Nightmares ⇢ Yoonmin

ʜᴏsᴇᴏᴋ... ᴊᴜɴɢ ʜᴏsᴇᴏᴋ

Der beste Weg um Dinge zu vergessen ist und bleibt Ablenkung. Wir Menschen sind meistens darauf programmiert uns nach einem Ereignis, das uns schockiert hat, nach einer solchen Ablenkung zu suchen. Aus dem einfachen Grund, weil wir verdammte Feiglinge sind, die sich dem Ernst der Situation nicht stellen wollen.
Und oftmals sogar zu Alkohol greifen um eine solche Ablenkung herbei zurufen.

Auch wenn nicht jeder Mensch so war.
Ich zum Beispiel.

Allerdings hatte ich am Morgen nachdem ich verwirrt und verängstigt aufgewacht war, nicht angefangen zu trinken, weil mein gesunder Menschenverstand noch funktionierte.
Ich hatte nicht angefangen zu trinken, weil ich Alkohol nach wie vor einfach nur widerlich fand.

Und vielleicht noch ein bisschen, weil mir, nachdem ich mich zitternd ins Bad geschleppt und fertig gemacht hatte, so langsam klar geworden war, dass dieser ganze Traum einfach nur eine Meisterleistung meiner Fantasie war.

Hoseok und mein Ziehvater waren zwar die einzigen realen Personen in meinem Leben, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass nichts, was ich mir da zusammengereimt hatte, auch wirklich eintreten würde.
Es war egal, was sie dort gemacht, wie sie reagiert und was sie gesagt hatten.
Es war vorbei.

Und in diesem Ausnahmefall war ich Jin mehr als dankbar, dass er mich ab diesem Tag, als ich ihn von der Treppe aufgabeln musste, nur noch durch die Gegend gescheucht hatte um ihm zu helfen oder irgendetwas anderes zu machen, was eigentlich überhaupt nichts mit der Hochzeit zu tun hatte, aber trotzdem unfassbar wichtig für ihn war.
Aus einem unerfindlichen Grund, der hoffentlich zurück auf seinen Stress führen würde.
Anders konnte ich mir nicht erklären, warum ich zwei Kakteen und einen Goldfisch für ihn kaufen musste.

Ich war mindestens genauso gestresst wie Jin selbst, auch wenn ich mir eigentlich eine Auszeit von allem genommen hatte. Und das hatte sich auch nicht geändert, bis zu dem Tag vor der Hochzeit.

Namjoon und Jin hatten ein Hotel an einem See gebucht, indem die Gäste übernachten konnten, deren Anreise zu lang dauerte, als dass sie am Tag der Hochzeit kommen konnten. Die Feier würde dort sein, das Essen würde dort sein und generell alles würde dort sein.

Ich hatte die Summe des Geldes, die die beiden Turteltauben dafür zahlen mussten, zwar nicht gesehen, aber ich war mir sicher, dass sie sehr hoch gewesen war.
Das Hotel war mehr als schön. Ebenso wie die Lage und der Garten, in dem ich heute morgen schon war, als Jin und ich hier angekommen waren, um alles vorzubereiten.

Blumen wohin man auch sah, Sträucher, eine große Wiese, ein Pavillon, ein kleiner Strand und ein Steg, an dem mehrere Boote vertäut waren.
Es war wirklich perfekt.
Sollte ich doch jemals heiraten, werde ich vermutlich genau dieses Hotel buchen und um den Preis bezahlen zu können die siebzig geplanten Pizzen auf dreißig reduzieren. Wird sowieso viel zu viel sein, wenn die einzigen, die ich von meiner Seite aus einladen würde Jin, Namjoon, Jimin und Tae wären.

Und ich sollte aufhören übers Heiraten nachzudenken.
Jin hatte zu viel Zeit mit mir verbracht.

Mein Blick fokussierte sich wieder auf das Bild direkt vor mir, sodass ich augenblicklich in die Realität geholt wurde und realisierte, was sich gerade vor mir abspielte.
Oder nicht abspielte.

Ich lag halb auf einem der unfassbar bequemen, schwarzen Sessel, die im Foyer standen, mit der Gästeliste in der Hand, die ich abhaken sollte, da nach und nach die ersten Leute kommen sollten, die im Hotel übernachteten. Den Blick starr auf meine Hand gerichtet, da ich in diesem Moment versuchte mithilfe meiner Finger und dem Sonnenlicht, was durch die Fensterscheiben schien, Schattenbilder und Muster auf den blauen Teppich zu malen.

Meinem Anblick würde ein wildfremder höchstwahrscheinlich naserümpfend unter „grenzdebil" einordnen, vor allem, nachdem ich vor Schreck von meiner Sitzgelegenheit gerutscht war, als das Glöckchen der Tür klingelte und ein hochgewachsener junger Mann ins Foyer trat, der mir aus irgendwie bekannt vorkam.