„Seit wann sitzt dein Vater im Rollstuhl?"
Jimin sah von seinem Schreibtisch auf und drehte sich langsam zu mir um.
Nach scheußlich netten Höflichkeitsfloskeln und Umarmungen von seiner Mutter und seinem Vater, waren wir in das Zimmer des Silberhaarigen geflohen.
Und da Jimin nur einen Stuhl hatte und furchtbar egoistisch war, musste ich es mir auf seinem Bett bequem machen.Auch wenn ich an seinem Blick gesehen hatte, dass es ihm alles andere als Recht war. Aber was sollte ich sonst machen.
Mich auf den Boden setzen?„Seit einem Jahr. Er hatte einen Autounfall und wurde dabei querschnittsgelähmt. Wir sind hier her gezogen, weil er hier entspannter von zu Hause aus arbeiten kann und ihn die Hektik im Stadtzentrum schon immer genervt hat", erklärte er und sah mich direkt an.
Wahrscheinlich erwartete er eine Antwort von mir, doch ich dachte gar nicht daran irgendetwas mitfühlendes dazuzusagen. Nicht weil ich unhöflich war, sondern weil mir einfach nichts einfiel.Seitdem wir aus dem Auto gestiegen waren, war er wesentlich entspannter und weit aus weniger abweisend als in der Schule. Ja, wenn ich es nicht besser wüsste und meine Prinzipien nicht hätte, dann würde ich sein Verhalten sogar fast als „nett" einstufen.
Eine Weile sagte keiner von uns etwas und ich nutzte die Chance mich etwas in Jimin's Zimmer umzusehen. Meiner Meinung nach sagte das Zimmer mehr über einen aus, als man ahnte.
Nur irgendwie schien diese Theorie bei Jimin nicht ganz so zu passen. Alles war sehr schlicht gehalten. Die Möbel waren aus Holz und sein Schrank war mit Fotos zugekleistert.Hier und da hatte er ein paar Poster aufgehangen von Musikern und Tänzern, doch der einzige, den ich von den Tänzern irgendwie erkannte, war Jung Hoseok. Und das nur weil ich mal ein paar Mixtapes von ihm gehört hatte.
Aber eigentlich kannte ich mich auf diesem Gebiet überhaupt nicht aus.„Wollen wir anfangen?", fragte Jimin und stand mit Schreibblock und Stift bewaffnet auf, um zu mir rüber zu kommen, sich ebenfalls auf das Bett zu setzen und sich mir gegenüber an die Wand zu lehnen. Ich schnappte mir ein Kissen und schob es mir hinter den Rücken, damit ich es etwas bequemer hatte.
„Und wie?", fragte ich und sah den Silberhaarigen abwartend an. Sollten wir einfach drauf los schreiben, was uns gerade durch den Kopf ging oder wie hatte sich unsere Lehrerin das gedacht.
„Wie wäre es wenn ich einfach den ersten Absatz schreibe und du dann einfach was dazuschreibst, was dir gerade durch den Kopf geht", meinte er und da es mir eigentlich relativ egal war, ob wir hier und heute noch produktiv wurden, zuckte ich einfach nur mit den Schultern und Jimin begann den Stift über das Papier fliegen zu lassen.
Auch wenn es falsch war und ich mir irgendwie seltsam vorkam, beobachtete ich ihn dabei. Sein Blick war konzentriert und wanderte immer wieder prüfend über den Abschnitt, den er geschrieben hatte.
Ab und zu kaute er auf seiner Unterlippe, strich Sachen weg und hielt in seiner Bewegung inne um nachzudenken.
Es verging nicht viel Zeit, als er mir den Block rüberreichte.
Und das erste was mir auffiel und mich schockierte war seine Schrift.„Ist irgendwas?", fragte Jimin, als er meinen Blick bemerkte, doch ich winkte nur ab und sah auf.
„Im Vergleich zu deiner Schrift wird es aussehen als hätte ich eine Sauklaue", murmelte ich nur, woraufhin Jimin leicht rot wurde und den Kopf senkte. Ich wollte etwas dazu sagen, doch sein schüchternes Lächeln hielt mich davon ab.
Er konnte schon süß sein. Wenn er wollte.
Ebenfalls schmunzelnd sah ich erneut auf das Papier und begann zu lesen.Ursprünglich wollte ich einfach nur ein bisschen allein sein. Wenigstens für eine viertel Stunde. Allein und möglichst weit weg von anderen Menschen. Selbst wenn es nicht so aussah, wurde es auch mir nach einer Weile zu viel. Ich konnte nicht immer freundlich zu anderen Menschen sein. Und vor allem nicht, wenn sie dachten, dass ich immer zu ihnen halten würde, egal was passieren wird.
Auch ich hatte irgendwann keine Lust mehr darauf andauernd verarscht und ausgenutzt zu werden. Und genau deshalb brauchte ich für nur eine viertel Stunde eine Auszeit von allen Menschen, die ich jeden Tag ertragen musste. Eine Viertelstunde, die sich allerdings unerwartet auf knapp eine Stunde streckte.
Doch zum Glück war ich nicht allein.Ich sah auf.
Jimin grinste selbstsicher und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Seine Augen funkelten verschmitzt.„So ist das also", stellte ich leise fest und beugte mich leicht nach vorne um mir den Stift zu holen, der noch neben dem Silberhaarigen lag.
„Soll mir recht sein."Wenn Jimin unbedingt ein Gespräch zwischen uns nachstellen wollte, dann machte ich da liebend gern mit.
Mal schauen, welche Ausdrucksweisen ich noch von meinen Lesezeiten behalten hatte.Gerade als ich ansetzen wollte um den Aufsatz weiter auszuführen, stand der Silberhaarige plötzlich auf.
„Ich komm gleich wieder. Willst du was trinken?", fragte er und ich nickte einfach nur, ohne mir über diese Aussage noch groß Gedanken zu machen.
Er war seltsam, dass reichte mir als Feststellung.„Gern", antwortete ich und starrte wieder auf den Dialog. Das war wahrscheinlich meine Chance mehr über den echten Jimin zu erfahren. Ich durfte es nicht versauen.
Doch als der Silberhaarige gerade die Tür geschlossen hatte, vibrierte plötzlich etwas und mein Blick schoss sofort nach oben, zu Jimin's Handy, das er auf der Heimfahrt durchgehend in der Hand gehalten hatte und jetzt noch auf seinem Kissen lag und eine neue Nachricht anzeigte.
Ich verfluchte die menschliche Neugier und setzte mich etwas aufrechter hin um einen besseren Blick auf das Display zu erhaschen, auf dem nun immer mehr Nachrichten auftauchten.
10 neue Nachrichten von Jungkookie♡:
Ich kann es dir nicht erklären
Du würdest es nicht verstehen
Und komm mir bitte nicht damit, dass du es versuchen könntest
Du bist nicht in meiner Situation
Mir wird das gerade alles zu viel
Bitte komm schnell online
Oder komm zu mir, ich weiß das du heute Zeit hast
Oder ich komm zu dir
Bitte, ich habe niemanden zum Reden
Taehyung ist-
Bevor ich die letzte Nachricht zu Ende lesen konnte, wurde die Tür aufgerissen und Jimin schob sich mit zwei Cola Dosen und einer Chipstüte ins Zimmer um die Tür umständlich mit einem Fuß wieder zuzudrücken.
„Gucken wir einen Film?", fragte ich überrascht und etwas belustigt über die Erscheinung des Silberhaarigen. Zum größten Teil wollte ich damit jedoch meine Nervosität überspielen. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt, dass ich auf sein Handy geschaut habe. Und was wollte Jungkook, falls das wirklich Jungkook war, mit Taehyung?
„Nein aber ich denke, dass das hier trotzdem interessant wird", meinte er und grinste mich einfach nur an, während er sich wieder auf seinen Platz setzte und sein immer noch vibrierendes Handy ausmachte ohne auch nur einmal darauf zu gucken.
Dafür, dass ich letzte Nacht nur knapp 3 Stunden Schlaf hatte, hab ich den Tag verhältnismäßig gut überstanden... xD
♡
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Nightmares ⇢ Yoonmin
Fanfiction„Park Jimin. Fahrstuhljunge Park Jimin. Mister Perfekt Park Jimin. Ich zerstöre das Leben eines unschuldigen Vergewaltigungsopfers Park Jimin. Was für ein Arsch. Aber hübscher Name." - „Nimm meine Hand!" Verwirrt hörte ich auf mich gegen die Wände...