ʟᴇᴛ ʏᴏᴜʀsᴇʟғ ʙᴇ sᴜʀᴘʀɪsᴇᴅ

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„Und du willst uns wirklich nicht sagen, was du noch dazu geschrieben hast?", hakte ich nach, doch Tae schüttelte nur grinsend den Kopf und stützte ihn wieder in die Hände.

„Nein, will ich nicht, aber so wie ich Frau Lee kenne, wird sie uns dafür eine eins geben", erklärte er stolz und konnte auch nicht aufhören zu Lächeln, als er zu Jimin sah, der ihm einen Blick zuwarf, als würde er ihn gerade am liebsten eine scheuern.

Es waren mittlerweile zwei Wochen vergangen, seitdem ich bei ihm übernachtet hatte.
Und anders als erwartet, haben wir seitdem kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt.

Jungkook war seltsamerweise immer noch nicht da, doch das bereitete mir keine Sorgen. Durch die fehlende Anwesenheit des Schwarzhaarigen war Tae's Selbstbewusstsein so weit gewachsen, dass wir inzwischen zum Mittag sogar zusammen in die Cafeteria gehen konnten, ohne das er dabei eine halbe Panikattacke bekam.

Und ich hatte mich an die Gesellschaft des Lilahaarigen so weit gewöhnt, dass ich neben sinnbefreiten Gesprächen während der Mittagspause sogar Kuschelaktionen vor und nach der Schule zuließ und mich nicht mehr darüber beschwerte.

Vor einer Woche war Taehyung für einen Tag krank gewesen und ist zu Hause geblieben. An diesem einen Tag stellte ich mir immer wieder die Frage, wie ich es all die Jahre davor mit dieser ständigen Einsamkeit ausgehalten hatte.

Auch wenn der Jüngere ab und zu mal nervte, war sein durchgehendes Gerede irgendwie entspannend. Außerdem hatte ich meistens etwas zum Lachen, wenn er von irgendetwas erzählte, da er durchgehend herumalberte und lächelte, was wirklich ansteckend war.

Kurz, er ist langsam aber sicher zu dem besten Freund geworden, den ich nie hatte.

Jimin jedoch wurde immer distanzierter. Er aß nicht mehr in der Cafeteria, er arbeitete bei Partnerarbeiten immer allein und jegliche Annäherungsversuche die irgendwelche Cliquen machten, lehnte er mit einem kalten Blick ab.

Es war nicht so, als war er auf einmal der totale Außenseiter, aber irgendwann wollte wirklich niemand mehr so richtig etwas mit ihm zu tun haben.
Was aber zum Größten Teil seine eigene Schuld war.

Er kam öfter mal frustriert in die Schule und hatte einmal auf dem Flur sogar fast einen Schüler aus der Stufe unter uns geschlagen, da dieser direkt in ihn reingelaufen war.

Ich hatte öfter mal mit dem Gedanken gespielt ihn noch mal anzusprechen, doch ich hatte es gelassen, nachdem er mich einmal fast umgerannt hätte und mir daraufhin einen Blick zugeworfen hat, der mir vermutlich sagen sollte, dass der Zusammenstoß meine Schuld war.
Anderseits hatte ich ihn schon ein paar mal erwischt, wie er mich quer durch den Raum angestarrt hatte.

Die einzige Zeit, in der ich mit ihm geredet hatte, war der Koreanischunterricht. Auch wenn es nicht viel war und wir uns nur darüber unterhalten hatten, wie wir ein paar Textstellen ausbessern sollten, hatte er mit mir geredet.

Nachdem wir unseren Teil fertig bearbeitet hatten, haben wir den Aufsatz an Tae weitergereicht, der noch etwas hinzufügen sollte.

Das passende Ende, das ich mir irgendwie nicht vorstellen konnte.
Es war, als wäre dieses Gespräch eine Sackgasse.
Was es ja auch letztendlich war, aber darum ging es nicht.

Tae jedenfalls hatte den fertigen Aufsatz im letzten Moment abgegeben, mit diesem Grinsen, was bei ihm nie etwas gutes hieß.
Ich wusste nur, dass er extrem zufrieden mit sich war und uns dafür ausgelacht hat, dass wir so neugierig auf die Fortsetzung waren.

Jetzt jedenfalls war es wieder Freitag.
Letzte Stunde und Frau Lee ließ sich mächtig Zeit mit dem Austeilen, der abgetippten Aufsätze.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Jimin immer wieder zu mir schaute, doch ich sah nicht zurück.
Er war über die zwei Wochen zu einem abweisenden Eisblock geworden, da hatte ich auch nicht wirklich Lust jetzt den verständnisvollen Zuhörer zu spielen.

Nightmares  ⇢  YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt