ʀᴇsᴄᴜᴇᴅ ?

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- Jimin -

Er musste hier weg.
Ich musste hier weg.

Mein Herz raste vor Panik, doch ich konnte mich gerade noch so zusammenreißen, dass ich meine Gedanken in den Griff bekam und anfing gegen die Strömung auf das Ufer zu zu schwimmen.

Das Blut, was sich jetzt nun überall im Wasser verteilte, gab mir die Verzweiflung, die ich benötigte, um meinem letzten Versuch aus dieser Situation zu kommen, Kraft zu schenken.

Ein Arm um den Körper des Schwarzhaarigen geschlungen, fixierte ich mich fest auf das Schilf, was sich leicht im Abendwind wiegte und deutlich das sandige Ufer des Flusses markierte.

Die Brücke war nun weiter hinter uns, doch noch nicht weit genug.
Immer noch stürzten Teile ins Wasser und ließen das Wasser so hoch spritzen, dass es uns sogar noch erreichte.

Nach und nach fiel das gesamte Bauwerk in sich zusammen, bis nur noch die Pfeiler standen, die sich auf dem Land befanden.

Im Normalfall hätte ich mir jetzt Sorgen um die Menschen gemacht, die ebenfalls auf dieser Brücke gestanden hätten, doch das Adrenalin, was durch meine Adern floss und die Erschöpfung die es gleichzeitig stoppte, nahmen alle meine Gedanken ein.

Yoongi in meinem Arm wurde immer schwerer und der eiserne Geruch von Blut stieg mir immer weiter in die Nase, sodass ich das Gesicht verzog.
Ich hasste Blut.
Schon als Kind bin ich immer ausgerastet, wenn ich mal mit dem Fahrrad gegen einen Zaun gefahren war. Und das nicht, weil es wehtat.

„Jin, lass mich. Mir geht's gut!"

Ich spürte meinen Herzschlag, während ich mich zu dem Schwarzhaarigen umdrehte, der angefangen hatte sich zu bewegen, in meinem Griff zu winden und den Kopf hin und her zu werfen, wobei er immer wieder Wasser schluckte und anfing zu husten.

Ohne mich zu fragen, wer Jin war, zog ich ihn dichter an mich und ignorierte die rote Flüssigkeit, die aus einer offenen Stelle an seinem Kopf trat.
Auch wenn mir allein der Geruch Übelkeit bescherte.

„Nein. Lass mich schlafen. Ich bin okay!"

Yoongi's Stimme wurde trotz der Hustenanfälle immer lauter, was mich langsam irritierte.
War er jetzt wach oder nicht?
Und wer zur Hölle war Jin?

Meine Beine verloren die letzten Kraftreserven und ich hielt Yoongi wieder mit einer Hand um mit der anderen zu helfen.

Das Ufer war auf wundersame Art und Weise so nah gekommen, dass ich schon eine Schwanenpärchen erkennen konnte, die dort am Strand lagen und... keine Ahnung, was sie machten.
Bestimmt deren Version von einem Candle-Light-Dinner.
Nur ohne Kerzen.
Und ohne Essen.

„Ich bin okay, Jin!", brüllte Yoongi auf einmal, was mich heftig zusammenzucken ließ.
Fassungslos sah ich zu dem Schwarzhaarigen, der sich anfing in meinem Griff so sehr zu winden, dass ich ihn loslassen musste, woraufhin er theoretisch auf den Grund sinken müsste, doch stattdessen fing er an sich aufzulösen.

Es war als würde sein Körper zu Sand und einfach vom Wind aus dem Wasser gezogen werden.
Bis er komplett verschwunden war und ich allein zurückblieb.

Im eiskalten Wasser, voller Blut und dem Erschöpfungstod wahrscheinlich viel zu nahe.

Die Fragen häuften sich in meinem Kopf, doch der vernünftig denkende Teil meines Gehirns zwang mich erstmal dazu, an Land zu kommen, weshalb ich dem auch nachgab und so lange kraftlose Paddelschläge an das Wasser weitergab, bis meine Augen fast zu fielen und ich den Sand unter meinen Füßen spürte.

Meine Arme knickten weg, als ich mich ans Ufer zog und einfach im Sand liegen blieb.
Mit dem Geruch von Eisen und verschmutzten Süßwasser in der Nase und Yoongi Stimme in meinem Kopf.

Nightmares  ⇢  YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt