin's Bruder strahlte übers ganze Gesicht, als er ins Foyer trat und die zwei Koffer hinter sich her zog. „Dein Anzug ist eingepackt. Genauso wie die Haarfarbe. Der letzter Urlaub mit meinem kleinen Jiminie werde ich doch nicht verbringen, ohne einmal deinen Wischmopp zu färben. Außerdem kannst du mit diesem silbergrau nicht unter die Augen fremder Leute und... Achtung jetzt kommt's... nicht unter die Augen von deinem geliebten Hoseok. Bin ich der tollste große Bruder der Welt oder bin ich der tollste große Bruder der Welt?"

Die Tatsache, dass das Urlaubsritual von den Park Brüdern Haare färben war, lenkte mich zum Glück von der kurzzeitigen Verwirrung ab, die in mir aufstieg, bei der Erwähnung von Hoseok's Namen. Ich musste mich noch irgendwie daran gewöhnen, dass ich jetzt zwei Leute in meinem Umfeld hatte, die so hießen.

Doch bevor ich über eins der beiden Tatsachen noch weiter nachdenken konnte, fiel mir auf, dass Jimin's Augen immer größer wurden und aus seinem offen stehendem Mund ein sehr seltsamer undefinierbarer Laut drang. „Jung Hoseok ist hier??"

„Ich kenne Namjoon jetzt seit... sieben Jahren? Und er hat mir oft von Hoseok erzählt, also nehme ich mal stark an, dass er auf seiner Hochzeit auftauchen wird", teilte Jimin's Bruder ihm stolz lächelnd mit und sah dabei ganz kurz zu mir, als würde ihm erst jetzt auffallen, dass es mich auch noch gab. „Hey Yoongi. Schön dich mal wieder zu sehen."

Ich nickte einfach nur lächelnd und griff nach der Liste, die noch auf dem Glastisch lag. Mein Blick wanderte jetzt einmal etwas langsamer über die Namen, bis er doch tatsächlich an Park Yunsung und Park Jimin hängen blieb. Wie hatte ich das bloß überlesen können?

Nightmares  ⇢  YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt