sᴄᴀʀ

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Liebe war genauso wenig definierbar, wie möglich sie zuzuordnen. Natürlich... man konnte nach den Interessen gehen und sich dem nach irgendwie anpassen und ein Bild erschaffen, doch das war definitiv nicht alles, was zählte.

Manche waren der Meinung das Aussehen würde eine Rolle spielen.
Manche waren der Meinung es war komplett egal, solange man sich mit der Person nur gut verstehen und sich mit ihr unterhalten konnte.

Und ich...
Ich sagte lieber nichts zu diesem Thema. Nach zehn Liebesfilmen wollte ich mich auf keinen Fall schon in die Kategorie unterordnen, die die Menschen beinhaltete, welche meinten Liebe definieren zu können.

Für Jungkook's Sorge um Taehyung jedoch, brauchte ich keine Erfahrung oder Erzählungen, um zu erkennen, dass er meinem besten Freund komplett verfallen war. Allein die Art, wie er aufgesprungen und zu ihm rüber gehechtet war, sagte alles über seinen Gefühlszustand aus.

Jungkook liebte Taehyung wirklich.
Und offensichtlich so sehr, dass er ihn um zwei Uhr nachts nach Hause bringen würde, auch wenn Tae sich kaum noch auf den Beinen halten konnte und mit einem Finger immer wieder in Jungkook's Wange gepikt und laut gelacht hatte, sobald irgendjemand etwas gesagt hatte, sodass sie vermutlich die Aufmerksamkeit jeder Menschenseele bekommen hatten, die sich um diese Uhrzeit noch auf der Straße herumtrieb.

Doch so egoistisch es auch klang, es war mir egal.
Ich vertraute Jungkook, dass er es nicht ausnutzen würde, dass Tae komplett dicht war, und ich vertraute ihm, dass er ihn sicher nach Hause schaffen konnte, ohne das noch groß etwas passieren würde.

Ich selbst war nämlich viel zu müde, als dass ich mich darum noch irgendwie kümmern konnte und das Jimin's und meine Bahn nach Hause erst in zwanzig Minuten kommen würde, weil die Fahrzeiten in der Nacht anders geregelt waren, trug nicht wirklich dazu bei, dass ich mich gut wachhalten konnte.

Nachdem Jungkook und Taehyung die Bar verlassen hatten, hatten Jimin und ich uns nämlich auf den Weg zur U-Bahn gemacht, da wir von einer Station aus, beide direkt nach Hause fahren konnten. Wir mussten zwar in unterschiedliche Richtungen, aber immerhin konnten wir so noch etwas Zeit zusammen verbringen.

Welche auch einigermaßen angenehm war, da Jimin bei weitem nicht so viel getrunken hatte, wie Tae und deswegen nur ab und zu lachen musste, wie zum Beispiel, als er das eine Werbeschild ansehen musste, auf dem ein Einhorn abgebildet war. Was auch immer daran so lustig war.

Aber ansonsten konnten wir uns gut unterhalten. Bis zu dem Punkt, als er mit seinem Kopf auf meiner Schulter auf einmal eingeschlafen war und ich mir sein Handy nahm, um einen Wecker zu stellen, für den Fall, dass ich auch einnicken sollte und wir die Bahn verpassten. Die nächste würde dann nämlich in einer Stunde wieder kommen. Und darauf hatte ich wirklich keine Lust.

Und so kam es, dass ich auf der Bank hockte, den Rücken etwas zusammengekrümmt um für Jimin's Kopf die perfekte Höhe zu schaffen und auf die Gleise starrte, zwischen denen gerade eine Ratte verschwand.

Durch die Stille des Bahnhofes konnte ich ihre kleinen Trippelschritte hören und das leise Fiepen wahrnehmen, ehe sie in der nächsten Lücke verschwand.
Ein nettes Tier.
Bestimmt.
Hoffentlich.

Mein Blick fiel auf Jimin's Handy, dass mittlerweile fast halb drei anzeigte, ebenso wie den Timer, der noch ungefähr zehn Minuten tickte, bis ich den Silberhaarigen wecken und in seine Bahn setzen müsste.

Ein Gähnen entwich mir, doch ich kniff mir schnell in den Arm. Auch wenn es kein Problem wäre, wenn ich jetzt etwas schlafen würde, doch irgendwie war mir der komplett ausgestorbene Bahnhof unheimlich.

Es war nicht so als hätte ich Angst oder so...
aber verdammt, ich hatte eine Scheißangst vor diesem flackernden Lichtern und dem abgeschlossenen Imbissstand und vor den Gleisen und vor der netten Ratte... und vor dem Schatten, der sich langsam immer länger über den Bahnsteig zog, bis er beinahe an meinem Rucksack angekommen war.
Welcher zu meinem Entsetzen immer noch mitten auf dem Bahnsteig lag, da ich ihn fallen gelassen hatte, um Jimin vorsichtig auf der Bank abzulegen, weil sich der Silberhaarige vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten konnte.

Nightmares  ⇢  YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt