ɪ ʟɪᴋᴇ ʏᴏᴜ

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Ich versuchte mir meine Verwirrung nicht anmerken zu lassen, als der Braunhaarige leicht lächelnd auf mich zu kam und sich neben mir auf die Bank fallen ließ, von der ich gerade noch rechtzeitig das Schneeglöckchen nehmen konnte.

„War dir sehr langweilig?", fragte er und senkte den Blick auf das kleine Blümchen in meiner Hand, welches ich immer wieder hin und her drehte.

„Es ging. Ich hab die meiste Zeit geschlafen", teilte ich ihm mit und konnte leider nicht verhindern extrem desinteressiert zu klingen.
Mein Kopf war noch zu sehr von Hoseok's Blick und Stimme eingenommen und ich würde am liebsten zurück zu der Tür sehen, durch die er verschwunden war.

„Schön", antwortete Tae und man konnte ihm ansehen, dass er sich unwohl fühlte.
Vermutlich merkte er, dass ich gerade alles andere, als mit ihm reden wollte, was mir eigentlich auch etwas Leid tat, doch wenn ich mich mit ihm unterhielt musste ich ihn ansehen.
Und wenn ich ihn ansah, dachte ich zurück.
Und das machte es nicht besser.

„Das ist irgendwie seltsam", sprach er meine Gedanken aus und lehnte sich etwas zurück, ehe er tief Luft holte und mir das Schneeglöckchen aus der Hand nahm, wobei seine Finger meine etwas länger als nötig berührten.

Was auch immer gerade in seinem Kopf abging, ich konnte es nicht teilen.
So viel hatte ich beschlossen.

„Ich glaub, wir sollten darüber reden", murmelte ich und sah ihn jetzt doch an. Er wich meinem Blick aus und sah so aus, als würde er im Moment nichts lieber tun, als wegzulaufen.
Auch wenn weglaufen keine Lösung war.
Das war es nie.

„Gibt es denn noch was, was man dazu sagen muss?", fragte er leise und fing an vor Nervosität das Schneeglöckchen auseinander zu nehmen, woraufhin ich es ihm schnell wieder aus der Hand nahm.
Ich brauchte eine handfeste Erinnerung an ihn.
Irgendwie hatte er mir Mut gemacht.

„Ich mag dich, Tae", überspielte ich seine Frage und ignorierte die Angst vor meinen folgenden, sorgfältig zurechtgelegten Worten. „Du bist... einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Allerdings mehr auf freundschaftlicher Ebene."

Es tat weh.
Warum tat es so verdammt weh?

„Und... bitte vergiss die Gefühle, die ich dir gestern Abend vermittelt habe. Ich war einfach nur... überfordert?"

Er sagte nichts.
Seine Augen füllten sich einfach nur mit Tränen, während er tapfer meinem Blick standhielt.

„Aber trotzdem würde ich dich niemals aus meinem Leben verbannen. Du machst mich glücklich. Du machst mir das Leben lebenswert."

Da war es. Die Antwort auf eine der Fragen, die ich mir seit dem Tag gestellt hatte, als ich bei Jimin war.
Der Gedanke war mir nur kurz durch den Kopf geschossen und hatte sich trotzdem so weit festgesetzt, dass ich ihn aussprechen konnte.
Taehyung war einer der Gründe, warum ich mich an das Leben klammerte.
Und bis eben hatte ich es nicht bemerkt?

„Bitte sag was", flüsterte ich und lehnte mich etwas nach vorne, während ich verzweifelt versuchte mich an dem Schneeglöckchen festzuhalten um nicht wieder meinem Bauchgefühl die Situation zu überlassen.
Weil der mich anschrie, ich sollte ihn ein weiteres Mal küssen.

„Okay."

Besser als gar nichts.

„Danke, dass du mir nichts vorspielen willst."
Er zwang sich zu einem Lächeln, während er versuchte eine Träne aus seinem Augenwinkel zu tupfen.

Er tat mir Leid. Ich wusste zwar bis jetzt nicht genau, was ich für ihn war und ihm bedeutete, aber das hier sagte mehr als tausend Worte.

Mit einem leichten Lächeln nahm seine Hand runter und wischte ihm die Träne von der Wange, bevor ich ihn in eine Umarmung zog.
Es würde zwar nicht mehr so werden wie früher, aber aufgeben konnte ich diese Freundschaft trotzdem nicht. Und das nicht, weil es die erste und einzige war, die ich führte.

Nightmares  ⇢  YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt