ᴅʀᴇᴀᴍʟᴇss

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- Yoongi -

Jeder kann behaupten, dass man jemanden gut kennt. Doch es wird niemals einen Menschen geben, der komplett in die Psyche und somit in die Hintergründe für bestimmte Handlungen eines anderen eintreten kann.
Der Mensch ist ein Rätsel, dessen Sinn man vielleicht verstehen, es allerdings niemals lösen kann.

Auch wenn man sich manchmal wünschte, man könnte es.

Jedenfalls wünschte ich mir in diesem Augenblick nichts mehr, als Tae zu verstehen.
Warum hatte er Herr Lee ins Gesicht gelogen? Warum hatte er Jungkook in Schutz genommen und sogar eine Mitfahrgelegenheit nach Hause verschafft?
Jungkook.
Dem Typen, der ihn fünf Jahre lang schikaniert hatte.

Vielleicht war ich zu inkompetent um das zu sehen, was für seine Meinungsänderung gesorgt hatte.
Vielleicht war er einfach nur seltsam.
Oder vielleicht war ein halbes Jahr definitiv zu wenig, um einen Menschen komplett zu verstehen. Wenn das überhaupt jemals möglich war.

„Hey."

Mein Blick glitt nach oben, zu Jimin, der schon fertig umgezogen im Bett lag und mich erwartungsvoll ansah, wie ich die Tür langsam wieder zu schob und hoffte, dass das Schloss einrastete.
Ein normales Bild.
Würde er in seinem Bett liegen, statt in meinem.

„Was... machst du da?", war das einzige, was ich rausbrachte. Die Taehyung-Sache verwirrte mich immer noch irgendwie, doch gerade musste ich sie in den Hintergrund schieben, um mich über den Silberhaarigen lustig zu machen, der knallrot angelaufen war und sich aufsetzte.

„Ich dachte... du kannst besser schlafen, wenn ich neben dir liege. Und Jungkook ist ja nicht mehr da... also...", druckste er herum und strich mein Kissen glatt, während er immer wieder abschätzend zu mir hoch sah, als hätte er Angst vor meiner Reaktion.
Welche allerdings ausblieb, da mir seine Worte nur ein Lächeln auf die Lippen zauberten.

„Sehr aufmerksam von dir", murmelte ich belustigt und ließ mich neben ihm auf mein Bett fallen, woraufhin er sofort die Beine an den Körper zog und meinem Blick auswich.

„Wie geht's Taehyung?", fragte er nach einer Weile, was mich zugegebenermaßen überraschte. Eigentlich war ich immer davon ausgegangen, dass Taehyung und Jimin sich nichts ausstehen konnten.

„Ganz gut, glaub ich. Wir haben noch ein bisschen geredet", wich ich seiner Frage aus, da ich wahrscheinlich sonst nur von meinen Zweifel an seiner Entscheidung geredet hätte, was Jimin bestimmt nicht interessiert hätte.

Erneut waren Ansätze einer peinlichen Stille zu erkennen, sodass ich schnell aufstand und mir meine Sachen schnappte, um mich umzuziehen. Bevor ich jedoch den Raum verlassen konnte, hielt Jimin mich noch ein weiteres Mal auf.

„Ist das... okay für dich? Ich kann auch gern zu mir gehen. Aber du warst letzte Nacht verhältnismäßig ruhig, nachdem ich..."

Er war so verdammt niedlich, wenn er nervös war.

„Alles gut. Ist ja nichts dabei", wimmelte ich ihn allerdings schnell wieder ab, bevor er noch ins Stottern geraten konnte, und verließ das Zimmer, um zum Bad zu gelangen. Wobei ich trotz meiner vorgetäuschten Gelassenheit, ein Lächeln nicht verhindern konnte.

Ich mochte Jimin's Nähe.
Und er hatte Recht. Nachdem er sich neben mich gelegt hatte, war ich zwar kurz aufgewacht, hatte die restliche Nacht allerdings geschlafen wie ein Baby.

Nightmares  ⇢  YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt