ʜᴀᴘᴘʏ ᴇɴᴅ

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„Und du wärst wirklich dafür, dass er am Ende doch noch mit ihr zusammengekommen wäre?", fragte ich Jimin entsetzt, was ihn nur die Schultern zucken ließ.

„Ich mag Happy Ends halt", rechtfertigte er sich nur und kickte einen Stein vom Gehweg, der erstaunlicherweise fast vom Schnee freigeräumt war.

„Aber er hätte doch auch diesen anderen Typen gehabt. Dann wäre er auch glücklich gewesen und hätte die Liebe seines Lebens gefunden", warf ich dazwischen und zog meinen Schal etwas lockerer, woraufhin sofort die Kälte zu meinem Hals durchdrang.

Wir liefen in die Richtung des Bahnhofes, da dort in der Nähe wohl auch der Supermarkt war, doch das Wetter hatte sich nicht wirklich verbessert, seitdem ich hier angekommen war.
Der Himmel war immer noch bedeckt und es war so kalt, dass ich meine Finger in meinen Taschen vergraben musste, damit sie nicht abfroren.

„Ich weiß nicht. Glaubst du nicht, dass das etwas klischeehaft geworden wäre?"

Daraufhin fiel mir spontan nichts ein, weshalb ich einfach nur die Schultern zuckte und meinen Blick über die schneebedeckte Landschaft schweifen ließ. Hier draußen war es wirklich schön.
Ruhig.

Das einzige was man hier hörte, war das entfernte Brummen eines Autos oder das Knirschen des Schnees unter unseren Füßen.
Die klare Winterluft spielte perfekt mit der Stille und gab mir irgendwie ein Gefühl von Frieden.
Frieden, der mir sogar ein leichtes Lächeln ins Gesicht zauberte, auch wenn Jimin gerade nicht erzählte.

Es war nämlich, anders als erwartet, alles andere als schwer ein Gesprächsthema mit dem Silberhaarigen zu finden.
Gleich nachdem ich Nuri versprechen musste irgendwann wieder zu kommen und wir losgelaufen waren, hatte er mich über meine Lieblingscharaktere und das offene Ende ausgequetscht.

Und wie auch immer er das anstellte, aber er fand immer eine Möglichkeit unser Gespräch weiterzuführen und die Themen so zu lenken, dass sie nie in eine Sackgasse, bestehend aus peinlichem Schweigen, führten.

„Wünscht sich nicht jeder ein Happy End?", schoss es mir durch den Kopf und bevor ich noch darüber nachdachte, lagen diese Worte auch schon auf meiner Zunge und lenkten Jimin's Blick auf mich.

Vereinzelte Schneeflocken hatten sich in seinen silbernen Haaren verfangen und aus irgendeinem Grund sah seine Haut irgendwie blasser aus als vorher.
Nur der leichte Rotschimmer auf seinen Wangen unterschied ihn von meiner untoten Erscheinung.

„Du kannst dir vieles wünschen. Ich habe meinem Geburtstag gewünscht, dass ich einen Grund finde, der mich leben lässt. Das war mir in diesem Moment wichtiger, als ein Happy End."

Jimin's Blick ging an mir vorbei, als er das sagte und etwas sagte mir, dass ich es lieber nicht ausprobieren sollte, ihn aufzufangen.
Er war in seine Welt abgetaucht.
Und hatte mir, wenn auch nur kurz, einen Einblick in diese gewährt.
Nur leider hatte dieser kurze Einblick Neugier in mir geweckt.

„Wie meinst du das?", fragte ich ihn und versuchte wieder nach vorne zu starren, um seinen Blick zu ignorieren.

„Ich weiß nicht... hast du dich nie gefragt, was es bringt zu Leben? Was der Sinn dahinter ist?", murmelte er und ich merkte, wie sich seine Schritte verlangsamten.

Immer und immer weiter, bis er auf einmal stehen blieb.
Verwundet hielt ich ebenfalls an und versuchte Blickkontakt mit ihm aufzunehmen.

„Vielleicht sollte es in jedem Leben etwas geben, was uns am Leben hält. Ein Ereignis, Neugier, die Karriere, eine... Person. Irgendetwas, was einem das Leben lebenswert macht."

Ich fühlte mich unwohl.
Und das nicht nur, weil ich mir darüber auch schon Gedanken gemacht hatte.

„Und wenn es nichts gibt, für das man lebt... gibt man dann auf? Und würde ich aufgeben, wenn ich das nicht finde, wofür es sich lohnt zu leben?"

Nightmares  ⇢  YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt