ᴅʀᴇᴀᴍ ᴏɴᴇ ᴛʜᴏᴜsᴀɴᴅ ᴛᴡᴏ ʜᴜɴᴅʀᴇᴅ ᴀɴᴅ ᴛᴡᴏ

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Der Mond stand schon hoch am Himmel, als ich anfing zu denken und die Umstände, um mich herum, wieder mit allen Sinnen wahrnahm.

Ich stand am Anfang einer Brücke.

Sie führte über einen sehr breiten Fluss, dessen Wasser allein durch das Licht des Vollmondes erkennbar und nicht mit nie endender Leere zu verwechseln war.

Die Strömung ging relativ schnell und trotz der Autos, die im Hintergrund an mir vorbeifuhren, konnte ich das leise Plätschern hören, welches mich aus irgendeinem Grund beruhigte.

Mein Blick richtete sich wieder nach vorne, auf die leere Straße, in der Mitte der Brücke.
Straßenlaternen spendeten in regelmäßigen Abständen zusätzliches Licht, verzierten so allerdings auch den Asphalt mit unheimlich flackernden Schatten, die mit einem Mal anfingen sich von der Straße zu lösen, sich zu Gestalten zu formen und begannen sich zu bewegen.

Silhouetten von uniformierten Wächtern und Menschen in zerrissener Kleidung schienen ihre Geschichte anhand dieses Schattenspiels zu erzählen.
Es waren zum größten Teil Kriege, die sogar an den Seiten und Stützpfosten der Brücke ausgetragen wurden.

Unsicher über diesen Streich meiner Fantasie drehte ich meinen Kopf von links nach rechts, um mir auch sicher zu sein, dass ich mir das nicht komplett einbildete.
Obwohl ich das normalerweise nie tat.
Soweit ich mich erinnern konnte.

Doch sobald ich mir die andere Seite der Brücke ansah, verschwammen die Figuren in der Dunkelheit und verschmolzen zu zwei neuen Schatten.

Diese jedoch, trugen weder Uniformen, noch zerrissene Bauernkleidung, sondern sahen relativ normal aus.
Die linke Gestalt war sogar fast verwechselbar mit meinem Schatten, der durch das Licht der Stadt in meinem Rücken, direkt auf den Asphalt geworfen wurde.

Sie sah genau aus wie mein Schatten.

Entsetzt beobachtete ich den Jungen in der viel zu großen Strickjacke, wie er anfing mit jemandem aufgebracht zu diskutieren, der von der Art, wie er seinem Gegenüber eine Ohrfeige verpasste, irgendwie an Jungkook erinnerte.

Ich wollte einen Schritt auf die beiden streitenden Schatten zu machen, die sich verselbstständigt hatten, doch sobald ich einen Schritt vortrat und mein eigener Schatten mit wanderte, verblasste dieser im Licht der Straßenlaternen und sorgte für einen kalten Wind, der meine Gedanken durcheinander wirbelte und Teile davon, mit sich riss und davon trug.

Zurück blieb nur die Leere, die verhinderte, dass ich mein eigenes Denken einsetzen konnte.

Unsicher darüber, was ich als nächstes machen sollte, drehte ich meinen Kopf etwas zur Seite, woraufhin die Figuren erneut verschwammen und Platz machten, für zwei undefinierbare Schatten.

Ich kniff meine Augen zusammen, doch dieses Mal verschwanden diese unförmigen Schatten nicht.
Dafür aber hörte ich auf einmal eine Stimme in meinem Kopf.

Es war nicht so, als würde ich sie wahrnehmen.
Sie war einfach da und erfüllte mich irgendwie sofort mit ihrem Klang.

Der angenehme, tiefe Klang einer Stimme, für die ich, um sie zu vergessen, alles tun würde.

Das leichte Kratzen, was von der langjährigen Raucherlunge kam, löste etwas in mir aus.
Ein Kribbeln.
Nervosität.
Das Bedürfnis wegzurennen, in der Hoffnung, alles hinter mir zu lassen.

Erst als ich meine zusammengekniffenen Augen erneut öffnete und das Echo der Worte in meinem Kopf verhallt war, fasste ich deren Sinn auf.

„Kannst du mir verzeihen, Yoongi?"

Nightmares  ⇢  YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt