ᴅʀᴇᴀᴍ ᴏɴᴇ ᴛʜᴏᴜsᴀɴᴅ ғᴏᴜʀᴛʏ-ɴɪɴᴇ

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- Yoongi -

Ich konnte nicht schwimmen.

Früher hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, dass meine Mutter oder mein Ziehvater mir nie das Schwimmen beigebracht hatten, da ich es nie gebraucht hatte.
Wir waren nie am Meer und ich hatte keine Freunde mit denen ich irgendwann mal an einen See fahren oder ins Freibad gehen konnte, wenn die Hitze im Sommer nicht mehr auszuhalten war.

Ich hatte generell nicht daran gedacht, dass Schwimmen für manche etwas ganz normales war.
Etwas was man lernt, weil es eine Grundlage war.
Vielleicht ist sie nicht so wichtig wie laufen oder atmen, aber trotzdem etwas, was die meisten Menschen dieser Welt beherrschen.

Ich beherrschte es nicht, was aber noch lange nicht hieß, dass ich Angst vor tiefen Gewässern hatte.
Glaubte ich jedenfalls.

Denn aus irgendeinem Grund stand ich, als ich die Augen wieder aufschlug, an einer Uferböschung.
Mein Kopf war leer, bis auf die Erinnerung meiner fehlenden Fähigkeit und leichter, aufsteigender Panik.

Theoretisch musste ich nur einen Schritt zurückgehen und in den Wald hineinlaufen, der direkt hinter mir anfing, doch meine Füße waren wie festgewachsen.

Im Wasser sah ich kleine Fische hin und her schwimmen und Wasserpflanzen, die sich dem Sonnenlicht entgegenstreckten.
Die Oberfläche war glatt und wurde nur ab und zu von einem leichten Windhauch gekräuselt.
Das Bild war friedlich.

Und trotzdem verschwand das Gefühl der Angst nicht.
Irgendetwas in mir schrie danach wegzulaufen.
Sofort umzudrehen und in den Wald zurückzulaufen.
Weg von dem Teich.

Doch der einigermaßen gesunde Teil meines Verstandes konnte nicht glauben, was an diesem Bild gefährlich war.

Die Sonnenstrahlen brachen durch das Blätterdach über dem Tümpel und ließen das Wasser geheimnisvoll funkeln.
Ein silberner Fisch schoss durch das ruhige Wasser zerschlug mit seiner Flosse die Oberfläche.
Hauchfeine Tropfen flogen durch die Luft und brachen das Licht, sodass für kurze Zeit ein Regenbogen über dem Teich hing.

Meine Gedanken waren wie gelähmt. Ehe mich die Erinnerung erreichte, dass ich nicht schwimmen konnte, hatte ich mich schon halb über das Wasser gelehnt.
Die Hand ausgestreckt um das Farbspiel zu berühren, was langsam wieder vom Wind verweht wurde.

Noch ein kleines Stück weiter.
Ein ganz kleines Stück und ich hatte die letzten Überreste des Regenbogens berührt.

Ich verlagerte mein Gewicht noch ein bisschen weiter nach vorne, bis ich zu spät realisierte, dass es zu viel wurde.
Panisch versuchte ich mich wieder aufzurichten, doch mein Fuß rutschte an der Böschung ab und ich fiel seitlich ins Wasser.

Die kühle Nässe umschloss mich sofort und ließ sich von meinen Klamotten aufsaugen.
Vor Schreck schnappte ich nach Luft, doch statt Sauerstoff fühlte Wasser meine Lunge, sodass ich in Panik geriet.

Hektisch fing ich an um mich zu treten und mit den Armen zu rudern um irgendwie an die Wasseroberfläche zu gelangen, die von hier unten genauso friedlich aussah, wie von oben.
Friedlich und doch irgendwie tödlich.

Meine schweren Klamotten zogen mich immer weiter nach unten und verhinderten, dass ich die sinnlosen Paddelschläge weiter fortsetzen konnte.
Meine Arme und Beine brannten vor Anstrengung und meine Lunge schien, als würde sie jeden Moment platzen.

Nightmares  ⇢  YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt